Corona-Analysen: Gute Nachrichten für Autobauer

Auch abseits der Statistiken zu den Infizierten, Genesenen oder Verstorbenen in der Corona-Krise gab es in den letzten Tagen eine Reihe von interessanten Zahlen und Untersuchungen zum Coronavirus und seinen Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft. Die wichtigsten Ergebnisse für die Marketingbranche im Überblick.
Kaufanreize für Autos dürften ein Teil des Konjunkturpakets sein, das der Staat schnüren will. (© Sacha T'Sas / Unsplash)

Kurbelt Corona die Automobilverkäufe an? Laut einer im Mai veröffentlichten Studie des Instituts für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) könnte der Deutschen liebstes Fortbewegungsmittel in der Krise weiter profitieren. In öffentlichen Verkehrsmitteln fühlen sich viele Menschen demnach wegen der Infektionsgefahr unwohl. Sicher fühle man sich hingegen im eigenen Pkw wie auch auf dem Fahrrad. Fast alle Befragten gaben demnach an, sich im Auto wohler oder genauso wohl zu fühlen wie vor der Krise.

© DLR

„Im Kontext der Corona-Krise kann man durchaus von einem Revival des Privatautos sprechen“, sagte Barbara Lenz, Direktorin des DLR-Instituts für Verkehrsforschung. „Überraschenderweise vermissen besonders viele junge Städter in dieser Situation das eigene Fahrzeug. Ob diese Entwicklungen auch in der Zeit nach Corona anhalten, wird nicht nur für uns Forschende spannend zu beobachten sein.“

Anschaffungsneigung für weitere Autos hoch

Kaum ein Thema ist derzeit so heiß diskutiert wie die Debatte um mögliche Kaufanreize für Autos. Eine aktuelle Verbraucherbefragung deutet an, dass mögliche Kaufprämien auf Interesse stoßen könnten, weil sich zahlreiche Pkw-Besitzer ohnehin mit dem Gedanken eines zusätzlichen Autos tragen. Die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) analysiert in ihrem aktuellen DAT-Barometer darüber hinaus unterschiedliche Verhaltensweisen der Endverbraucher in Zeiten von Corona, etwa das Werkstattgeschäft, die Kilometerfahrleistung oder die Einschätzung der aktuellen Situation. Basis ist eine repräsentative Befragung der Pkw-Halter durch die GfK.

Hier sind die wichtigsten Ergebnisse:

  • 25 Prozent geringere Fahrleistung im April: Die Mehrheit der Pkw-Halter ist im April spürbar weniger Kilometer gefahren als in einem Durchschnittsmonat. Nur neun Prozent aller Befragten hat das eigene Automobil häufiger genutzt als sonst. Im Schnitt ging die Fahrleistung um 25 Prozent zurück.
  • Corona führt zu Überlegungen, ein weiteres Automobil anzuschaffen: Zwölf Prozent aller Befragten überlegen sich, ein weiteres Automobil anzuschaffen, damit möglichst viele Personen im Haushalt „kontaktlos mobil“ sind. Die Altersgruppe 30-39 Jahre sticht mit 29 Prozent deutlich hervor. Für 24 Prozent der Mehrpersonenhaushalte mit Kindern gilt das ebenfalls.
  • Zahlreiche Werkstattarbeiten wurden verschoben: In den Monaten März und April standen bei immerhin fast drei Viertel aller Pkw-Halter Arbeiten am Fahrzeug an. Davon haben 23 Prozent ihre geplanten Termine verschoben – vor allem aus Angst vor Infektionen.
  • Werkstatttreue sehr hoch: In Zeiten von Corona haben nur sehr wenige Pkw-Halter die Werkstatt gewechselt. Die Treue lag im März und April bei 86 Prozent. Diese hohe Zahl bestätigt auch der DAT-Report seit vielen Jahren.
  • ÖPNV für Pkw-Halter derzeit kaum ein Thema – auch künftig nicht: 77 Prozent aller Befragten nutzen den öffentlichen Personennahverkehr derzeit noch seltener als sonst und bestätigten, das auch künftig nicht vorzuhaben.

