KI im Marketing bei Nestlé 

Von dem Chatbot KIM können Maggi-Kunden unter anderem Rezept-Tipps erhalten. Was hat die KI noch auf Lager? Daniel Marschollek, Head of Digital Transformation im Kurzinterview. Teil 9 der Serie künstliche Intelligenz im Marketing.
Daniel Marschollek arbeitet seit fast zwei Jahren als Head of Digital Transformation bei Nestlé. (© Nestlé)

Herr Marschollek in welcher Weise setzt Nestlé KI bereits ein?  

In verschiedenen Bereichen. Wie bei der Entwicklung von Ideen, zum Beispiel um neue Konzepte zu generieren oder zur Rezeptentwicklung. Auch zur Erkennung von Food Safety Issues im Bereich Qualität und Produktion spielt KI bereits eine Rolle. Bei Maggi haben wir 2017 unseren Chatbot KIM („Kitchen intelligence by Maggi“) eingeführt, der sich insbesondere an jüngere Zielgruppen richtet. Wir bieten unseren Konsument*innen damit einen personalisierten Dienst an, der sie beim Kochen unterstützt. Unser Chatbot bietet Inspirationen für Rezepte basierend auf Zutaten oder Anlässen, Kochkurse, informiert zur richtigen Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln, einer sinnvollen Verarbeitung von Resten und nutzt dazu das Maggi Ökosystem, in das er eingebettet ist.  

Wie nutzen Sie KI im Personalbereich? 

Dort nutzen die Mitarbeiter*innen zum Teil eine künstliche Intelligenz für die automatische Terminkoordination von Telefoninterviews. Der Chatbot „Olivia“ ist mit den Kalendern der Recruiter*innen verknüpft und vereinbart Gesprächstermine mit allen ausgewählten Kandidat*innen für die offenen Positionen im deutschen Markt. Auf diese Weise sparen die Recruiter*innen viel Zeit ein, die sie für andere, wertschöpfende Tätigkeiten wie etwa die Auswahl der Bewerber*innen nutzen können. 

Haben Sie vor ihren Mitarbeitenden (ethische) Leitlinien zum Einsatz von generativer KI an die Hand gegeben oder gibt es schon welche? 

Der verantwortungsbewusste Umgang mit KI ist für uns sehr wichtig. Deshalb haben wir sehr schnell auf die Entwicklungen reagiert und all unseren Mitarbeiter*innen eine Richtline für verantwortungsvolle Nutzung generativer KI an die Hand gegeben. Diese gibt Orientierung in einer Welt voller neuer Möglichkeiten, die gleichzeitig auch neue rechtliche, sicherheits-technische und ethische Herausforderungen mit sich bringt. 

Würden Sie eine persönliche Erfahrung, die Sie mit (generativer) KI gemacht haben, mit uns teilen? 

Meine Erfahrungen mit KI sind durchweg positiv. Ich nutze diese Tools als eine Art Schweizer Taschenmesser im Alltag, zur Konzeption von Workshops, aber auch bei der Erstellung von Inhalten für interne und externe Präsentationen. In der Ideengenerierung von neuen Services und dem Aufbau neuer, digitaler Ökosysteme spielt KI eine ebenso große Rolle, wie auch in der Optimierung unserer Planungsprozesse. Dies bereichert meinen Arbeitsalltag ungemein, da sich mehr Zeit auftut, um sich auf wertschöpfendere Tätigkeiten zu fokussieren.  

Aus heutiger Sicht: Welche Aufgaben im Marketing wird die KI zuerst übernehmen? 

Im Marketing hat KI das Potenzial, künftig Teile der Konzeption, die Content Erstellung, sowie Aussteuerung und Analyse zu übernehmen. Außerdem kann KI uns zukünftig dabei helfen, unsere internen Prozesse besser zu analysieren und zu optimieren. Ich bin mir dennoch sicher, dass der Mensch immer und in jedem Bereich gebraucht werden wird. Das größtmögliche Potential sehe ich in der Interaktion von KI und menschlicher Intelligenz.  

Das Interview wurde schriftlich geführt


Alle bisher erschienenen Folgen dieser Interviewserie mit Markenentscheider*innen zu KI lesen Sie hier:

Folge 1: KI im Marketing bei SAP, Gespräch mit Kerstin Köder
Folge 2: KI im Marketing bei Burger King, Gespräch mit Klaus Schmäing
Folge 3: KI im Marketing bei Ritter Sport, Gespräch mit Franziska Kleinhans
Folge 4: KI im Marketing bei Obi, Gespräch mit Christian von Hegel
Folge 5: KI im Marketing bei Mercedes-Benz, Gespräch mit Bettina Fetzer
Folge 6: KI im Marketing bei Tonies, Gespräch mit Claudia Lührs
Folge 7: KI im Marketing bei Afri Cola, Gespräch mit Sven-Eric Frisch
Folge 8: KI im Marketing bei Henkel, Gespräch mit Sarah Manseck

(amx, Jahrgang 1989) ist seit Juli 2022 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Er ist weder Native noch Immigrant, doch auf jeden Fall Digital. Der Wahlberliner mit einem Faible für Nischenthemen verfügt über ein breites Interessenspektrum, was sich bei ihm auch beruflich niederschlägt: So hat er bereits beim Playboy, in der Agentur C3 sowie beim Branchendienst Meedia gearbeitet.