Future Marketing Leaders 2025 – Folge 14: Michèle Anders

Sie weiß, wie Social Media zur kreativen Triebkraft für Marken wird. In unserer Serie stellen wir junge, vielversprechende Führungspersönlichkeiten vor. Heute: Michèle Anders.
Michèle Anders ist Director Social Media bei Huth+Wenzel.
Michèle Anders ist Director Social Media bei Huth+Wenzel. (© Rabea Siebmann, Montage: absatzwirtschaft)

Als Michèle Anders 2020 zu Huth+Wenzel kam, war Social Media dort noch ein Anhängsel der klassischen Kommunikation. Heute ist es ein zentraler Wachstumstreiber der Frankfurter Kreativ- und Kommunikationsagentur. In nur fünf Jahren hat die junge Frau den Bereich nicht nur aufgebaut, sondern zu einer prägenden Unit gemacht. Ein Erfolg, der sinnbildlich für den Wandel der Branche steht. Anders zeigt, dass Haltung, Humor und Herzblut mehr schaffen als Reichweite: Sie verwandeln Klicks und Likes in echtes Interesse und Interesse in messbare Leads, also potenzielle Kundenkontakte.  

Die 33-Jährige wusste schon früh, dass Kommunikation ihr Zuhause ist. Nach Praktika beim Grafikdesigner und in der Druckerei entschied sie sich bewusst für die Ausbildung zur Kauffrau für Marketingkommunikation – „weil ich nie etwas anderes machen wollte“. Heute führt sie eines der dynamischsten Teams bei Huth+Wenzel: von Content über Kreation bis hin zu Influencer Marketing und Media. Ihr Anspruch: „Social first“ auf allen Kanälen, für alle Kundinnen und Kunden. 

Preisgekrönte Kampagnen entstanden unter ihrer Regie 

Unter ihrer Leitung entstanden Kampagnen, die in der Branche für Aufmerksamkeit sorgten. Die LBS-Kampagne mit Rapper RIN (#BausparLifestyle) ist frech, emotional und vielfach ausgezeichnet: beim Deutschen Digital Award, ADC und Best Agency Award. Und auch die humorvolle Suzuki-Kampagne überzeugt mit TikTok-Bestwerten im Automotive-Segment. Für Michèle Anders zählen solche Erfolge aber nicht nur in Zahlen oder Trophäen: „Das Schönste war, als unser Social-Spot plötzlich im Fernsehen lief. Da wussten wir, dass sich die Kommunikationsregeln endgültig gedreht haben.“ 

Auf Karrierefragen reagiert Anders gelassen. Fünfjahrespläne? Nicht ihr Ding. „Ich bin Bauchgefühl-Managerin“, sagt sie. „Gesundes Wachstum ist mir wichtiger als Wachstum um jeden Preis.“ Das gilt für sie persönlich ebenso wie für ihr Team. Sie hat bei Huth+Wenzel ein Umfeld geschaffen, das Neugier, Verantwortung und Fehlerkultur miteinander verbindet – und so Raum für echte Kreativität schafft.  

Sie weiß auch, dass Führung heute anders funktioniert. Junge Kolleginnen und Kollegen würden mehr Fragen stellen und weniger Automatismen akzeptieren. „Wenn wir da nicht zuhören, sieht es für die Agenturlandschaft nicht rosig aus.“ Anders führt, indem sie inspiriert – nicht indem sie diktiert. Sie versteht sich als Coach, nicht als Chefin.  

Frankfurt: Heimatstadt, passend zu ihrem Bauchgefühl 

Geboren, aufgewachsen, geblieben − sie ist begeisterte Frankfurterin. „Ich liebe diese Stadt. Sie passt zu meinem Bauchgefühl“, sagt sie. Wegziehen? Kam nie infrage. Hier findet sie alles, was sie sucht: kreative Energie, Nähe zu Kundinnen und Kunden, urbane Vielfalt. Nach Feierabend legt sie eine Vinylplatte auf – Neo-Soul, R’n’B, Hip-Hop. Und wenn sie gerade nicht zwischen Kampagnen, Kundenterminen und Konzepten pendelt, greift sie zur Tätowiernadel: „Alles ganz vorsichtig auf Kunsthaut. Das ist dieses Plastikmaterial, auf dem ich übe. Ein, zwei Motive sind aber auch schon auf echter Haut gelandet – natürlich erst, nachdem ich ein paar Monate Erfahrung gesammelt hatte.“  

Es ist offensichtlich: Michèle Anders ist keine Managerin im klassischen Sinne. Vielmehr ist sie eine Architektin digitaler Beziehungen – und der Beweis, dass Marketing dann am besten funktioniert, wenn Leidenschaft, Neugier und eine gesunde Portion Bauchgefühl die Treiber sind. 


Lieblingsmarke? 

Marken, die Haltung zeigen, wie Ben & Jerry’s. Und solche, die Social Media nicht nur nutzen, sondern prägen, wie Duolingo. 

Tollste Werbung? 

Als Kind haben mich Pepsi, Snickers und Paulas Pudding (sind wir ehrlich!) begeistert; heute wechselt mein Favorit fast wöchentlich – aktuell ist GAP ganz vorn. 

Persönliches Vorbild? 

Menschen, die Fortschritt sehen und mitgehen. Führungskräfte, die nie aufhören, an sich zu arbeiten. Und Juniorinnen und Junioren, die mutig hinterfragen. 

Bester Rat? 

Wir können Menschen nur bis vor die Stirn gucken. Fragen und zuhören hilft. Fehler passieren – wichtig ist, daraus zu lernen. Werbung braucht Herz(blut), aber sie ist keine Operation am offenen Herzen. 

Was treibt dich an? 

Erfolg in all seinen Facetten.  

Gerhard Walter (gew, Jahrgang 1962) ist Wirtschaftsredakteur bei der Solutions by Handelsblatt Media Group und blickt seit diesem Sommer auf 40 Jahre Berufserfahrung zurück. Der Vater eines erwachsenen Sohnes geht gerne wandern, mag Kuchen – und hofft, dass der Wuppertaler SV bald den Aufstieg aus der Regionalliga in die 3. Liga schafft.