Top 8 Corona-Analysen: Apps, Markentreue und Fahrräder

Abseits der Statistiken zu den direkt Betroffenen der Covid19-Pandemie gibt es eine Reihe von interessanten Zahlen und Untersuchungen mit Bezug auf den Coronavirus und seinen Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft. Relevante Studienergebnisse stellen wir hier vor.
Die Fahrrad-Branche ist ein Gewinner der Krise. (© Benedikt Geyer / Unsplash)

App-Boom setzt sich fort

Der deutsche App-Markt stellt jedes Jahr neue Rekorde auf: Im Jahr 2020 werden voraussichtlich 1,99 Milliarden Euro mit Apps umgesetzt – ein Plus von 24 Prozent gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2019 (1,61 Milliarden Euro). Das berichtet der Digitalverband Bitkom auf Basis von Daten des Marktforschungsinstituts research2guidance. Demnach stellen mehr als drei Viertel der Umsätze sogenannte In-App-Käufe dar, 1,55 Milliarden Euro entfallen darauf. Mit Werbung in Apps werden 399 Millionen Euro erlöst, was einem Umsatzanteil von 20 Prozent entspricht. Kostenpflichtige Apps haben für den Markt hingegen stark an Bedeutung verloren, ihr Anteil beträgt nur noch zwei Prozent der Umsätze (52 Millionen Euro).

„Der App-Markt ist im Dauerboom und zeigt sich auch während der Corona-Pandemie absolut krisenresistent“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Die Anzahl der App-Downloads in den zwei größten App-Stores wird im laufenden Jahr voraussichtlich 2,75 Milliarden betragen, ein Plus von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 72 Prozent der Downloads entfallen dabei auf den Google Play Store, 28 Prozent auf den App-Store von Apple. Gaming-Apps dominierten den Markt und sorgten für die größten Umsätze, so Rohleder.

Die wichtigste App des Jahres 2020 mit inzwischen fast 18 Millionen Downloads sei aber die Corona Warn-App – auch wenn sie kostenlos sei und insofern in den Marktdaten keinen Niederschlag finde.

Angst vor Infektionen dämpft Umweltbewusstsein

Bis zum Beginn des Jahres war das Thema Nachhaltigkeit in aller Munde – auch bei Geschäftsreisenden. 91 Prozent von ihnen war es damals „wichtig“ oder „sehr wichtig“, auf eine umweltfreundliche Reiseverbindung zu achten. Dann kam Corona und verschob die Prioritäten: Über die Hälfte der Geschäftsreisenden meint nun, dass unterwegs künftig weniger Wert auf Nachhaltigkeit gelegt werden wird. Immerhin 36 Prozent sind überzeugt, dass die Bedeutung steigen wird, und elf Prozent glauben, dass sich nichts verändern wird. Das sind Ergebnisse der aktuellen Studie „Chefsache Business Travel 2020“, einer Initiative von Travel Management Companies im Deutschen Reiseverband (DRV).

Besonders bei der Wahl der Unterkunft wollen Geschäftsreisende künftig mehr Wert auf Umweltfreundlichkeit legen. 36 Prozent der Befragten haben sich das vorgenommen. Das Bezahlen eines Öko-Aufschlags zugunsten von Klimaschutzprojekten planen 33 Prozent in Zukunft öfter ein. Und 32 Prozent haben vor, demnächst häufiger Verpackungsmüll zu vermeiden.

Manche Pläne haben allerdings auch negative Auswirkungen auf den ökologischen Fußabdruck. So möchten künftig 26 Prozent deutlich weniger Wert auf eine klimafreundliche Anreise mit Bus und Bahn legen. Und 28 Prozent sagen, dass sie künftig seltener vorhaben, statt eines Taxis den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Geschäftsreisende wollen auch unterwegs kein Infektionsrisiko eingehen und setzen deshalb stärker auf den Individualverkehr als vor der Pandemie.