Zustimmung für Auto-Kaufprämie – aber nicht pauschal

Auch das Nürnberger Marktforschungsinstitut Puls hat sich zuletzt im Rahmen einer Studie mit der Frage beschäftigt, ob und welche Art von Autokaufprämie in der Kundengunst vorne liegt. Dazu wurden 531 Personen befragt, die in den kommenden sechs Monaten eine Auto-Anschaffung planen. 78 Prozent beführworten eine Autokaufprämie. Unter den weiblichen Befragten war die Zustimmung mit 86 Prozent deutlich höher als bei männlichen (76 Prozent).

Gespalten sind laut PulsStudie dagegen die Meinungen zur Ausgestaltung der Autokaufprämie: Jeder Dritte (34 Prozent) befürwortet eine generelle Kaufprämie für alle Neuwagen, 26 Prozent präferieren eine solche Kaufprämie als Ökoprämie für klimafreundliche Fahrzeuge und immerhin 18 Prozent sprechen sich für eine Mobilitätsprämie aus, die den Verbrauchern die freie Wahl zwischen einem Auto und anderen Verkehrsmitteln (zum Beispiel ÖPNV) lässt. 22 Prozent finden eine Prämie überflüssig, weil dadurch eine bestimmte Branche bevorzugt würde.

Vor diesem Hintergrund deckt sich laut Puls-Geschäftsführer Dr. Konrad Weßner „der von der Politik angedachte Weg einer gestaffelten Prämie für Autos nach Klimafreundlichkeit ziemlich genau mit den Kundenpräferenzen“. Ergänzend könnte über eine Mobilitätsprämie nachgedacht werden, die immerhin jeder Fünfte befürwortet. Um ein „Abwarten und Tee trinken“ bei Auto-Interessenten zu vermeiden, sollte zu der Kaufprämie für diese deutsche Schlüsselindustrie in jedem Fall schnell eine klare Entscheidung getroffen werden.

Neue Nutzer digitaler Dienste bleiben nach Corona-Krise

In der Corona-Krise haben viele Menschen in Deutschland zum ersten Mal neue digitale Dienste ausprobiert – und wollen sie laut einer Umfrage größtenteils weiternutzen. Gut drei Viertel der Erstnutzer digitaler Kanäle (77 Prozent) kündigten das an, wie die Erhebung des Beratungsunternehmens McKinsey ergab. Am höchsten war dabei die Absicht zum Bleiben beim Online-Banking mit 86 Prozent und am niedrigsten beim Lebensmittelkauf übers Internet mit 63 Prozent.

Für die Umfrage wurde die Nutzung von digitalen Angeboten aus zehn Bereichen abgefragt – darunter auch Versicherungen, Reisen, Unterhaltung, Bekleidungskauf. Vor der Krise nutzte eine Person digitale Kanäle im Schnitt aus 2,1 dieser Branchen – jetzt seien es 4,6. Fast jeder Vierte neue Nutzer (23 Prozent) digitaler Angebote gab dabei der Umfrage zufolge sein Geld für Unterhaltung aus, gefolgt vom Online-Kauf von Bekleidung (19 Prozent) und Lebensmitteln (17 Prozent).

Corona hat Auswirkung auf Ausgabeverhalten

Die Corona-Pandemie hat für viele Menschen Auswirkungen auf ihre berufliche Situation. Zwar hat sich für 64 Prozent aktuell nichts geändert, wie eine repräsentative Umfrage von Kantar Emnid im Auftrag von Fidelity International zeigt. Allerdings sind 20 Prozent der Befragten von Kurzarbeit betroffen. 12 Prozent spüren starke finanzielle Einbußen. Ein Prozent der Befragten beklagt Jobverlust.

Das wirkt sich auf das Ausgabe- und Vorsorgeverhalten vieler Verbraucher aus: 32 Prozent der Befragten reduzieren ihre Ausgaben für Luxusgüter wie Schmuck. 20 Prozent haben größere Anschaffungen wie ein Auto verschoben. 12 Prozent haben ihre Sparraten oder Altersvorsorge vorübergehend gekürzt oder dauerhaft ausgesetzt. Bei 51 Prozent der Befragten gibt es keine Einschränkungen. Frauen treten dabei stärker auf die Ausgabenbremse als Männer: So reduzieren 40 Prozent der Frauen ihre Konsumausgaben im Vergleich zu 25 Prozent der Männer.

