Mario Winter von Samsung über das brennende Smartphone: „In Deutschland hat die Marke keinen Schaden genommen“

Auf der Samsung Roadshow in Köln präsentierte Samsung seine Produktneuheiten. Eine wichtige Rolle spielt das Smartphone, das sich immer mehr zum Lifestyle-Produkt wandelt. absatzwirtschaft sprach mit Mario Winter, Director Marketing IT & Mobile Devices, welche Auswirkungen dieser Wandel auf die Marketingstrategie hat und wie der Fall der brennenden Akkus des Galaxy Note S7 die Markenwahrnehmung beeinflusste.
Mario Winter, Samsungs Director Marketing IT & Mobile Devices: „Wir sind der einzige Anbieter, der ein ganzes Ökosystem anbietet“

Von Peter Hanser 

Herr Winter, das Motto der aktuellen Samsung Roadshow lautet „Business is our Lifestyle“. Bei Lifestyle tritt das Produkt in den Hintergrund. Welche Auswirkungen hat dies auf die Marketingstrategie?

MARIO WINTER: Wenn die Hardware in den Hintergrund tritt, muss das Marketing noch stärker den Nutzen und den Mehrwert eines Produktes für den Kunden herausstellen. Schon seit dem letzten Jahr setzen wir in der Kommunikation verstärkt auf unser Ökosystem, indem wir nicht nur ein einzelnes Produkt fokussieren, sondern beispielsweise erzählen, wie das Galaxy S7, eingebettet in eine Vielzahl anderer Hardware-Komponenten, dem User einen Mehrwert bieten kann. Da haben wir mit Virtual Reality und der 360 Grad Kamera Gear 360, und das sind die Megatrends für die kommenden Jahre, schöne Cases kreiert, in denen wir Mehrwerte und Anwendungsmöglichkeiten vermitteln.

Sie heben den Nutzen hervor, aber Lifestyle verbindet man auch viel mit Emotionen.

Natürlich! Wenn ich einen Nutzen vermittle, löst dies auch eine entsprechende Emotion aus.

Laut Yougov ist Samsung die Marke des Jahres 2016 in der Wahrnehmung der Konsumenten. Welchen Schaden hat der Markenwert durch die brennenden Galaxy Note7 genommen?

Es ist schon das zweite Jahr, dass wir bei Yougov Marke des Jahres geworden sind. Zum Thema Note7 haben wir uns in Deutschland sehr genau angeschaut, welche Auswirkungen der Fall hat. Viele kannten das Problem mit dem Galaxy Note7, aber was die Markenbekanntheit und Beliebtheit von Samsung angeht, haben wir schon nach drei, vier Wochen wieder die alten Werte erreicht. Wir können speziell für Deutschland sagen, dass die Marke keinen Schaden genommen hat. Nichtsdestotrotz ist ein Fehler passiert. Wir schauen jetzt nach vorne und implementieren mit unserem Hauptquartier in Korea neue Maßnahmen und Prozesse, um uns zu verbessern.

Samsung ist im Vergleich zu Apple eine Marke, die wenig polarisiert, aber viel Zuspruch erfährt. Soll das so zukünftig bleiben oder soll sich daran etwas ändern?

Ich würde mich freuen, wenn es so bleibt, denn solche Ergebnisse wie von Yougov – und es gibt ja noch viele andere – zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir sind eine Marke, die sich sehr breit aufstellt, da wir Innovationen für alle anbieten wollen und damit unterschiedliche Kundengruppen ansprechen. Allein deshalb möchten wir nicht polarisierend wirken. Das wollen wir dem Kunden in allen unseren Marketingaktivitäten zeigen. Deswegen bieten wir unter anderem auch eine eigene Roadshow an, um unseren Partnern unsere Neuheuten, die auf der CES in Las Vegas oder auf dem MWC in Barcelona vorgestellt wurden, zugänglich zu machen. Wir wollen uns nicht abschotten, sondern möchten die Leute einladen, mit uns die Produkte zu erleben – und das grenzt uns deutlich von dem einen oder anderen Wettbewerber ab.

Sie sprachen gerade die Breite der Produktpalette an. Bleibt es bei der Smartphone Gerätevielfalt (von billig bis Premium) oder wird das Angebot reduziert? Apple brachte 2016 3 neue iPhones heraus, Samsung aber 31 neue Geräte. Dagegen war die Rendite von Apple mit 17,9 Mrd. US-Dollar im 4. Quartal mehr als doppelt so hoch wie die von Samsung mit 7,9 Milliarden US-Dollar. Und verunsichert diese Vielzahl von Innovationen nicht den Konsumenten?

Eigentlich erleben wir gerade einen komplett gegenläufigen Trend. Wir haben die Produktpalette maximal reduziert und damit das Angebot für den Endkunden sehr simplifiziert. Es gibt die J-Serie für den Einstieg, das mittlere Preissegment mit der A-Serie und für das Premiumsegment die S-Serie. Damit lösen wir unser Versprechen, nach innovativen Produkten für alle, ein. Früher gab es noch Zwischenprodukte wie ein Mini oder Active. Hinter dieser J-A-S-Einteilung stehen die Bedürfnisse der Kunden. Wir scheren nicht alle über einen Kamm, sondern gehen bewusst auf die Bedürfnisse nach unterschiedlichen Größen und Features ein. Marktanteilsmäßig wachsen wir, das zeigt auch unsere Umsatz- und Profitentwicklung. Was dem Endkonsumenten vielleicht ein bisschen viel vorkommt, sind neue Technologien wie VR Brillen oder 360 Grad Kameras. Allerdings sind diese Innnovationen für uns wichtig, da Samsung für zukunftsweisende Technologien steht. Unser Ziel ist es, Menschen mit unseren Produkten zu inspirieren und die Zukunft mit Ideen und Technologien, die unser Leben verbessern, zu gestalten.