Die Marketingpläne von Aldi Nord

Aldi Nord setzt seit diesem Jahr auf Sportsponsoring. Bereits 2018 schloss der Discounter einen Vertrag mit dem Musikfestival „Deichbrand“. Was es mit den Engagements auf sich hat, erklärt Marketing-Geschäftsführer Kay Rüschoff im Gespräch mit absatzwirtschaft.
Aldi Nord im Beachvolleyball
"Aldi Korner" bei der Beach Tour: "Fühlen uns wohl, wo Menschen sind." (© Aldi Nord)

Selbst in der Sportbusiness-Branche wirkte es verwunderlich, als Aldi Nord im März als offizieller Presenting-Partner der am Sonntag beendeten Beachvolleyball-Weltmeisterschaft vorgestellt wurde. Es war schließlich das erste größere Sportsponsoring des Discounters aus Essen überhaupt – mit einem Investment von rund 700.000 Euro gleichzeitig kein kleines.

Was aber führt Aldi Nord zum Beachvolleyball-Sponsoring? Und wie sehen die weiteren Marketing-Pläne des Discounters aus?

Aldi Nord: „Wir sind Deutschlands führender Bio-Händler“

„Große Sportevents wie die Beachvolleyball-WM in Hamburg sind eine perfekte Plattform, um unsere Kernkompetenzen zu zeigen. Bei der WM sind wir offizieller Frische-Partner, was für uns als Deutschlands führender Bio-Händler natürlich eine optimale Rolle ist“, erklärt Kay Rüschoff, Geschäftsführer Marketing und Kommunikation.

Dass die Wahl dabei auf ein Event-Sponsoring fiel, hat mehrere Gründe. Rüschoff sagt: „Zum einen findet die Beachvolleyball-WM 2019 in Hamburg statt und liegt mitten in unserem Filialgebiet. In der Hansestadt sind wir mit drei Regionalgesellschaften und mehr als 80 Märkten vor Ort.“ Darüber hinaus sei „Beachvolleyball eine Sportart mit einer einfachen Spielidee, bei der jeder Fan sofort begeistert dabei sein kann“. Rüschoff sagt: „Beachvolleyball ist einfacher, ehrlicher Sport für jedermann – und das passt zu Aldi Nord.“

Neben Logopräsenzen auf Werbemitteln wie Banden und auf den Trikots aller Spielerinnen und Spieler aktivierte Aldi Nord das WM-Sponsoring vor Ort mit einem rund 300 Quadratmeter großen Modul, auf dem unter anderem ein Spiele-Parcours integriert war. Zudem gab es Gewinnspiele, bei denen unter anderem frische Lebensmittel gewonnen werden konnten. Insgesamt wurden allein 20.000 Äpfel während der zehn WM-Tage an die Besucher und Spieler verteilt.

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Aldi Nord baut Sponsoring im Beachvolleyball aus

Wie das Unternehmen am vergangenen Donnerstag bekannt gab, wird Aldi Nord sein Beachvolleyball-Sponsoring sogar über die WM in Hamburg hinaus ausweiten. So wird der Discounter Premium-Sponsor der Beachvolleyball-Turnierserie „Techniker Beach Tour“ des Deutschen Volleyball-Verbandes – die 2019 noch in Fehmarn, Kühlungsborn, St. Peter-Ording, Timmendorfer Strand und Zinnowitz/Usedom gastiert. „Für uns ist das Engagement bei der Beach Tour der logische nächste Schritt“, sagt Rüschoff. Die „überwältigende Resonanz und das positive Feedback der Fans in Hamburg“ habe Aldi Nord „darin bestärkt, dass das der richtige Weg ist“.

Als offizieller Frische-Partner versorgt Aldi Nord die Fans an Nord- und Ostsee mit kühlen Getränken und frischem Obst. Am rund 100 Quadratmeter großen sogenannten „Aldi Korner“ auf den Turniergeländen gibt es Getränke, kleine Sportaktivitäten und Gewinnspiele. Beim Finale der Beach Tour am Timmendorfer Strand wird zudem auch Kira Walkenhorst wieder für Aldi Nord als Markenbotschafterin dabei sein. Die Beachvolleyball-Olympiasiegerin von Rio 2016 agierte schon bei der WM in Hamburg als Expertin und Gesprächspartnerin für alle Fans am „Aldi Korner“.

