Wie Ebay Kleinanzeigen auch ohne Ebay boomen will

Mit rund 40 Millionen Nutzern im Monat gehört Ebay Kleinanzeigen zu den meistbesuchten Websites in Deutschland. Künftig wird das Portal ohne Ebay auskommen, auch wenn der Name des Online-Händlers erst in drei Jahren verschwinden wird.
Bei vielen Anwenderinnen und Anwendern ist die Trennung von Ebay und Ebay Kleinanzeigen noch nicht angekommen, obwohl sie inzwischen auch formal vollzogen wurde. (© ebay Kleinanzeigen)

In der Finanzwelt hat der milliardenschwere Verkauf der Anzeigensparte von Ebay an den norwegischem Online-Marktplatz Adevinta vor gut einem Jahr große Schlagzeilen gemacht. Immerhin rund 9,2 Milliarden Dollar in Cash und in Aktien legte der weltweit größte Betreiber von Online-Kleinanzeigenportalen auf den Tisch. Zwei aktivistische Investorengruppen hatten Ebay dazu gedrängt, größere Geschäftsbereiche zu verkaufen und Kasse zu machen.

Ebay Kleinanzeigen wird spätestens 2024 den Namen ändern

Doch bei vielen Anwenderinnen und Anwendern ist die Trennung von Ebay und Ebay Kleinanzeigen noch nicht angekommen, obwohl sie inzwischen auch formal vollzogen wurde. Das ist auch Paul Heimann aufgefallen, der Ebay Kleinanzeigen seit Anfang 2019 als Geschäftsführer in Kleinmachnow vor den Toren Berlins leitet: „Kunden auf der Straße sagen teilweise Ebay, wenn sie eigentlich Kleinanzeigen meinen.“ Spätestens 2024 werden Verwechslungen kaum noch möglich sein, denn der Name wird sich ändern: „Für den Zeitraum von drei Jahren können wir den Markennamen Ebay Kleinanzeigen genauso führen, wie er ist – mit dem Logo und allem, was dazugehört.“

Dass sich das Geschäft mit Kleinanzeigen zunehmend im Internet abspielen würde, hatten schon vor vielen Jahren nicht nur Ebay, sondern auch zahlreiche Verlage erkannt. Print-Anzeigenblätter wie „Avis“, „Der heiße Draht“ oder „Quoka“ hatten beim Antritt von Ebay Kleinanzeigen vor über zehn Jahren schon längst ihre eigenen Online-Portale. Private Kleinanzeigen im Print lagen damals schon auf niedrigem Niveau und sind in den vergangenen zehn Jahren weiter eingebrochen und oft nur noch in Nischenbereichen relevant.

Facebook ist der schärfste Konkurrent von Ebay Kleinanzeigen

Erfolgreicher dagegen sind Profiportale wie die Online-Stellenbörse Stepstone oder Immowelt.de, die zum Axel Springer Verlag gehören. Schärfster Konkurrent von Ebay Kleinanzeigen ist aber inzwischen der Facebook-Konzern, der mit seinem Marketplace einen digitalen Flohmarkt betreibt. Die genaue Nutzerzahl des US-Marktplatzes in Deutschland ist aber nicht öffentlich bekannt, da Facebook sie nicht kommuniziert.

Ebay Kleinanzeigen erreicht nach eigenen Angaben inzwischen rund 66 Prozent der deutschen Internetnutzer. In der Anfangsphase lockten vor allem private Anzeigen für private Interessenten. Inzwischen verfügt das Portal über einen Bestand von mehr als 45 Millionen Anzeigen, der sich ständig aktualisiert. Jeden Tag werden rund eine Million neue Anzeigen aufgegeben, die im Gegensatz zu Auktionen und Verkaufsaktionen auf der Seite des ehemaligen Mutterkonzerns Ebay kostenlos sind.

Autos, Immobilien, Dienstleistungen

Die Webseite ist inzwischen aber nicht mehr nur ein digitaler Flohmarkt. Denn auch die Profis haben das Portal entdeckt. „Kleinanzeigen hat eine enorme Reichweite“, sagt Heimann. „Das ist natürlich auch hoch relevant für Leute, die beispielsweise Immobilien oder Autos verkaufen. Das gilt auch für Menschen, die Dienstleistungen anbieten, für Handwerker vom Maler bis zum Fliesenleger.“

Das Portal sei die Nummer eins für Gebrauchtwagen von Privat vor der Konzernschwester Mobile.de sowie AutoScout24 und zähle zu den Top-Drei-Portalen für Immobilien. Dienstleistungspakete für diese Profi-Zielgruppe sind auch inzwischen die wichtigste Einnahmequelle des Kleinanzeigen-Unternehmens.

Betrugsversuche auf Ebay Kleinanzeigen

Die Erfolgsgeschichte von Ebay Kleinanzeigen lässt sich aber nicht trennen von Betrugsversuchen und Belästigungen. „Leider gibt es immer wieder Betrugsversuche bei Käufen und Verkäufen über Kleinanzeigen im Internet“, warnt die Verbraucherschutzzentrale Hessen. Wenn sich die angeblichen Interessenten im Ausland befinden, so dass eine persönliche Übergabe niemals möglich ist, sollte das die Verbraucher misstrauisch machen. Auch der Versuch, einen anderen Kanal für die Kommunikation zu verwenden, sei verdächtig.

„Beispielsweise fragen Kriminelle oft nur kurz, ob der Artikel noch vorhanden sei und bitten um eine Antwort per Mail oder Whats App. Sie akzeptieren jeden Preis und versuchen mit gefälschten Dokumenten eine Überweisung vorzugaukeln, damit der Gegenstand vorschnell an den Versand geht.“

Zuletzt warnte auch das Landeskriminalamt Niedersachsen vor einer Betrugsmasche, die aber nicht nur Ebay Kleinanzeigen betrifft, sondern sämtliche Kleinanzeigenportale. Dabei kaufen Betrüger angebotene Dinge ohne große Nachfragen, bitten aber darum, die Ware an einen Freund als vermeintliches Geschenk zu schicken. Außerdem werden die Nutzer aufgefordert, noch eine Guthabenkarte eines Online-Dienstes zu besorgen und der Sendung beizulegen. Doch die dafür angebotene Bezahlung platzt später. Die Opfer sind Ware und Gutschein los.

Ebay Kleinanzeigen reagiert auf Vorfälle

Das Unternehmen hat mittlerweile auf die Vorfälle reagiert. „Wir bieten jetzt eine Bezahlfunktion mit Treuhandfunktion an und werden auch mit Logistikpartnern zusammenarbeiten, damit die User die Dinge bequem und sicher verschicken können“, sagt Heimann. Außerdem helfe künstliche Intelligenz dabei, Angebote zu identifizieren, die zu gut sind, um wahr zu sein. Das gilt beispielsweise für Superschnäppchen wie ein neues iPhone 12 für nur 400 Euro, wo der Verdacht im Raum steht, dass die Anbieter nur kassieren, aber nie liefern wollen.

Künstliche Intelligenz hilft Ebay Kleinanzeigen auch dabei, sexuelle Belästigungen in den Kleinanzeigen selbst oder in Chatverläufen zu erkennen. „Aber das ist deutlich komplexer, als ein unseriöses Angebot für ein iPhone zu identifizieren, weil die menschliche Sprache so vielschichtig ist.“ Daher habe man ein Team eingerichtet, das sich um diese Fälle kümmert.

Von Christoph Dernbach, dpa

absatzwirtschaft+