Deutscher Marketing Tag 2016: Der Arbeitsplatz der Zukunft

Der Arbeitsplatz von morgen ist so anders als der von gestern. Schon heute befinden wir uns auf dem Weg, hin zu einer lockeren Arbeitsatmosphäre und freier Urlaubs- und Arbeitsplatzwahl. Über das Thema diskutieren Tui, Philips, serviceplan Gruppe und Xing beim Deutschen Marketing Tag 2016.

Arbeiten, wo andere Urlaub machen

Barbara Haase ist Chief Creative Officer bei der TUI Group. Der Reiseveranstalter ist in 31 Märkten weltweit unterwegs, hat 300 Hotels, 150 Flugzeuge, 19 Kreuzfahrtschiffe und macht im Jahr 20 Milliarden Umsatz. Um all die Kunden vor Ort tagtäglich glücklich zu machen hat Tui seit Jahren ein Destination Service. In dieser Abteilung arbeiten 10000 Mitarbeiter in 131 Destinationen auf der ganzen Welt. Ihre Ansprechpartner sind 15 Mitarbeiter, die in sechs verschiedenen Ländern sitzen und den Mitarbeitern auf jede erdenkliche Möglichkeit unter die Arme greifen. Denn Mitarbeiter im Destination Service betreuen die Kunden im Hotel, buchen Veranstaltungen und sind jeden Tag unterwegs. Meetings finden über Skype statt, sodass vieles selbstbestimmt abläuft. Eine der wichtigsten Eigenschaften: Selbstbestimmtes Arbeiten. Schon im internationalen TraineeProgramm haben Tui-Bewerber die Möglichkeit zu zeigen, was sie können: hochgradige Mobilität, Beherrschung der neuesten Technologien, und dazu zwei Sprachen fließend sprechen, sind Grundvoraussetzungen.

„Wir stellen Dinge her die Menschen wirklich wollen“

Philips verbindet man immer noch mit der Glühbirne. Doch heute stellen sie vielmehr TV- und Entertainment-Geräte und Medizintechnik her. Seit ein paar Jahren haben sie sich neu aufgestellt und wollen zum Gesundheitsunternehmen werden. Thomas Schönen ist Head of Brand Communications & Digital DACH bei Philips und erzählt in seinem Vortrag von der neuen Arbeitsatmosphäre. Philips will mit seinen 120000 Mitarbeitern und den 30 Standorten zum Software-Unternehmen werden. Seit einem halben Jahr gibt es nun die „Work Place Innovation“, die in Hamburg umgesetzt wurde.

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Philips zog in Hamburg an einen neuen Standort und änderte seine Arbeitsphilosophie. So gibt es nun die Demokratisierung von Arbeitsplätzen. Die Mitarbeiter haben keine festen Arbeitsplätze mehr, es gibt keine festen Telefone, jeder telefoniert über das Smartphone, die Mitarbeiter haben einen eigenen Spind, wo sie ihre Unterlagen aufheben können. Dazu können alle von Zuhause aus arbeiten, Mütter aber auch in den sogenannten Eltern-Kind-Räumen. Der neue Standort ist wie ein Campus aufgebaut und liegt am Flughafen.

Zwischen den Arbeitsplätzen liegen Breakout-Areas, auf denen man sich zusammenfinden kann, um zu reden und sich auszutauschen. Es gibt kein klassisches Großraumbüro, denn nur so kriegt man einen Mind-Change hin, ist sich Schönen sicher. Gerade für die älteren Mitarbeiter war der Wandel schwer nachzuvollziehen. Ihre alte eingefahrene Arbeitsweise musste durchbrochen werden. Jetzt gibt es eine
Cafeteria im Headquarter, Massagestühle auf den Gängen und einen Campus, der im nächsten Jahr Raum schafft für junge Start-ups. So will Philips Arbeitsmöglichkeiten für junge Gründer schaffen und den Bereich Health weiter ausbauen.

