Bio-Markenartikel werden immer beliebter

Bio-Waren im Wert von mehr als sieben Milliarden Euro hat der deutsche Lebensmittelhandel im vergangenen Jahr abgesetzt. Wo frühere Eigenmarken der Händler und No-Name-Produkte das Bio-Angebot bestimmten, greifen die Verbraucher inzwischen immer öfter zu Bio-Marken wie Demeter, Bioland oder Alnatura.
Die Verbraucher greifen bei Bio-Lebensmitteln immer häufiger zu Marken. (© Markus Spiske / Unsplash)

Von Erich Reimann, dpa

Die Verbraucher in Deutschland legen auch beim Kauf von Bio-Lebensmitteln zunehmend Wert auf Markenware. „Aktuell wächst im Bio-Bereich das Interesse an Markenprodukten massiv“, berichtet die Nahrungsmittel-Expertin Christina Walz vom Marktforschungsunternehmen Nielsen. Die Folge: Markenprodukte – oft mit Verbandssiegeln von Demeter, Bioland und Co. – erhöhten ihre Marktanteil laut Nielsen im vergangenen Jahr deutlich.

Die Umsätze mit Bio-Markenprodukten in Supermärkten, bei Discountern und in Drogeriemärkten wuchsen 2019 laut Nielsen um 17 Prozent. Die Bio-Eigenmarken der Händler legten dagegen nur um sechs Prozent zu. Zwar dominierten die Eigenmarken mit einem Marktanteil von 58 Prozent aktuell noch das Angebot im Lebensmittelhandel. Doch schrumpfe ihr Marktanteil von Jahr zu Jahr, berichtete die Marktforscherin.

Discounter verdreifachen Umsatz mit Bio-Markenartikeln

„Es ist nicht so, dass sich die Handelsmarken im Bio-Bereich schlecht entwickeln. Aber die Markenartikel entwickeln sich einfach noch viel besser“, sagte Walz. Dies liege auch daran, dass die Discounter im Bio-Bereich verstärkt Markenartikel anböten. Aldi, Lidl und Co. hätten ihren Umsatz mit Bio-Markenartikeln in den vergangenen zwei Jahren verdreifacht.

Aldi sieht sich in Deutschland als Marktführer beim Thema Bio. Zuletzt nahm der Discounter zahlreiche Produkte der Traditionsmarke Schneekoppe in sein Bio-Angebot auf. Erzrivale Lidl startete vor gut einem Jahr eine Zusammenarbeit mit dem angesehenen Bioland-Verband, seitdem findet sich bei Lidl eine wachsende Zahl von Produkten mit dem grünen Bioland-Siegel. Der Großflächen-Discounter Kaufland setzt dagegen auf Demeter-Qualität und hat neben dem Eigenmarkensortiment inzwischen über 220 Produkte im Angebot, die die Standards des ältesten deutschen Bio-Verbandes erfüllen. Erst in diesem Monat ergänzte Kaufland sein Bio-Angebot mit Demeter-Babynahrung der Marke Holle.

Edeka startet eigene Bio-Fachmarktkette

Bei Edeka, Rewe und Co. spielen die bekannten Bio-Marken schon lange eine deutlich größere Rolle als bei den Discountern und gewinnen Nielsen zufolge hier ebenfalls weiter Marktanteile. Bei Rewe tragen inzwischen die Hälfte der eigenen Bio-Produkte das Naturland-Siegel. Edeka verhandelt laut „Lebensmittel Zeitung“ intensiv mit Demeter über Markennutzungsrechte an der Premiummarke. Außerdem startete der Handelsriese Ende 2019 in Hamburg und im fränkischen Dinkelsbühl die ersten Läden seiner Bio-Fachmarktkette Naturkind.

Bio ist zurzeit einer der größten Wachstumsträger im Lebensmittelhandel. Nach Angaben des Bundes für Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) stieg der Umsatz des Lebensmittelhandels mit Bio-Produkten im vergangenen Jahr um 11,4 Prozent auf über sieben Milliarden Euro. Bio ist damit einer der wenigen Bereiche, in dem Lebensmittelhändler noch echtes Wachstum erzielen können. Sonst kämpft die Branche seit geraumer Zeit mit stagnierenden Absatzzahlen.