Marketingchef Rüschoff: „Keine grundsätzliche Neuausrichtung“

Die Engagements im Beachvolleyball sieht als Aldi-Nord-Marketingchef Rüschoff allerdings nicht als „grundsätzliche Neuausrichtung“ im Marketing des Discounters. Vielmehr sei es „die Fortsetzung unseres mit dem Engagement auf dem Deichbrand-Festival bereits eingeschlagenen Weges“. Er sagt: „Wir fühlen uns wohl, wo die Menschen sind, deswegen gehen wir sehr gern den Schritt dorthin.“

Das „Deichbrand“ ist ein jährlich stattfindendes Musikfestival in Cuxhaven. 2018 waren rund 60 000, überwiegend junge Besucher vor Ort dabei – und Aldi Nord erstmals als Sponsor des Events an Bord. Seinerzeit hatte Aldi Nord zur Aktivierung des Engagements unter anderem auf dem Eventgelände einen 2100 Quadratmeter großen, temporären Supermarkt aufgebaut. Dabei waren 16 Kassen, 12 Backautomaten und 200 Aldi-Nord-Mitarbeiter im Einsatz. Über die Festivaltage wurden insgesamt rund 78.000 Bons abgerechnet.

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Influencer, Philipp Lahm – und E-Sports?

Mit seinen neuartigen Engagements im Sport und in der Musikbranche will Aldi Nord vor allem jüngere Zielgruppen ansprechen. Laut Rüschoff wird es dabei in der Gesamtbetrachtung zunehmend wichtig, den „richtigen Mix aus klassischen, modernen digitalen und außergewöhnlichen Formaten zu finden“. Auch beispielsweise „Influencer mit Tausenden von Followern“ seien „interessante Partner“. Rüschoff sagt: „Dabei geht es aber nicht allein um Reichweite. Zum Teil lassen wir unsere Produkte auch testen, und zwar objektiv und kritisch. Alles andere wäre auch nicht glaubwürdig.“

Unter anderem hatte Aldi Nord in der Vergangenheit beispielsweise eine Sportkollektion mit der Fitness-Bloggerin Sophia Thiel entworfen und weitere Kooperationen mit dem Ex-Fußballprofi Philipp Lahm sowie Wolfgang Joop Heimtextilien geschlossen.

Es ist durchaus davon auszugehen, dass Aldi Nord Marketingbudgets für weitere Investitionen in neue Formate und Plattformen bereitstellt. Vor dem Hintergrund, jüngere Zielgruppen erschließen zu wollen, könnten beispielsweise auch die Trendthemen E-Sports und Gaming spannende Plattformen darstellen – insbesondere auch um bei Eventformaten mit jüngeren Zielgruppen gesunde Lebensmittel zu bewerben. Marketingchef Rüschoff hält sich dazu zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch bedeckt. Er sagt: „Als Lebensmitteleinzelhändler beobachten wir diese Entwicklungen sehr genau und prüfen natürlich auch potenzielle Nutzungsoptionen.“

Philipp Lahm und Aldi Nord

Ex-Profifußballer Philipp Lahm als Markenbotschafter für Aldi

Aldi Nord: Transformation kostet über fünf Milliarden Euro

Die neuen Ansätze im Marketing könnten mit der grundlegenden Transformation von Aldi Nord in Verbindung stehen. Ende Juli 2017 verkündete der Konzern den Start des größten Umbauprogramms der Unternehmensgeschichte unter dem Namen „Aldi Nord Instore Konzept“, kurz: „Aniko“. „Aniko ist eine der bedeutendsten unternehmerischen Entscheidungen in der Geschichte von Aldi Nord“, sagte der ansonsten in der Öffentlichkeit zurückhaltende Theo Albrecht junior angesichts der Dimensionen der Transformation.

Beim Projekt „Aniko“ sollen die rund 2300 Alid-Nord-Filialen in Deutschland umgebaut werden. Die Läden sollen unter anderem durch breitere Gänge und mithilfe eines neuen Lichtkonzepts freundlicher gestaltet werden. Zudem werden im Rahmen von „Aniko“ die Verkaufsflächen für frische Waren wie Obst und Gemüse, Fisch, Fleisch und Backwaren sowie Bio-Produkten und Convenience-Artikeln nach eigenen Angaben „deutlich ausgebaut“. Die Sortimente sollen demnach von im Schnitt rund 600 Produkten auf etwa 1500 Artikel aufgestockt werden.

Die Investitionen für den Unternehmensumbau von Aldi Nord liegen bei über fünf Milliarden Euro.

absatzwirtschaft Archiv: Artikel zu Aldi

(he, Jahrgang 1987) – Waschechter Insulaner, seit 2007 Wahl-Hamburger. Studierte Medien- und Kommunikationswissenschaften und pendelte zehn Jahre als Redakteur zwischen Formel-1-Rennstrecke und Vierschanzentournee. Passion: Sportbusiness. Mit nachhaltiger Leidenschaft rund um die Kreislaufwirtschaft und ohne Scheuklappen: Print, live, digital.