Zalando ahmt Amazon Prime nach – eine Kampfansage?

Amazon dringt in immer mehr Bereiche ein. Zuletzt brachte der E-Commerce-Riese die Fashion-Welt mit seiner Kleider-Box ins Schwitzen. Das scheint Zalando gekratzt zu haben, startet der für seine „Kreisch“-Werbung bekannte Online-Händler doch jetzt sein eigenes Kundenprogramm „Zalando Zet“ und trumpft zeitgleich mit einem satten Umsatzplus auf.
Zalando ist 2008 gestartet und mittlerweile der größte Online-Modehändler in Deutschland.

Seit vergangenem Monat testet Amazon in den USA die „Prime Wardrobe“ – eine Box, die alle im Netz ausgewählten Kleidungsstücke enthält. Ab drei Artikeln ist der Spaß kostenlos, bezahlt wird nur, was behalten wird. Beim Kauf mehrerer Stücke lockt Amazon zusätzlich mit Rabatten. Einzige Voraussetzungen: Eine Mitgliedschaft, die wiederum weitere Vorteile mit sich bringt. Otto, Zalando & Co. dürfte dies zumindest aufhorchen lassen. Ob Zalando angesichts dieser Entwicklung kalte Füße bekommen hat und sein neues Kundenbindungsprogramm Zalando Zet aus diesem Grund startet? Nein, sagt Zet-Chefin Lisa Schöner gegenüber der Welt: „Zalando Zet ist die Weiterentwicklung unserer Strategie, keine Reaktion auf Amazon. Unsere Stärke ist die Fokussierung auf Fashion.“

Services klingen wie eine Kopie von Amazon Prime

Dennoch, es klingt wie eine kleine Kampfansage nach Übersee, denn das Angebot von Zalando Zet erinnert doch sehr stark an Amazon Prime: Zusätzliche Premium-Leistungen gegen eine Jahresgebühr, darunter eine schnellere Lieferung ohne Aufpreis, frühzeitiger Zugang zu Sales Aktionen, die Option, Retouren auf Abruf abholen zu lassen und obendrauf gibt es noch eine persönliche Styling-Beratung via Facebook Chat mit Stylisten oder Experten zu Modefragen. „Zalando Zet ist der nächste Schritt innerhalb unserer Strategie, ein unkompliziertes Einkaufserlebnis anzubieten, das speziell auf die Bedürfnisse von Modekunden zugeschnitten ist“, erklärt David Schröder, SVP Convenience.

Verlockend niedrige Jahresgebühr

In der ersten Phase testet Zalando in Berlin, Leipzig, Frankfurt und Hannover. Ausgewählte Kunden dieser Städte können den Dienst für drei Monate kostenlos testen. Anschließend werde Zalando eine moderate Jahresgebühr von 19 Euro erheben. Wer es nur auf Mode und nicht auf weitere Artikel wie Technik abgesehen hat, wird sich daher vielleicht eher für den deutschen Modehändler als für Amazon entscheiden, der seinen Jahresbeitrag für deutsche Kunden Anfang dieses Jahres von 49 auf 69 Euro nach oben schraubte.

Umsatzplus, doch sinkende operative Marge

Vielleicht rührt Zalandos strategischer Vorstoß ja aus der Euphorie über das erfreuliche Umsatzplus*, das das Unternehmen im zweiten Quartal 2017 nach ersten Berechnungen erzielte: eine Umsatzsteigerung von 1,091 bis 1,109 Milliarden Euro, was einem Plus von 19 bis 21 Prozent. Die bereinigte EBIT-Marge (operative Ergebnis, das durch den Jahresumsatz erzielt wurde) sank allerdings von 8,8 Prozent auf 7,3 bis 7,8 Prozent, wie Zalando mitteilte. Im ersten Halbjahr 2017 steigerte Zalando seinen Umsatz nach vorläufigen Zahlen um 21 bis 22 Prozent auf 2.071 bis 2.089 Millionen Euro. Die bereinigte EBIT-Marge sank auch hier von 5,9 Prozent auf 4,8 bis 5,1 Prozent.

Positive Erwartungen

„Wir sind mit der ersten Jahreshälfte 2017 zufrieden und investieren weiter, um unsere ambitionierten Wachstumsziele von 20 bis 25 Prozent in diesem Jahr und darüber hinaus zu erreichen. Damit wachsen wir weiterhin deutlich schneller als der Onlinemarkt. Unsere Investitionen, wie beispielsweise in Fulfillment oder unser Vorteilsprogramm Zalando Zet, sind das Fundament für dieses zukünftige Wachstum“, sagt Zalando Co-CEO Rubin Ritter.

* Alle genannten Zahlen für das zweite Quartal 2017 sind vorläufig. Zalando wird die endgültigen Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2017 planmäßig am 10. August 2017 bekannt geben.