Ende des Rund-um-die-Uhr-Arbeitens

Für Agenturen sind drei Themen besonders relevant: Globalisierung, Vernetzung & Mobilität. Auch für Serviceplan stehen diese drei Begriffe im Mittelpunkt ihrer Arbeitsweise. Ronald Focken ist Geschäftsführer Holding, serviceplan Gruppe für innovative Kommunikation und weiß, dass es für jeden Bewerber ein ganz zentraler Punkt ist, wie eine Firm heute arbeitet. Denn viele Bewerber fragen nach Themen wie „Work-Life-Balance“, Auslandsaufenthalt, freie Zeiteinteilung, Homeoffice.
In Agenturen ist eines ganz klar: lange Arbeitszeiten. Doch macht man seinen Job gerne, sind auch mal Überstunden kein Problem. Solange man Mitarbeitern Freiräume und Gestaltungsfreiheit gibt, wird man zum attraktiven Arbeitgeber. Bei Serviceplan kann man schon seit rund 12 Jahren die Urlaubszeit selbst bestimmen. Mitarbeiter sprechen sich in ihrem Team ab und können dann auch mal sechs Wochen auf Reisen gehen. Die Statistik hat gezeigt, so Focken, dass 30 Urlaubstage von den Serviceplan-Mitarbeitern nie überschritten werden. Diese Flexibilität nehmen Mitarbeiter an und auch das „du“ gehört dazu um Hierarchien abzubauen. Vor allem für junge Bewerber ist auch die Möglichkeit der Weiterbildung ein Thema. So setzt die Agentur auf berufsbegleitende Studiengänge, Traineeship, dass heute mehr Struktur hat als früher, und“ Integraionweeks“ in unterschiedlichen Locations. High Potenzials haben die Möglichkeit einen Entwicklungsplan anzulegen mit einem 3-Jahres-Fahrplan. Denn viele Mitarbeiter wollen wissen, wo die Reise hingeht, wie und wann man aufsteigen kann. Für Focken steht eines fest: „Je größer die Company, desto individueller die Lösungen“.

Arbeitswelt im Wandel

Jan Kowalsky ist Director Brand Marketing bei Xing. In seiner Welt dreht sich tagtäglich alles um neue Jobs, Mitarbeiter, Kollegenvernetzung. Das ist alltägliches Brot bei Xing. Genau deswegen muss in so einem Unternehmen auch die „neue Arbeitswelt“ vorhanden sein. „Heute haben sich die Bedürfnisse anders entwickelt und das wirkt sich auf die Arbeitswelt aus“, erklärt Kowalsky. Der Treiber des Wandels ist die Digitalisierung, die einzigartige neue Chancen in der Arbeitswelt ermöglichen. Denn heute kann Arbeit unabhängig von Ort und Zeit erledigt werden. Kowalsky weiß, dass sich Unternehmen an die neuen Bedürfnisse der Fachkräfte anpassen müssen. „Sich auf die neuen Mitarbeiter einzustellen ist zwingend nötig und keine Option. Denn es gibt einen Fachkräftemangel. Und diese Fachkräfte wollen nicht mehr in eingefahrenen Strukturen arbeiten. Der Kampf um diese Mitarbeiter ist entbrannt und diese suchen sich Unternehmen aus, die auf eine Work-Live-Balance setzen.“
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Wen sich die Berufswelt ändert muss sich auch der Arbeitnehmer ändern. Für Xing hat „New Work“ eine große Bedeutung: Xing hat keine Zeiterfassung, offene Policy und es ist egal wo die Arbeit erledigt wird. Sabbatical kann jeder nach drei Jahren beantragen – das hat selbst der CMO schon gemacht.
Dazu will das Team offen mit dem CEO über Probleme aber auch über gute Nachrichten reden. Dafür gibt es das interne Feedback: Der CEO beantwortet Fragen, welche die Mitarbeiter in ein Tool schreiben. Dazu können die Mitarbeiter die Wichtigkeit der Frage ranken, jeder Woche neu. Und jede Woche beantwortet der Chef die wichtigsten Fragen.
Für Kowalsky ist eines ganz wichtig: „Fehler darf man machen. Es gibt in Deutschland eine zu große Angst vor Fehlern. Um das ’schief laufen‘ zu vermeiden hat man Regeln. Doch eine Fehlertoleranz ist vollkommen okay und sollte erlaubt sein.“ Denn nur so kann man Dinge ausprobieren, die vielleicht wahnsinnig sind.