Corona-Konsumbarometer: die Dezember-Welle

Wie verändert das Coronavirus den Konsum? Andreas Fürst, Marketingprofessor an der Universität Erlangen-Nürnberg, und sein Team erheben für die absatzwirtschaft im regelmäßigen "Corona-Konsumbarometer", wie sich die Konsumlaune und das Kaufverhalten im Zeitverlauf verändern. Hier sind die Ergebnisse der jüngsten Abfrage.
Konsumbarometer
Bange Blicke wegen der Corona-Pandemie: Nur noch 19 Prozent sind gar nicht oder kaum beunruhigt. (© iStock/RapidEye)

Das Corona-Konsumbarometer der absatzwirtschaft liefert als regelmäßige Verbraucherbefragung des Marketinglehrstuhls von Professor Andreas Fürst von der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg und dem Deutschen Marketing Excellence Netzwerk e.V. (mex-netzwerk.de) Anhaltpunkte, welche nachhaltigen Auswirkungen die Corona-Pandemie auf das Kauf- und Konsumverhalten hat. Hier die Ergebnisse der sechsten Welle aus dem Dezember 2020:

Beunruhigung wegen Corona-Krise nimmt zu

Die Beunruhigung aufgrund der Corona-Krise nimmt wieder zu. Ende Dezember gaben 38 Prozent der Befragten an, (sehr) stark beunruhigt zu sein (n = 1020). Dies bedeutet einen Anstieg um zwölf Prozent gegenüber den Ergebnissen der fünften Welle von Ende September.

Da sich die Anzahl der „etwas“ Beunruhigten im gleichen Zeitraum nur minimal verringerte, von 45 auf 43 Prozent, bleiben nur noch 19 Prozent der Befragten, die gar nicht oder kaum beunruhigt sind. Im September 2020 waren dies noch 30 Prozent, im Juni 2020 sogar 35 Prozent.

Zum Vergleich noch einmal die Zahlen des Corona-Konsumbarometers zum Start der Pandemie im März 2020:

  • (sehr) stark beunruhigt: 50 Prozent
  • etwas beunruhigt: 38 Prozent
  • gar nicht/kaum beunruhigt: 12 Prozent

Sorge um Einkommensverluste gleichbleibend

Während die allgemeine Beunruhigung wegen der Corona-Krise wächst, bleibt die Sorge um Einkommensverluste im Vergleich zur September-Erhebung relativ konstant: 58 Prozent im Dezember vs. 60 Prozent im September haben in dieser Hinsicht keine oder nur kaum Befürchtungen.

Quelle: absatzwirtschaft/FAU Erlangen-Nürnberg

Insbesondere Selbständige befürchten allerdings – wie auch in den Vormonaten – weiterhin deutliche Einkommensverluste. Zudem sind die Befürchtungen auch je nach Branche weiterhin unterschiedlich stark ausgeprägt. Besonders stark sind die Befürchtungen nach wie vor im Bereich Tourismus/Gastgewerbe.

Abwägung in der Corona-Krise: Gesundheit oder Wirtschaft?

Bei der Abwägung, ob bei der Corona-Krise gesundheitliche oder wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund stehen sollten, rückten bei den befragten Verbrauchern gesundheitliche Aspekte in den vergangenen Monaten zunehmend in den Hintergrund: 59 Prozent im März vs. 38 Prozent im Juni vs. 35 Prozent im September. In der Dezember-Welle jedoch rückten gesundheitliche Aspekte bei den Verbrauchern mit 46 Prozent wieder stärker in den Vordergrund.

Der Anteil derer, die wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund sehen möchten, ist im Vergleich zu den Vormonaten leichten gesunken – von neun (September) auf sieben Prozent. Dieser Anteil besteht weiterhin primär aus Selbständigen sowie in diesem Monat insbesondere aus Vertretern der Branchen Agrarwirtschaft, Internet/E-Commerce, Konsumgüter, Gesundheit/Pharma, Tourismus/Gastgewerbe sowie Verkehr/Logistik).

Einkaufsverhalten in der Corona-Krise

Ein weiterer Abschnitt des Corona-Konsumbarometers beschäftigt sich mit dem aktuellen Einkaufsverhalten der Konsumenten – auch im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Krise. Die Ergebnisse (siehe auch Grafik unten):

  • Weiterhin werden Desinfektionsmittel und Hygieneartikel vermehrt gekauft.
  • Im Vergleich zum Vormonat werden wieder mehr Nudeln/Reis, Backzutaten, Konservendosen und Toilettenpapier gekauft.
  • Weiterhin werden im Gegensatz zu diesen Verbrauchsgütern Gebrauchsgüter (unter anderem Kleidung und Sportartikel) nach wie vor deutlich weniger gekauft als vor der Corona-Krise.
Quelle: absatzwirtschaft/FAU Erlangen-Nürnberg

Anteil der Online-Shopper steigt sukzessive

Beim Einkaufsverhalten bezogen auf den Kanal fällt auf, dass der Anteil der Online-Shopper in den zurückliegenden Erhebungswellen des Corona-Konsumbarometers stetig gestiegen ist.

Quelle: absatzwirtschaft/FAU Erlangen-Nürnberg
  • Gaben im März 2020 noch 23 Prozent an, (sehr) viel häufiger im Internet einzukaufen, waren es im September 2020 schon 33 Prozent.
  • In der Dezember-Abfrage stieg der Anteil der Online-Shopper gar auf 43 Prozent an.
  • 52 Prozent gaben im Dezember an, im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Krise gleich häufig online zu shoppen. Im Juni und März waren es jeweils 64 Prozent und im September 62 Prozent.

Nur 51 Prozent wollen sich impfen lassen

Im Dezember wurde beim Corona-Konsumbarometer der absatzwirtschaft erstmals auch die Impfbereitschaft deutscher Verbraucher abgefragt. Das Ergebnis: Rund die Hälfte (51 Prozent) will sich impfen lassen, ein Viertel ist noch unschlüssig sowie ein weiteres Viertel will sich nicht impfen lassen.

Die Antworten zur Impfabsicht im Detail:

  • 28 Prozent: Ja, sobald wie möglich
  • 23 Prozent: Ja, aber nicht sofort
  • 23 Prozent: noch unschlüssig.
  • 11 Prozent: Nein, eher nicht
  • 15 Prozent: Nein, keinesfalls

Das Corona-Konsumbarometer der absatzwirtschaft:
Die wissenschaftlich fundierte, bevölkerungsrepräsentative Erhebung, für die in der sechsten Befragungswelle Ende Dezember 1020 Personen befragt wurden, soll im Zeitverlauf zeigen, wie sich Konsumlaune und Kaufverhalten verändern. Die Untersuchung ist auf den kompletten Zeitraum der Corona-Krise angelegt, die Ergebnisse fassen wir regelmäßig für Sie zusammen. Die nächste Welle ist im quartalsweisen Zyklus für Ende des Jahres geplant.


(he, Jahrgang 1987) – Waschechter Insulaner, seit 2007 Wahl-Hamburger. Studierte Medien- und Kommunikationswissenschaften und pendelte zehn Jahre als Redakteur zwischen Formel-1-Rennstrecke und Vierschanzentournee. Passion: Sportbusiness. Mit nachhaltiger Leidenschaft rund um die Kreislaufwirtschaft und ohne Scheuklappen: Print, live, digital.