Widersprüchliche Strategie: Warum China in Blockchain investiert, Bitcoins aber am liebsten destabilisieren will

Eine neue Studie der Universität Princeton und Florida International University zeigt, dass die Kryptowährung Bitcoin von China mit Argwohn betrachtet wird. China habe laut den Forschern nicht nur die Mittel die Kryptowährung zu destabilisieren, sondern könnte sie auch zerstören. Im Kontrast dazu steht aber die Technologie hinter Bitcoin: In die Blockchain investieren große chinesische Player intensiv und melden einige wichtige Patente an.

Im Jahr 2008 wurde Bitcoin von seinem Pseudonymgründer Satoshi Nakamoto als ein dezentralisiertes Peer-to-Peer Electronic Cash System konzipiert. Zehn Jahre und viele verrückte Preissprünge später scheint die Kryptowährung als digitale Bezahlung angekommen zu sein – und soll den digitalen Handel transparenter machen. Die Technologie dahinter ist die Blockchain, als Traum von einer freien Gesellschaft. In diesem kann jeder Mensch mit jedem anderen weltweit Geschäfte machen. China ist entschlossen die Kryptowährungsindustrie zu dämpfen, hat aber gleichzeitig auch Interesse daran, die Blockchain-Szene zu dominieren, um sie regulieren zu können.

Ist der Bitcoin also wirklich dezentral und somit widerstandsfähig gegenüber Angriffen? Ein neues Papier, das von Forschern der Princeton University und der Florida International University unterzeichnet wurde, deutet darauf hin, dass Bitcoins gerade in China vehement abgelehnt werden. Für Krypto-Währungen wie der Bitcoin steht keine Regierung oder Zentralbank ein, daher wird ihr Kurs allein durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Das Papier skizziert, in welchen Ländern der Welt die meisten Bitcoins produziert werden und wie China mögliche Angriffe und Störungen gegen Bitcoins starten könnte, dafür die Mittel als auch die Motivation hat und dass es das Netzwerk in gewisser Weise schon in der Gegenwart beeinflusst.

China hat die Macht über Mining-Pools

Die Akademiker von den US-Universitäten haben untersucht, wie China „die Sicherheit, Stabilität und Lebensfähigkeit von Bitcoin“ mit seiner „politischen und wirtschaftlichen Kontrolle über die Kryptowährungs-Aktivität und Internet-Infrastruktur bedroht.“

Aber von vorn: Das Bitcoin-Netzwerk wird von Minern (die Teilnehmer der Blockchain nennen sich wie die Goldgräber) betrieben, die eine riesige Menge an Rechenleistung nutzen, um Transaktionen zu verarbeiten und neue Bitcoins zu erstellen. Interessant ist, so sagt es das Papier, dass Bitcoins aufgrund der Verteilung der Mining-Pools stark zentralisiert wurde. Derzeit werden rund 80 Prozent der abgebauten Bitcoins von sechs Mining-Pools ausgeführt. Fünf dieser Pools befinden sich im Besitz von Einzelpersonen oder Unternehmen mit Sitz in China. Das zeigt, welchen Einfluss das Land auf Angebot und Vertrieb von Bitcoins hat. Chinas Politik in Bezug auf Blockchain und Kryptowährung könnte Teil einer breit angelegten geopolitischen Strategie sein, so halten es die Forscher fest. Es gibt also eine offene Haltung gegenüber Blockchain, doch Ende August wurden 124 Websites, die von Offshore-Krypto-Börsen betrieben wurden, geschlossen – eine Ansage an den Kampf gegen Bitcoin, Ethereum und Co. Beim heimischen „Mining“ greift der Staat hart durch.

Zum eigenen Zwecke nutzen: Blockchain

Der Wert und der wirtschaftliche Nutzen von Blockchain ist für China gestiegen, die Regierung will bis Ende 2019 harte und schnelle Blockchain-Standards veröffentlichen. Der Kern von Blockhain, eine dezentralisierte Datenbank zu sein, scheint in China laut dem Forschungspapier nicht wahrgenommen zu werden. Dazu gibt es weiterhin strenge Vorgehen gegen Kryptobörsen und Kryptowährung.

Die Princeton-Forscher stellten fest, dass China die neue Ökonomie zum eigenen Zwecke nutzen möchte. „Schließlich wird Bitcoin, wenn es immer stärker in globale Finanzsysteme integriert wird, zu einem möglichen Angriffsvektor für ausländische Volkswirtschaften“, heißt es. Die Frage der Motivation, warum China daran interessiert sein sollte, Bitcoin zu zerstören oder zu instrumentalisieren, beantworten die Forscher so: „Bitcoin steht im ideologischen Gegensatz zu Chinas zentralisierter Regierungsphilosophie.“ Andere Nationen sehen das Thema Kryptowährung auch kritisch, obwohl Russland an einer eigenen Kryptowährung arbeitet. Länder wie Iran oder Marokko haben die Cyberwährung verboten. 

Dezentral. Die bedeutendste Eigenschaft der Kryptowährung hat keine Chance, wenn die Politik der verschiedenen Länder eine eigene Kryptowährung etabliert.