Studie sieht digitale Zeitungen im Aufwind

Gute Nachrichten für Zeitungshäuser, die sich digitalen Vertriebswegen öffnen: Laut einer Befragung des Crossmedia-Vermarkters Score Media ist die E-Paper-Ausgabe für die überwiegende Mehrheit der Zeitungsleser mittlerweile eine echte Alternative – auch für das bisher nicht zahlende Publikum.
Kampagne für E-Paper: Mit Großflächenmotiven und Citylights sucht die Augsburger Allgemeine neue Digitalabonnenten. (© MAD Werbeagentur)

Regionale und überregionale Tageszeitungen haben bestimmt kein Glaubwürdigkeits-Problem. Im Umfragen zählen sie neben den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten stets zu den verlässlichsten Medien. Dennoch nutzen immer mehr Menschen die sozialen Netzwerke im Internet zur Informationsgewinnung, während sich die Zeitungshäuser der Republik seit Jahren mehr schlecht als recht gegen sinkende Abonnentenzahlen und Anzeigenerlöse stemmen.

Als Ausweg sehen die Verlage neben Bezahlinhalten auf ihren Webseiten oder in Apps vor allem die digitale Version der gedruckten Tageszeitung – das sogenannte E-Paper. Eine aktuelle Studie, für die im Auftrag des Crossmedia-Vermarkters Score Media 4154 Zeitungsleser und -leserinnen im Alter zwischen 18 und 69 Jahren befragt wurden, bestätigt diesen Weg: Demnach greifen rund 80 Prozent der Befragten heute bereits digital auf Zeitungsinhalte zu.

Multi-Kanal die Zukunft der Branche?

Der Trend gehe zur Multi-Channel-Nutzung: Mehr als ein Viertel liest die Zeitung heute schon über drei Kanäle, Print, in einer bezahlten Web-Version und als E-Paper. In Zukunft wollen demnach mehr als 40 Prozent alle drei Angebote nutzen.

Bereits in einer früheren Befragung sahen viele Nutzer im E-Paper ein Format mit Potenzial zum Produkt der Zukunft: Die Hauptargumente pro E-Paper liegen für die Mehrzahl der Zeitungsleser im problemlosen Zugriff von unterwegs aus, der Reduzierung von Altpapierstapeln und darin, dass interessante Artikel einfach gespeichert oder geteilt werden können.

Bekanntheitsgrad des E-Paper ausbaufähig

Um das Potenzial der digitalen Zeitung künftig auch heben zu können, dürfte die Zeitungsverlage höchstes Interesse daran haben, die Bekanntheit ihrer lange Zeit stiefmütterlich beworbenen E-Paper-Ausgaben zu steigern. Das deuten auch die weiteren Ergebnisse der Untersuchung an, die dieser Fragestellung mit der Präsentation einer E-Paper-Ausgabe sowie einer bezahlten Web-Version an bisherige Nicht-Nutzer des jeweiligen Angebots auf den Grund ging. Gerade bisherige Nicht-E-Paper-Leser seien dabei schnell auf den Geschmack gekommen. „Mehr als die Hälfte der Befragten sind nach der Präsentation eines E-Papers positiv überrascht und berichten von einem ‚Wow-Effekt'“, heißt es im Fazit der Studie. Überzeugt habe vor allem die Benutzerfreundlichkeit, die einfache Handhabung sowie die Übersichtlichkeit und Navigation.

Gefallen fanden aber keineswegs nur die Print-Leser, also die zahlenden Abonnenten. Das E-Paper sei auch für bisher nicht zahlende Web-Nutzer attraktiv – 44 Prozent konnten sich perspektivisch die (zusätzliche) Nutzung vorstellen. „So kann das E-Paper gleichzeitig als ‚Einstieg‘ in den bezahlten Konsum journalistischer Inhalte auch im Web dienen und erfolgreich die Brücke zwischen analoger und digitaler Nutzung von Paid Content schlagen“, folgern die Verfasser. Über alle Altersgruppen und Angebotsformen hinweg sind 83 Prozent der Nutzer bereit, zukünftig für professionell vor Ort recherchierte und aufbereitete Inhalte Geld auszugeben. Bei den unter 30-Jährigen sind es sogar 88 Prozent.

Werbung mit Mehrwert erwartet

Die Macher der Studie haben auch untersucht, wie die Leser zu Werbung in ihrer digitalen Tageszeitung stehen? 56 Prozent der E-Paper-Leser erwarten Werbung, die einen Mehrwert liefert. 38 Prozent schätzen die Möglichkeit, Rabatt-Coupons online oder im Geschäft einlösen zu können und 24 Prozent wünschen sich eine Verlinkung zu den Webseiten der Hersteller.

„Diese Studie bestätigt unsere Grundüberzeugung: Redaktioneller Content mit Relevanz für das Leben der Leser vor Ort hat Zukunft. Die insbesondere bei den unter 30-Jährigen ausgeprägte Zahlungsbereitschaft unterstreicht das Wachstumspotenzial digitaler Paid Content-Produkte“, kommentiert Dominik Richarts, Director Solutions & Business Development der Score Media Group, die Ergebnisse.

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(tht, Jahrgang 1980) ist seit 2019 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Davor war er zehn Jahre lang Politik- bzw. Wirtschaftsredakteur bei der Stuttgarter Zeitung. Der Familienvater hat eine Leidenschaft für Krimis aller Art, vom Tatort über den True-Crime-Podcast bis zum Pokalfinale.