Parship-CMO: „Mittlerweile sind wir schneller als 11 Minuten“

Die Dating-Plattformen Parship und ElitePartner sind laut aktueller "Werbemarktanalyse Singlebörsen und Datingportale 2021" von Research Tools die Topwerber der Branche. Herbert Murschenhofer ist als CMO für das Marketing beider Portale zuständig. Im Interview spricht er über seine Out-of-Home-Strategie.
Der bekannteste Werbeslogan von Parship ist nicht mehr ganz korrekt. (© Imago)

Herr Murschenhofer, warum setzen Sie so stark auf Außenwerbung?

HERBERT MURSCHENHOFER: Insbesondere für unsere Marke Parship verfolgen wir eine klare Always-on-Strategie. Permanent Präsenz zu zeigen, ist für uns essenziell, um die Awareness für Parship konstant hochzuhalten und dauerhaft als Dating-Plattform der Wahl wahrgenommen zu werden.

Welchen Stellenwert hat denn Out-of-Home in Ihrem Marketingmix?

Out-of-Home ist als wesentlicher Bestandteil gut integriert in unsere Marketingaktivitäten und findet in engem Zusammenspiel mit unseren TV-Kampagnen statt. So gewährleisten wir, unsere Zielgruppen bereits unterwegs anzusprechen und zu Hause nochmals zu erreichen. Out-of-Home nimmt deshalb nach TV den größten Posten in unserem Marketingmix ein. 

Als Chief Marketing Officer verantwortet Herbert Murschenhofer die Marketingstrategie für alle Marken der Parship Group. Operativ ist er für das Marketing von Parship und ElitePartner zuständig. (Quelle: Parship/Christoph Mannhardt)

Nach welchen Kriterien steuern Sie die Standorte?

Je höher die Single-Dichte in einer Stadt oder Region ist, desto höher sollte idealerweise auch unsere Werbeintensität ausfallen. Deshalb konzentrieren sich unsere Maßnahmen überwiegend auf Ballungszentren. So haben wir unsere Out-of-Home-Aktivitäten für Parship sukzessiv auf die fünfzig größten Städte Deutschlands ausgeweitet.

Gibt es besonders gute Zeitpunkte und Orte, für Parship zu werben?

Kampagnenzeitpunkte spielen bei uns aufgrund unseres Always-on-Ansatzes nur eine untergeordnete Rolle. Trotzdem kalkulieren wir saisonale Unterschiede mit ein: Beispielsweise steigt in der Zeit ab Weihnachten und vor allem zum Jahresbeginn das Interesse an Online-Dating für gewöhnlich stark. Da profitieren wir durchaus von vielen guten Vorsätzen, die sich Singles für das neue Jahr vornehmen – ein Effekt, den Betreibende von Fitness-Studios auch kennen. Für uns ist es daher naheliegend, in dieser Peak-Season besonders präsent zu sein.

Testen Sie dabei verschiedene kreative Ansätze oder agieren Sie nach dem Motto „Never change a winning horse“?

Unser Fokus liegt in erster Linie auf Kontinuität und Wiedererkennungswert, weshalb unsere Kampagnen einem klaren Muster folgen. Nur so konnte unser „11 Minuten“-Slogan derart bekannt werden. Und es ist letztendlich auch ein Grund dafür, dass etwa die Koalitionsverhandlungen hier und da als „politisches Parshippen“ bezeichnet werden. Dennoch legen wir großen Wert darauf, neue kreative Ansätze zu entwickeln und somit unsere Maßnahmen zu modernisieren und zu optimieren. So arbeiten wir beispielsweise aktuell neben der für Parship klassischen Darstellung von Singles verstärkt mit der Abbildung von Paaren in einem natürlichen, alltäglichen Umfeld und in Verbindung mit neuen Varianten unseres „11 Minuten“-Slogans. Zudem integrieren wir verstärkt rein typografische Visuals.

Betreiben Sie dabei auch Digital Out-of-Home mit digitalen Zusatzfeatures?

Wo die Möglichkeit besteht, setzen wir im Out-of-Home-Umfeld immer auf Bewegtbild. Wir haben bislang gute Erfahrungen mit der aufmerksamkeitssteigernden Wirkung gemacht. Zudem transportieren Videoformate nach wie vor eine erhöhte Emotionalität. 

Noch mal kurz zurück zu Ihrem berühmten Slogan „Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single …“. Mal ehrlich: Wäre es nicht besser, alle 11 Minuten verliebten sich ZWEI Singles?

Natürlich gehören zur Liebe immer zwei. Die „11 Minuten“ stammen ursprünglich aus einer Hochrechnung von 2016. Tatsächlich sind wir – und unsere Nutzer:innen – heute sogar etwas „schneller“ als „alle 11 Minuten“. Aber diese Zahl ist mittlerweile bei so vielen Menschen präsent, dass wir erst einmal nicht weiter nachrechnen.

Dieses Interview ist als Teil der Titelgeschichte „Wenn Plakate laufen lernen“ im Printmagazin der absatzwirtschaft erschienen, das Sie hier abonnieren können.

(vh, Jahrgang 1968) schreibt seit 1995 über Marketing. Was das Wunderbare an ihrem Beruf ist? „Freie Journalistin mit Fokus auf Marketing zu sein bedeutet: Es wird niemals langweilig. Es macht enorm viel Spaß. Und ich lerne zig kluge Menschen kennen.“