FCKNZS und andere gute Nachrichten 

Jung von Matt zeigt Haltung, AOK zeigt Fehlzeitengründe, CEOs zeigen Homeoffice-Phobie – und Funke Chefin Julia Becker zeigt Herz.
Gute Nachrichten
Jung von Matt setzt Markenrechte gegen von Nazis genutzte Kürzel ein. (© Imago)

Selten ist es mir so schwergefallen, eine lockerflockige Kommentierung einiger wichtiger News zu Work & Culture aufzuschreiben, wie in diesen krisenhaften Tagen. Ich erspare mir und Ihnen deshalb heute die sonst übliche Leichtigkeit dieses Newsletters – und wähle aber aus gleichem Grund ganz bewusst nur gute Nachrichten aus. 

Mit Nazicodes gegen Nazis 

Die erste gute Nachricht kommt von Jung von Matt und der Initiative „Laut gegen Nazis“, die vor knapp zwei Wochen die Kampagne „Recht gegen Rechts“ gestartet haben. Gemeinsam haben sie sich typische, von Nazis genutzte Kürzel wie beispielsweise „VTRLND“ gesichert und damit auch die Rechte an der Verwendung der Nazicodes erhalten. Die Folge: Dank Markenrecht können sie nun eine hetzerische Verwendung der Codes, etwa auf Merchandisingprodukten oder Websites, unterbinden. Jörn Menge, Vorsitzender des Vereins „Laut Gegen Nazis”, sagt: „Das ist nur der Anfang. Wir haben bereits weitere Wortmarken für rechte Codes angemeldet.“ 

Wenn das mal keine ziemlich smarte Idee ist, den Code FCKNZS beinahe wörtlich zu nehmen. Und falls Sie sich jetzt fragen, was das mit „Work & Culture“ zu tun hat. Jung von Matt zeigt mit dem Engagement eine sehr deutliche Haltung, und genau das wird bekanntlich immer wichtiger – auch und gerade, wenn es um Arbeit und Kultur geht. 

Vertrauen ist gut, Zukunftsfähigkeit auch 

Womit wir bei der guten Nachricht Nummer zwei wären. Denn soeben ist das Edelmann Trust Barometer 2023 erschienen. Die Auswertung für Deutschland ergab unter anderem, dass die befragten Mitarbeitenden 11-mal wahrscheinlicher bereit sind, für ein Unternehmen zu arbeiten, das sich öffentlich für Menschenrechte einsetzt – und also eine entsprechende Haltung zeigt.

Interessant ist auch: Das bereits in der Vergangenheit immer wieder belegte hohe Vertrauen der Mitarbeitenden in ihre Arbeitgebenden ist nochmals gestiegen. 76 Prozent der Befragten (Vorjahr: 74 Prozent) bringen ihrem Arbeitgebenden mehr Vertrauen entgegen als jeder anderen gemessenen Institution: Wirtschaft (52 Prozent), Medien (46 Prozent), NGOs (45 Prozent) und Regierung (43 Prozent). Eine weitere Zahl, die Arbeitgebende im positiven Sinne aufhorchen lassen sollte, ist diese: 75 Prozent der befragten Arbeitnehmenden geben an, dass es ihnen wichtiger denn je sei, dass die Arbeitgebenden neu überdenken, was Arbeit für die Mitarbeitenden bedeutet. 

Das passt gut zu einer anderen, soeben erschienenen Studie – dem AOK-Fehlzeitenreport 2023, heute die gute Nachricht Nummer drei. In einer repräsentativen Befragung im Februar 2023 zeigten danach zwar 35 Prozent der Befragten ausgeprägte Zukunftsangst bezüglich der gesamtgesellschaftlichen Situation, aber nur acht Prozent hatten Zukunftsangst in Bezug auf ihren Arbeitgebenden. Fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent) bescheinigten ihrem Betrieb oder ihrer Organisation sogar eine ausgeprägte Zukunftsfähigkeit. Das ist auch deshalb erfreulich, weil sich die Einschätzung der Zukunftsfähigkeit offenbar unmittelbar auf die Fehltage auswirkt.

Johanna Baumgardt, Mitherausgeberin des Fehlzeiten-Reports, sagt: „Beschäftigte, die ihren Arbeitgeber als weniger gut gewappnet für zukünftige Entwicklungen bewerten, berichten über mehr gesundheitliche Beschwerden, häufigere krankheitsbedingte Fehlzeiten und gehen häufiger krank zur Arbeit.“ Konkret fehlten danach Beschäftigte, die die Zukunftsfähigkeit ihres Arbeitgebers positiv bewerten in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung im Schnitt 11,6 Tage erkrankungsbedingt. Bei den Beschäftigten, die die Zukunftsfähigkeit schlechter beurteilen, waren es durchschnittlich 16,2 Tage. 

