VW startet Auslieferung des ID.3 – E-Reihe soll Konzern verändern

Die Vorbereitungen dauerten länger als geplant. Doch jetzt bringt Volkswagen die ersten Exemplare seines absehbar wichtigsten Modells auf den Markt. Der ID.3 soll der Auftakt zu einem grundlegenden Wandel sein – für Autofahrer und Autobauer gleichermaßen.
Der ID.3 soll E-Mobilität massentauglich machen: Er ist verglichen mit bisherigen Mittelklasse-Elektroautos relativ günstig und hat eine höhere Reichweite. (© VW)

Volkswagen hat mit der Auslieferung seiner neuen Elektroautos begonnen: Am Freitagvormittag wurden die ersten ID.3 an Kunden in Wolfsburg und in der Gläsernen Manufaktur in Dresden übergeben. „Jetzt beginnt eine neue Ära für klimaneutrale Mobilität“, sagte die Vertriebsleiterin für E-Mobilität, Silke Bagschik, in Dresden. Insgesamt sollen in der „Gläsernen Manufaktur“ bis zum Samstag sieben Fahrzeuge an Kunden übergeben werden, in Wolfsburg am Wochenende rund 40 Stromer. Laut Volkswagen wurden europaweit 25.000 der auf 30.000 limitierten ersten Edition des ID.3 bereits verkauft.

Zunächst gibt es den ID.3 in dieser begrenzten Sonderausgabe, das Serienmodell soll dann ab Oktober auf die Straße kommen. VW hatte die Produktion im November 2019 in Zwickau begonnen, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) begleitete damals die Eröffnung der Linie. Seither wurden den Angaben zufolge rund 27.000 Fahrzeuge in der sächsischen Autofabrik gebaut, die bis zum Jahresende komplett auf Elektromobilität umgerüstet werden soll. Ab 2021 soll das Auto zusätzlich aus der „Gläsernen Manufaktur“ in Dresden kommen.

Auftakt einer Reihe reiner E-Modelle

Das für den größten Autokonzern mit Abstand wichtigste Modell für die kommenden Jahre bildet den Auftakt einer Baureihe reiner E-Fahrzeuge, in die Milliarden-Investitionen fließen. Nach der Übergabe der Wagen in Dresden und Wolfsburg an eine ausgewählte Zahl von Käufern startet am Montag der allgemeine Marktanlauf.

Der ID.3 soll dazu beitragen, E-Mobilität massentauglich zu machen. Er ist verglichen mit bisherigen Mittelklasse-Elektroautos relativ günstig und hat eine höhere Reichweite. Als weitere E-Modelle der Serie folgen zum Jahreswechsel der kompakte SUV ID.4, später auch der Elektro-Bulli ID.Buzz. Bei Konzerntöchtern wie Audi, Skoda oder Seat wird dieselbe Plattform eingesetzt: Der Modulare E-Antriebs-Baukasten (MEB) ist die Basis zahlreicher künftiger Modelle, von denen bis zum Jahr 2028 bis zu 22 Millionen Stück gefertigt werden sollen.

Marktstart für Sommer geplant und verschoben

In der Software-Ausstattung hatte es Probleme gegeben. Ursprünglich war der Marktstart des ID.3 schon im Sommer geplant gewesen. Doch vor allem die Vernetzung der Steuergeräte hatte sich als sehr komplexes Thema erwiesen. Einige Funktionen sind in den jetzt ausgelieferten Autos noch nicht verfügbar, die Kunden müssen im Winter Updates nachladen. Das Branchenmagazin „Auto, Motor und Sport“ sah nach einem Fahrtest bei Verarbeitung und Elektronik des ID.3 „noch erheblichen Nachbesserungsbedarf“. Die Produktion des ID.4 ist bereits angelaufen, ebenfalls in Zwickau.

Die Nachfrage nach vor allem kleineren Elektroautos war zuletzt auch durch die aufgestockten Kaufprämien gestiegen. Die Anpassung der nötigen Fertigungskapazitäten ist für die Autobauer aber schwierig. Ob der Durchbruch der E-Mobilität in Deutschland gelingt, ist noch unklar. Gleichzeitig muss VW etwa für die E-Version des Kleinstwagens Up einen Bestellstopp verhängen, weil die Produktion hier nicht mit den Bestellungen mithält und so längere Wartezeiten entstehen. Konzernchef Herbert Diess ließ jüngst auch den Chef des US-Rivalen Tesla, Elon Musk, einen ID.3 Probe fahren.

Produktion soll klimaneutral sein

Insgesamt steckt Volkswagen bis 2024 etwa 33 Milliarden Euro in die Elektromobilität, ein Drittel davon bei der Kernmarke. Nach und nach werden mehrere Werke vollständig umgestellt und die Belegschaft weiterqualifiziert.

Die Produktion des Autos soll CO2-neutral sein. Bei den Lieferketten für Batterie-Rohstoffe will VW die Transparenz zu Arbeitsbedingungen und Umweltfolgen erhöhen und schloss dazu eine Partnerschaft mit der darauf spezialisierten Agentur RCS Global.