HUK-Coburg ist die stärkste Versicherungsmarke

Die Huk-Coburg landet im aktuellen „Markenbarometer Assekuranz 2020“ des Marktforschungs- und Beratungsinstituts „Heute und Morgen“ auf Platz 1, gefolgt vom Marktführer Allianz und der Axa. In der Marken-Benchmark-Studie wurden über 2000 Bundesbürger ab 18 Jahren ausführlich zu 20 Top-Versicherungsmarken befragt. Die Huk überzeugte bei der Gesamtstärke der Marke – und speziell in puncto Sympathie, Vertrauen und Weiterempfehlung ist mit großem Abstand die erste Wahl für Kfz-Versicherungen. Auch andere Versicherer können in bestimmten funktionalen Markendimensionen punkten, beispielsweise die CosmosDirekt im Kompetenzbereich Innovation und die Zurich in der Anlageorientierung.

© Markenbarometer Assekuranz 2020

Gegenstand der Untersuchung war auch, welche Motive Versicherungsmarken ansprechen – und welche Marken am besten zu welchen Motivtypen passen: In psychologischer Hinsicht bedienen die meisten Versicherungsmarken das menschliche Grundmotiv nach Balance (Stabilität, Kontrolle, Harmonie). Die Allianz spricht in sehr ausgeprägter Form zudem das Dominanzmotiv an (Stärke, Ehrgeiz, Durchsetzung), während die HUK-Coburg wenig dominant und eher als „sanfter Riese“ wirkt. Nur wenige Versicherer (besonders CosmosDirekt und Ergo), sprechen auch das Bedürfnis nach Stimulation an (Kreativität, Neugier, Erlebnis).

Mit Blick auf grundlegende menschliche Motivtypen haben verschiedene Versicherungsmarken unterschiedliche Stärken und Potenziale: So sprechen beispielsweise die Marken Allianz, CosmosDirekt und Zurich vor allem die „Ehrgeizigen“ an, während bei den „Bodenständigen“ vor allem die Marken Alte Leipziger, Nürnberger und Gothaer punkten können. Die HUK-Coburg spricht am stärksten die „Kontrollierten“ und „Fürsorglichen“ an, während die Marken CosmosDirekt und Ergo eine hohe Passung zu den Motivtypen „Tolerante“ und „Draufgänger“ zeigen.

Fahrradboom in der Corona-Krise

Die Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Fahrrädern angetrieben. Seit der Wiedereröffnung der Geschäfte erlebte die Branche einen regelrechten Run auf Fahrräder, E-Bikes, Komponenten und Zubehör, wie der Zweirad-Industrie-Verband berichtet. Der Verband geht davon aus, dass im ersten Halbjahr etwa 3,2 Millionen Fahrräder und E-Bikes verkauft wurden und damit rund 9,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Fahrräder, deren Absatz den Angaben zufolge tendenziell seit Jahren leicht gesunken ist, erlebten ein Comeback. Der Verband rechnet für das erste Halbjahr mit einem Plus von rund 6,1 Prozent auf 2,1 Millionen Fahrräder. Die Nachfrage nach E-Bikes stieg weiter auf geschätzt 1,1 Millionen Stück. Das entspreche einem Zuwachs von rund 15,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Produktion von Fahrrädern und E-Bikes in Deutschland sank in den ersten sechs Monaten dagegen leicht um 1,1 Prozent auf 1,39 Millionen Fahrzeuge.

Bautz´ner, Heichelheimer und Rotkäppchen sind Markentreuesieger

Jährlich lässt die MDR Media GmbH (ehemals MDR-Werbung) Einkaufsverhalten, Bekanntheit und Beliebtheit mitteldeutscher Marken sowie die beliebtesten Einkaufsmärkte untersuchen. Bei der 11. Mitteldeutschen Markenstudie stieg die Zahl der Befragten auf 5000 in Mitteldeutschland und 1000 im gesamten Bundesgebiet. 119 Marken wurden abgefragt.

Die treuesten Kunden hat dabei Bautz´ner Senf. Wenn sie Senf kaufen, kaufen 79 Prozent der Mitteldeutschen stets den Senf aus Sachsen. Über eine ähnlich hohe Markentreue verfügen Heichelheimer Klöße aus Thüringen und Rotkäppchen Sekt aus Sachsen-Anhalt.