Abschied von New Normal 

Die vierte gute Nachricht ist ehrlicherweise nur eine halb gute Nachricht. Beziehungsweise kommt es hier, wie so oft im Leben, auf den Blickwinkel an. Der Beratungskonzern KPMG hat nämlich gerade bei CEOs eine latente Phobie vor Homeoffice herausgefunden. Von 125 Firmenchefs aus Deutschland gehen 68 Prozent davon aus, dass ihre Angestellten innerhalb der nächsten drei Jahre wieder Vollzeit ins Büro zurückkehren werden (international glauben dies 64 Prozent der befragten CEOs).

Hybride Arbeitsmodelle kann sich nur jeder vierte Befragte vorstellen, drei Prozent glauben dauerhaft und ausschließlich an das Homeoffice. Dass diese Vorstellung allerdings nicht ganz so einfach umzusetzen sein wird, wissen natürlich auch die Bosse. Deshalb können sich 77 Prozent der deutschen CEOs vorstellen, Mitarbeitende zu befördern oder ihnen mehr Gehalt zu bezahlen, wenn sie häufiger ins Büro kommen. 

„Abschied vom New Normal“ fasst KPMG die Umfrageergebnisse zusammen. Ob es aber tatsächlich dazu kommt, dürfte vermutlich auch von den konkret geplanten Beförderungsraten und Höhen der Gehaltserhöhungen abhängen. Die allerdings hat KPMG leider nicht abgefragt. Ob New Normal also bald wieder Old Normal weichen wird? Wir werden sehen. 

Krebs am Arbeitsplatz enttabuisieren 

Ein ganz anderes Thema kommt heute mit der guten Nachricht Nummer fünf: Die Funke Mediengruppe hat vergangene Woche die Yes we can! GmbH & Co. KG übernommen. Diese gemeinnützige Initiative setzt sich seit mehr als fünf Jahren dafür ein, Krebserkrankten deutlich mehr Gehör in der Öffentlichkeit zu verschaffen und Krebs auch in Unternehmen und am Arbeitsplatz zu enttabuisieren.

Unter dem Dach von Yes we can! befinden sich unter anderem die Organisation Yes we can!cer sowie die Veranstaltungsmarke Yes!Con. Julia Becker, Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Mediengruppe und seit 2022 Mitglied des Sounding Boards von Yes we can!cer, sagt: „Wir wollen uns bei Funke dafür einsetzen, dass die Krankheit in die Mitte der Gesellschaft rückt. Dass es selbstverständlich wird, darüber zu sprechen.“ 

Und dass das nicht nur hohle Worte sind, zeigte Becker vergangenes Wochenende auf der Yes!Con 2023 in Berlin. Auf einem Podium mit mehreren krebsbetroffenen Frauen, darunter Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, Unternehmerin Claudia Lässig und Syneos Health Chefin Yvonne Ulrich, erzählte Verlegerin Becker von ihrer eigenen Erfahrung mit der verheerenden Wirkung von Tabuisierung.

Ihre Mutter erkrankte an Lungenkrebs, als Becker gerade mal zehn Jahre alt war. Doch davon erfuhr die Tochter nicht durch ihre Familie, sondern als in der Schule für ihre kranke Mutter gebetet wurde. Dieses Trauma, so Becker, führte nicht nur dazu, dass sie selbst sehr lange mit der eigenen Vorsorge gewartet hatte, wie sie in Berlin offen bekannte, sondern auch, dass sie „zu 1000 Prozent hinter der Initiative YesWeCan!cer“ stehe. „Wir wollen unsere Reichweite nutzen, um das Thema weiter zum Fliegen zu bringen“, so Becker. 

Was Funke nun konkret aus dem Deal machen wird, bleibt natürlich zu beobachten. Doch schon jetzt kann man sagen: Selten sind Haltung und Offenheit sowie Engagement für Vertrauen und Transparenz am Arbeitsplatz auf so vielversprechende Weise zusammengekommen. 

In diesem Sinne: Eine vertrauensvolle und gesunde Woche – und bleiben Sie gut drauf! 

ist seit mehr als 20 Jahren Journalistin, spezialisiert auf Marketing, Medien, New Work und Diversity. Sie war stellvertretende Chefredakteurin bei “Horizont”, schreibt seit 2014 als freie Autorin für diverse Wirtschafts- und Fachmedien und liebt es, als Dozentin für Fachjournalismus und Kommunikation junge Menschen für die Branche zu begeistern. Privat muss es bei ihr sportlich zugehen – am besten beim Windsurfen oder Snowboarden.