Es ist wenig überraschend, dass DeepSeek nur wenige Tage nach der gemeinsamen 500 Milliarden Dollar schweren KI-Initiative großer US-Firmen an die Öffentlichkeit ging. Eigentlich sollte mit dem KI-Projekt „Stargate“ der vermeintliche Technologie-Vorsprung der USA in Sachen KI ausgebaut werden. In Wirklichkeit gibt es keinen Vorsprung, zumindest nicht gegenüber China. Im Gegenteil: Experten bescheinigen DeepSeek teilweise bessere Leistungswerte als dem bisherigen Platzhirschen ChatGPT.
Für das Marketing ist das Chance und Risiko zugleich. Die Daten werden (wahrscheinlich) auf chinesischen Servern gehostet und wer die Webanwendung von DeepSeek benutzt, muss zuvor breitwillig in die Nutzung seiner persönlichen Daten einwilligen. Was genau mit den Daten geschieht, ist weitgehend unklar. Die italienische Datenschutzbehörde hat daher bereits die Nutzung von DeepSeek eingeschränkt, die App in Italien aus den digitalen Stores von Apple und Google entfernen lassen und eine Untersuchung gestartet.
Risiken und Chancen für das Marketing
Für das Marketing bietet DeepSeek aber durchaus Chancen. Diese liegen nicht in der Leistungsstärke des KI-Chats, sondern in der Effizienz des gesamten KI-Modells und seiner Open-Source-Architektur. Der Quellcode ist offen, jeder kann das Modell nutzen und eigene Anwendungen darauf aufbauen oder es weiterentwickeln. Da das KI-Modell von DeepSeek leistungsstark und kostengünstig ist, könnten künftig auch kleineren Unternehmen KI-Technologien für ihre Marketingstrategien einsetzen, beispielsweise für die Datenanalyse, Content-Generierung oder Automatisierung.
Einem Artikel von Techcrunch zufolge nutzt das US-Start-up Gloo des ehemaligen Intel-CEOs Pat Gelsinger bereits DeepSeek anstelle von OpenAI. Weitere Firmen dürften folgen. Laut Information von The Information soll auch Goldman Sachs an der Nutzung von DeepSeek interessiert sein, wolle es aber zuvor noch einer gründlichen Prüfung unterziehen. Und sogar bei Meta soll man laut The Information darüber nachdenken, ob man die in China entwickelte KI in seinen Werbeprodukten einsetzen soll, obwohl Meta in den vergangenen zwei Jahren seine eigenen Open-Source-Modelle Llama entwickelt hat.
Noch hat DeepSeek mit Kinderkrankheiten zu kämpfen. Die Server sind nach dem Hype oft überlastet, so dass die Internetsuch-Funktion nur sporadisch funktioniert, außerdem sah man sich nach dem Start heftigen Cyber-Attacken ausgesetzt, so dass vorübergehend keine neuen Nutzerinnen und Nutzer registriert werden konnten. Auch in Sachen Datenschutz sind viele Fragen offen. Es wird noch einige Tage oder gar Wochen dauern, bis sich die Wogen geglättet haben. Doch die Vorteile und die möglichen Kosten- und Energieeinsparungen dürften mittelfristig die Bedenken überwiegen und die Entwicklungen von KI-Tools für das Marketing deutlich beschleunigen.
Schon gehört?
Es gibt eine Diskrepanz zwischen dem Potenzial von generativer KI und der derzeitigen Akzeptanz unter Marketingfachleuten. Laut einer Studie von Kantar ist die Mehrheit der Marketingverantwortlichen noch nicht darauf vorbereitet, KI zu implementieren und zu integrieren. Haupthindernisse sind demnach fehlende rollenspezifische Schulungen und hohe Kosten. Der Studie zufolge wird KI das Marketing in vier Wegen verändern: strategische Entwicklung, Betriebliche Effizienz, Brand Elevation, Automatisiertes Marketing.
Eine andere Studie von Cognizant und Oxford hat untersucht, wie KI bereits heute die Customer Journey verändert – von der Entdeckung eines Produktes bis zum Konsum. Demnach steckt das größte kurzfristige Potenzial für Anbieter darin, die Produktentdeckung mit KI-gesteuerten Tools anzureichern. In der Einkaufsphase gelte es, das Sicherheitsbedürfnis der Verbraucherinnen und Verbraucher zu respektieren. Für das vollautomatisierte Einkaufen ist es derzeit etwas zu früh, so die Studie.
Zur sich wandelnden Customer Journey gehört auch, das Bewegtbild intensiver genutzt wird. Immer mehr Streaming-Anbieter nutzen diese Entwicklung und setzen zumindest teilweise auf Werbung, um preisgünstigere Abos anbieten zu können. Das kommt bei deutschen Konsumentinnen und Konsumenten sehr gut an: Der Zahl der Abonnent*innen niedrigpreisiger Streaming-Plattformen mit Werbung ist laut einer neuen Studie von GroupM im vierten Quartal 2024 gegenüber dem Q4 2023 um 33 Prozent angewachsen. Sie umfasst nun nun einen Anteil von 32 Prozent aller Abonnent*innen.
Übrigens: Die Mehrheit der Marketer in Deutschland, Italien, Großbritannien, Frankreich und Spanien trackt die CO2-Bilanz ihrer digitalen Werbekampagnen, so das Ergebnis einer Studie von Freewheel. Für zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten ist Supply Path Optimization (SPO) – also die Ermittlung des kürzesten Weges zum Inventarerwerb – eine sinnvolle Möglichkeit, die CO2-Bilanz von Kampagnen zu verringern.
In diesem Sinne. Bleiben Sie inspiriert!