Verbraucher vertrauen auf Service-Siegel

Service-Siegel beeinflussen das Kaufverhalten positiv. Bei vergleichbaren Anbietern ziehen 22 Prozent der Siegel-Kenner den zertifizierten Dienstleister vor. Zudem sind 43 Prozent bereit, dafür zumindest geringfügig höhere Preise in Kauf zu nehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung des Hamburger Marktforschungsinstituts Splendid Redearch unter 2400 Deutschen zwischen 18 und 69 Jahren zum Thema Service-Siegel.

Service-Siegel bieten daneben für viele eine wichtige Orientierung: 45 Prozent der Verbraucher stimmen der Aussage zu, ein Dienstleister mit Siegel sei grundsätzlich glaubwürdiger, als einer ohne. Für immerhin noch knapp ein Drittel der Deutschen steht eine Siegelauszeichnung für eine gesteigerte Beratungsqualität. Das höchste Vertrauen genießen demnach das RenewablePlus-Label (76 von 100 Punkten) sowie die Service-Siegel von TÜV Rheinland (74 Punkte), TÜV Saarland (73 Punkte) und TÜV Nord (72 Punkte). Spitzenreiter in Sachen Bekanntheit sind TÜV Rheinland Geprüfte Servicequalität (82 Prozent), TÜV Saarland Service tested (72 Prozent) sowie das Deutschland Test-Siegel von Focus Money (70 Prozent).

Mit Optimismus und Zuversicht durch die Krise

Der Software-Anbieter Salesforce hat Arbeitnehmer in sechs Ländern zu ihren Erwartungen und Zukunftsängsten befragt. Das Ergebnis: Generell sind die Deutschen in der Krise, verglichen mit anderen Ländern, relativ optimistisch und zuversichtlich. Eine knappe Mehrheit fühlt sich gut und sicher – 68 Prozent können sich sogar vorstellen, langfristig von Zuhause aus zu arbeiten. Die größten Sorgen machen sich die Befragten in Deutschland um ihre körperliche Gesundheit (42 Prozent sehr oder extrem besorgt) und ihre langfristige finanzielle Situation. 42 Prozent befürchten, dass ihr Arbeitsplatz gefährdet ist. Damit befindet sich Deutschland im europäischen Durchschnitt: In Großbritannien teilen diese Sorge 49 Prozent, in Frankreich 42 Prozent.

Zu den Erwartungen an die Zukunft der Arbeit der Befragten in Deutschland, sind die Ergebnisse zum Teil überraschend:

  • Sieben von zehn Befragten (68 Prozent) bewerten das Home-Office positiv und können sich vorstellen, langfristig von Zuhause aus zu arbeiten.
  • Deutliche Unterschiede gibt es zwischen den Geschlechtern. Während 49 Prozent der Frauen in Deutschland in der aktuellen Situation Unsicherheit verspüren, trifft dies nur auf 35 Prozent der Männer zu.
  • Ältere Arbeitnehmer blicken optimistischer in die Zukunft als ihre jüngeren Kollegen und sehen sich mit ihren Fähigkeiten für den Arbeitsmarkt der Zukunft gut aufgestellt. 76 Prozent der sogenannten Generation X schätzen ihr Skill Set auf der Höhe der Zeit ein, während dies nur 66 Prozent der Millennials von sich behaupten.
  • Gleichzeitig geben fast die Hälfte (43 Prozent) der 1965 bis 1975 Geborenen an, dass sie sich mehr Fortbildungsangebote wünschen (50 Prozent der Millennials).

(tht, Jahrgang 1980) ist seit 2019 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Davor war er zehn Jahre lang Politik- bzw. Wirtschaftsredakteur bei der Stuttgarter Zeitung. Er hat eine Leidenschaft für Krimis aller Art, vom Tatort über den True-Crime-Podcast bis zum Pokalfinale.