Lufthansa will Kunden mit „Mixed-Reality“ zu Fernreisen animieren – innovativ oder von vorgestern?

Mit Augmented Reality Lust aufs Fernreisen machen – das versucht die Lufthansa jetzt mit sogenannten „Walk-In-Ads“, mit der potenzielle Reisende durch ein virtuelles Tor in ihr Traumziel schreiten. Ist das nur Gimmick oder echte Innovation?

Ob im Online-Shopping, dem stationären Handel oder der Print- und Außenwerbung: Augmented Reality wird immer häufiger im Marketing eingesetzt. Jetzt will auch die Lufthansa mitmischen und die Urlaubswelt um digitale Element erweitern. So können Smartphone-Nutzer mit den Walk-in Ads „ein virtuelles Tor zu ihren Traumzielen öffnen“. Die Steuerung erfolgt über die Bewegungssensoren des Smartphones. Damit können die Nutzer innerhalb der Experience zwei Destinationen jeweils von einer Aussichtsplattform erleben und sich innerhalb dieser Plattform frei bewegen, umherlaufen und die Blickwinkel um 360 Grad wenden. Soundeffekte unterstützen das Erlebnis. Für die Umsetzung greifen Lead-Agentur Kolle Rebbe und Virtual-Reality-Spezialist Headraft auf Shazams Infrastruktur zurück. So können die Lufthansa Walk-in Ads ohne zusätzliche App-Downloads auf dem Smartphone-Display gestartet werden.


Die Technik dahinter:

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Mit einem Klick auf ein Werbemittel innerhalb von Shazam landet man in der Augmented-Reality-Experience. Auf dem Display erscheint ein virtuelles Tor, das man mit dem Smartphone in der Hand durchschreiten muss. Auf der „anderen Seite des Tors“ verändert sich das Display: Zu sehen ist dann die Skyline von New York beziehungsweise Hong Kong. Eine spezielle Brille braucht man nicht. Ab und an tauchen Werbemittel als Teil der Preiskampagne auf. Der Screenshot zeigt, wie es aussieht, wenn die Preisinfo wieder vom Display verschwindet.


 

Shazams als technisches Framework

Doch wie innovativ ist die Walk-In-Ad der Lufthansa eigentlich? Ist sie nur Gimmick oder tatsächlich etwas Besonderes? „Das Konzept von AR-Ads oder VR-Ads ist nicht neu, jedoch sind die wenigsten Konsumenten damit bis dato in Kontakt gekommen“, sagt Maik Hermann, Vorsitzender der Fokusgruppe Virtual und Augmented Reality im BVDW. Der Weg über Shazam könne aber als innovativ bezeichnet werden, da ihn bisher nur wenige Marken eingeschlagen hätten. Weltweit hat Shazam rund 175 Millionen monatlich aktive Nutzer. In Deutschland immerhin rund acht Millionen. Zudem wurde Shazam Ende 2017 von Apple gekauft und ist bereits voll in Siri integriert. Entsprechend hat der Dienst nach Ansicht von Hermann ein hohes Potenzial im Punkto Verbreitung exponentiell zuzulegen. „Ein wesentlicher Vorteil der Lufthansa Walk-in-Ad ist außerdem, dass keine App heruntergeladen werden muss, sondern auf eine existierende Infrastruktur mit existierender Community gesetzt wird. Jede andere Lösung  – außer Snapchat – würde eine höhere Eintrittsbarriere mit sich bringen, weshalb Shazam aktuell eine der besten Lösungen für AR-Ads ist. Facebook befindet sich noch in der Beta-Phase, wird aber sicherlich bald im AR-Ad-Markt mitmischen“, so Hermann.

Hohe Abbruchrate absehbar

Zudem berge das Werbeformat an sich einiges an Innovationskraft, da es Werbung in ein interaktives und zugleich immersives Umfeld portiere. „Dennoch werden AR-Ads sicherlich nicht die neuen High-Performer. Es handelt sich vielmehr und ein neues Format, welches sich erst noch beweisen muss. Die recht lange Ladezeit bis zur Experience und der notwendige Scan der Umgebung dürften zu einer beachtlichen Abbruchrate vor dem eigentlichen Call-to-Action (Flugbuchung) führen“, vermutet Hermann.