Hier sind weitere wichtige Ergebnisse im Überblick:

© Mitteldeutsche Markenstudie 2020

Onlinehandel profitiert von Corona-Krise

Der Einzelhandel arbeitet sich weiter aus dem Corona-Tief. Im Juli stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahresmonat bereinigt um Preiserhöhungen (real) um 4,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland, war der Umsatz um 0,9 Prozent höher. Das stärkste Umsatzplus verzeichnete erneut der Internet- und Versandhandel (plus 15,6 Prozent), der durch die Corona-Krise einen Schub bekommen hatte. Auch die Erlöse mit Einrichtung, Haushaltsgeräten und Baubedarf (plus 12,9 Prozent) sowie mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren (plus 4,2 Prozent) legten gegenüber dem Vorjahresmonat zu.

Der Modehandel leidet dagegen weiter unter den Folgen der Corona-Krise. Die Geschäfte mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren verringerten sich um 8,0 Prozent. Der Einzelhandel mit Waren verschiedener Art, worunter Waren- und Kaufhäuser fallen, verzeichnete Einbußen von 14,5 Prozent. Die Branche sieht sich auch noch nicht über den Berg: Die Corona-Krise werde den Handelsunternehmen abseits des Lebensmittelhandels voraussichtlich Umsatzeinbußen von 40 Milliarden Euro bescheren, sagte der Präsident des Branchenverbands HDE, Josef Sanktjohanser jüngst. Viele Bekleidungshändler durchlebten weiter schwere Zeiten.

Nutzung von Internet-Radio und Podcasts steigt

Immer mehr Menschen in Deutschland hören einer Studie zufolge im Internet Radio und Podcasts. Online-Audio-Angebote erreichen inzwischen mehr als 70 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren, wie aus dem aktuellen „Online-Audio-Monitor 2020“ hervorgeht. Das entspreche 50 Millionen Nutzern, im Vorjahr seien es noch 6,1 Millionen weniger gewesen. Die neueste Befragung erfolgte von Ende April bis Mitte Juni – sie fiel also in die Zeit der Corona-Pandemie mit ihren Auswirkungen auf den Alltag.

© Online-Audio-Monitor 2020

Vergleicht man den Monitor mit dem des Vorjahres, so gab es in der gesamten Bandbreite von Audio-Angeboten mehr Nachfrage. Das laufende Radioprogramm über Internet erreichte nun 51 Prozent der ab 14-Jährigen – ein Plus von 23 Prozent. Bei Podcasts beziehungsweise Radiosendungen auf Abruf ging der Wert um 45 Prozent auf 24,4 Prozent nach oben. Die Inhalte im Internet werden insgesamt auch regelmäßiger genutzt. Webradio zum Beispiel hören den Angaben zufolge 25 Prozent der Befragten täglich oder fast täglich – das ist ein Anstieg um 36 Prozent. Das wichtigste Gerät für die Nutzung bleibt den Angaben zufolge das Smartphone.

Krise schlägt sich kaum im Sparverhalten nieder

Die wirtschaftliche Krise ist am aktuellen Sparverhalten der Deutschen kaum abzulesen. Zur Hochzeit der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Einschränkungen stieg die Zahl der Sparer im Vergleich zum Vorjahr leicht an, wie die Postbank in dieser Woche mitteilte. Ende April gaben 77 Prozent der Befragten an, Geld beiseite zu legen, 2019 waren es 74 Prozent. „Die unsichere Wirtschaftslage motiviert die Menschen, ihr Geld beisammenzuhalten, denn wer weiß, welche finanziellen Herausforderungen noch zu stemmen sind“, sagte Frank Kuczera, zuständig für Anlagen bei der Postbank.

Nach Angaben der Befragten haben 69 Prozent ihr Sparverhalten während der Krise nicht verändert, elf Prozent legten sogar mehr Geld zurück. Fünf Prozent gaben an, dass sie zuletzt weniger sparten, weitere fünf Prozent sparten nichts mehr, acht Prozent sahen sich sogar dazu gezwungen, ihre Ersparnisse anzugreifen. Insbesondere einkommensschwache Haushalte gingen nun an ihre Rücklagen, so Kuczera. Etwa jeder fünfte Deutsche ist nach Angaben der Studie aufgrund der Corona-Krise von Einkommensverlusten betroffen.

Mit Material der dpa

(tht, Jahrgang 1980) ist seit 2019 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Davor war er zehn Jahre lang Politik- bzw. Wirtschaftsredakteur bei der Stuttgarter Zeitung. Der Familienvater hat eine Leidenschaft für Krimis aller Art, vom Tatort über den True-Crime-Podcast bis zum Pokalfinale.