Wenn Dominique Tascioglu über Porsche spricht, klingt das nicht nach Marketing, sondern nach Überzeugung. „Ich bin ein Carguy durch und durch“, sagt er und erinnert sich lächelnd daran, dass Porsche-Poster schon sein Kinderzimmer schmückten. Doch was ihn für seinen Job prädestiniert, ist nicht nur seine lange bestehende Leidenschaft fürs Produkt, sondern seine Fähigkeit, Technologie, Marke und Organisation zusammenzudenken.
Seit seinem Einstieg bei Porsche 2011 hat Tascioglu verschiedene Schlüsselrollen durchlaufen. Besonders prägend war seine Arbeit an digitalen Kundenschnittstellen. Als Teil eines cross-funktionalen Kernteams baute er die Grundlage für das auf, was heute als „My Porsche“ die wichtigste Plattform zwischen Marke, Kunde und Fahrzeug ist.
„Es war ein großes und komplexes Projekt, bei dem ich viel gelernt habe“, sagt er. Rückblickend liegt die Pionierleistung des damaligen Projekts in Tascioglus Augen nämlich nicht allein im Produkt: „Wir waren zu dritt als Projektleitung und haben gemeinsam etwas aufgebaut, das es in dieser Form bei Porsche vorher nicht gab.“ Damit spielt er auf eine Entwicklung der Arbeitskultur und -organisation an, die heute deutlich weiter verbreitet ist als damals: mehr Iteration und mehr Vernetzung zwischen Marketing, IT und Kundenmanagement.
Markenherkunft bewahren oder anpassen?
Auf die Plattformentwicklung folgt für den heute 38-Jährigen der persönliche Plattformwechsel im Konzern. Im Jahr 2021 wechselt Tascioglu ins Motorsportmarketing. Porsche und Motorsport gehören zusammen wie der Sechszylinder zum 911er, und die Jahre an der Rennstrecke sind ihm bis heute in bester Erinnerung. „Das hat brutal Spaß gemacht“, sagt er – trotz hoher Reisetätigkeit und enger Kooperation mit internationalen Partnern. Die intensive Arbeit hat ihn nur noch mehr mit der Marke verbunden: Auch privat nimmt er inzwischen in einem 911er aus den frühen 2000er-Jahren Platz, den er nach Kräften selbst pflegt und wartet.
Mit einer weiteren Zwischenstation im Performance-Marketing gelangte der Vater zweier Töchter schließlich in die Marken- und Produktkommunikation, die er als Manager Product Communications heute verantwortet. Über die Jahre hat er erlebt, wie sich die Kommunikation der Marke öffnete und neue Zielgruppen adressierte. „Der Kern hat sich dabei nur marginal verändert – so wie die Form des 911“, sagt er. Genau diese Balance zwischen Weiterentwicklung und Markentreue sieht er als entscheidend an.
Besonders deutlich wird das, wenn er über die Herkunft und das Image von Marken spricht. Tascioglu ist überzeugt, dass das Ursprungsnarrativ einer Marke kein Ballast, sondern ein Anker ist. „Vergesst nicht, wo ihr herkommt“, sagt er und rät: „Bevor ich mich neu erfinde, muss ich erst verstehen, welche Geschichte meine Marke eigentlich erzählen kann.“
Er sieht darin einen strategischen Vorteil, insbesondere in Zeiten, in denen generative Künstliche Intelligenz Inhalte unbegrenzt und austauschbar macht. „Gerade, wenn Inhalte beliebig reproduzierbar sind, steigt der Wert echter, konsistenter Markenidentität“, sagt er. Das gelte auch für die Gesichter einer Marke in unterschiedlichen Märkten auf der Welt. „Die Ansprache von Kundinnen und Kunden ändert sich regional, die echten Wurzeln einer Marke bleiben jedoch immer dieselben.“
„Du managst nicht nur Aufgaben, sondern Bedürfnisse“
Echtheit prägt sowohl Tascioglus Umgang mit der Marke als auch mit den Menschen in seinem Team: Für ihn ist Authentizität ein Führungsinstrument. Der Schritt vom Teammitglied zur Führungskraft sei für ihn „die größte Herausforderung“ gewesen. „Du managst nicht nur Aufgaben, sondern Bedürfnisse. Und du wirst Fehler machen. Ich habe bestimmt drei- oder viermal Situationen gehabt, die ich heute anders lösen würde.“ Für den gebürtigen Reutlinger ist das kein Makel, sondern Teil jeder guten Führungslaufbahn: „Solange du authentisch bist, wird vieles einfacher.“
Für die nächsten Jahre hat Dominique Tascioglu zwei Ziele: neue Impulse im Unternehmen bekommen und gleichzeitig Zeit mit seiner Familie verbringen. „Karriereschritte müssen zu dem passen, was auch familiär möglich ist.“
Es ist diese Haltung, die ihn als Future Marketing Leader besonders macht: ambitioniert, aber reflektiert. Markenbewusst, aber nicht dogmatisch. Und mit einer Leidenschaft für Porsche, die nicht gespielt ist – sondern gelebt.
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Lieblingsmarke?
Wenig überraschend: Porsche, weil die Marke von der Community jeden Tag aufs Neue so stark aufgeladen wird, wie keine andere.
Tollste Werbung?
Apple Keynotes und Kinderlachen.
Persönliches Vorbild?
Mein Dad, der es nicht einfach hatte, aber immer weitergemacht hat.
Bester Rat?
Immer Vollgas, solange es Spaß macht. Wenn es keinen Spaß macht, kann man nur selbst was an der Richtung ändern.
Was treibt dich an?
Eine starke nächste Idee und Vision, an die ich glaube – wenn sie nicht von anderen kommt, dann von mir.






