Kollektives Zusammenspiel  

Um das Metaverse als globales Projekt zum Fliegen zu bringen, sind grenzen- und branchenübergreifende Kooperationen notwendig. Das birgt auch aktivistisches Gestaltungspotenzial.
Kurzfristiges Denken muss aufhören, finden Jule und Lukas Bosch.
Vielerorts werde noch immer mit Kurzsichtigkeit und Kurzfristigkeit agiert, finden Jule und Lukas Bosch. (© Abbi Wensyel, Montage: Olaf Heß)

Schon immer wurde heiß über neu aufkeimende Organisationsformen diskutiert. Das Buch „Utopia“ beispielsweise sollte schon im 16. Jahrhundert eine alternative gesellschaftliche Organisationsform zeigen, die auf Gleichheit basiert. Noch spannender im Kontext Kapitalismus: Um 1900 entstand das Spiel „Monopoly“, und zwar nicht als das Loblied auf die Ansammlung von Reichtum, als das wir es kennen. Die Erfinderin Elizabeth Magie Phillips hatte zwei Varianten vorgesehen: „Monopoly“ und „Prosperity“. In letzterer sollten alle Mitspielenden von Wertstiftung profitieren und das Spiel war zu Ende, sobald die Person mit dem geringsten Vermögen dieses verdoppelte. Magie wollte Menschen erleben lassen, wie sich unterschiedliche gesellschaftliche Regel­systeme anfühlen, und schon Kindern diese Botschaft fürs Leben mitgeben.

Auch beim Meta­verse zeichnen sich ähnlich utopische und dystopische Ausgestaltungspfade ab. Wir können es systemisch als eine Art „virtuelle Commons“ betrachten, die uns allen per se erst einmal zur Verfügung steht, wobei wir aber vermeiden müssen, was häufig mit Gemeingütern wie zum Beispiel gemeinsam genutzten Viehweiden passiert: Sobald jemand anfängt, alles abzugrasen, verfangen wir uns in einem irrsinnigen Wettkampf um Ressourcen. Hier brauchen wir in Zukunft auf jeden Fall mehr „Prosperity“ und weniger „Monopoly“.

Vision des Metaverse bekommt klare Konturen

In den nächsten Jahren wird die Vision des Metaverse eine immer klarere Form bekommen, egal ob es um die Software, Geschäftsmodelle oder auch die le­bens­weltliche Integration geht. Hierin steckt ein enormes, auch aktivistisches Gestaltungspotenzial: Wer wird Zugang zur Technologie haben? Wer profitiert von der Wertstiftung und wie? Wie transparent werden Informations- und Datenströme sein? Und wird die beim Konsum virtueller Güter oder Reisen angenommene Ressourceneinsparung die dafür notwendigen Energiemengen im erhofften Maße überkompensieren? All diese Fragen erfordern Antworten und auf Unternehmensebene auch Entscheidungen. Selbst wenn wir eine Entscheidung verweigern, lassen wir zu, dass sie getroffen wird, nur eben ohne uns.

Als globales Projekt steckt viel Potenzial in der grenzen- und branchenübergreifenden Kooperation, die notwendig ist, um das Meta­verse zum Fliegen zu bringen. Außerdem haben wir die Möglichkeit, eine echte Utopie zu verwirklichen: einen Raum, der Wert für alle „Mitspieler*innen“ stiftet, soziale Ungleichheiten verringert, Zugang ermöglicht und die Kreativität aller entfaltet. Wie wäre es, wenn wir das Metaverse nutzen, um, wie gute Gesellschafts-Designer*innen, aus dem Feedback aktueller wirtschaftlich-gesellschaftlicher Fehlentwicklungen zu lernen und ganz bewusst neue Formen kollektiven und gesellschaftlichen Zusammenspiel(en)s zu entwickeln, die positiv für alle Beteiligten sind?


Unter dem Motto “Mit Spielen spielen!” fördert die Initiative „Creative Gaming“ einen alternativen und künstlerischen Umgang mit Games und eröffnet Jugendlichen, Eltern, Lehrkräften und Studierenden konkrete Handlungsmöglichkeiten zu einer kreativen sowie kritischen Auseinandersetzung mit dem Medium. Hier können Sie direkt für die Realisierung von Workshops spenden.


Jule und Lukas Bosch beraten Unternehmen zu den Themen Transformation und Nachhaltigkeit. Ihr gemeinsames Motto lautet: "Unternehmen statt Unterlassen – denn Zukunft wird gemacht."