Trend gestoppt: Fairtrade mit Umsatzrückgang in der Krise

Ob Kaffee, Bananen oder Kleidung – Verbraucher legen laut Umfragen immer mehr Wert auf fair produzierte Güter. Doch der Anteil von Fairtrade-Ware am Gesamtmarkt bleibt niedrig. Und die Corona-Krise hat den Trend erstmal gestoppt.
Verbraucher gaben 2020 rund 1,8 Milliarden Euro für Fairtrade-Ware aus und damit fast drei Prozent weniger als noch 2019. (© Transfair e.V.)

Der Umsatz mit fair gehandelten Produkten ist im vergangenen Jahr erstmals seit langer Zeit wieder gesunken. Verbraucherinnen und Verbraucher gaben rund 1,8 Milliarden Euro für Fairtrade-Ware aus und damit fast drei Prozent weniger als noch 2019, wie das Forum Fairer Handel in der vergangenen Woche in Berlin mitteilte.

Damit ist der jahrelange Aufwärtstrend bei den Erlösen vorerst gestoppt. Zwischen 2011 und 2019 hatten sich die Umsätze mit fair gehandelten Produkten wie Kaffee, Bananen oder Textilien von knapp 480 Millionen Euro auf 1,85 Milliarden Euro beinahe vervierfacht.

Fairtrade macht am Gesamtmarkt wenig aus

Der Anteil am Gesamtmarkt bleibt indes niedrig. Der Verband, in dem sich Fairtrade-Händler organisiert haben, schätzt ihn etwa bei Lebensmitteln auf weniger als ein Prozent. Angesichts der kräftigen Umsatzzuwächse im konventionellen Lebensmittelhandel während der Krise dürfte der Anteil noch einmal deutlich geschrumpft sein.

Einen Großteil seiner Umsätze generiert der faire Handel mit Produkten, die das entsprechende Siegel tragen und auch im Sortiment der Supermarktketten und Discounter vorhanden sind. Sie stehen für etwa 80 Prozent des Gesamtumsatzes. Der Rest entfällt auf die sogenannten Weltläden sowie reine Fairtrade-Unternehmen.

Die Gründe des Rückgangs von Fairtrade

Der Geschäftsführer des Forums, Matthias Fiedler, erklärte den Rückgang bei Fairtrade-Produkten vor allem mit den Pandemiefolgen in Deutschland: „Der erste Grund, den ich nennen würde, ist der starke Einbruch im Außer-Haus-Verkauf“, sagte er. Gastronomen, Veranstalter und die Reisebranche seien in den vergangenen Jahren zu wichtigen Abnehmern fair gehandelter Produkte geworden. Der weitgehende Wegfall der Nachfrage aus diesen Bereichen sei deshalb besonders spürbar gewesen.

Hinzu komme die vorübergehende Schließung zahlreicher Weltläden, die traditionell ein wichtiger Verkaufsort für unter fairen Produktionsbedingungen hergestellte Ware ist.

Nicht zuletzt hätten viele Handelsunternehmen zudem Kraft und Geld aufgewendet, um auch die Produzenten zu unterstützen und durch die Krise zu bringen. „Die Unternehmen haben sofort umgeschaltet und gesagt, wir werden mit unseren Partnern gemeinsam durch die Krise gehen und nicht auf deren Kosten.“

Fiedler äußerte sich zuversichtlich, dass sowohl die Produzenten als auch die Händler in Deutschland gut durch die Krise gekommen sind und sich die Umsätze bald wieder steigen. Er forderte die Bundesregierung dazu auf, ein gesetzliches Verbot von Dumpingpreisen einzuführen und kritisierte etwa die jüngste Preisschlacht von Discountern bei Bananen.

he/dpa