Kolumne: „Bevor sie uns auslöschen, nehmen uns die Roboter die Jobs weg!“

So oder so ähnlich könnte man die teilweise vorhandene Katastrophenstimmung aus Politik, Wirtschaft und Verbänden zusammenfassen. Der digitale Wandel und die damit verbundene Neuordnung des Arbeitsmarkts können einem schon angst und bange machen. Angst und bange wird auch unserem Kolumnisten Tobias Spörer, weil es die Politik nicht schafft, die Menschen auf digitale Veränderungen vorzubereiten.

Richtig ist, dass die digitale Evolution unsere Arbeitswelt gehörig durcheinanderwirbeln wird und es hier und da bereits tut. Arbeit, wie wir sie heute kennen, wird nicht mehr die Arbeit von morgen sein. Taxifahrer werden nicht mehr Taxi fahren. Ärzte nicht mehr diagnostizieren. Werber keine bunten Bilder mehr produzieren. Face it! Alle fragen sich jedoch: Was machen wir dann den lieben langen Tag?

Arbeit kann noch viel öfter sinnstiftend werden

Diese Frage ist so leicht zu beantworten, dass es vielleicht den einen oder anderen überraschen wird: Solange die Menschheit Probleme hat, werden wir Arbeit haben. Arbeit fußt dann aber auf einem völlig neuen Grundethos – dem Ziel, die Welt für alle Menschen lebenswerter zu machen. Was für großartige Aussichten! Denn da, wo Roboter und Algorithmen die täglichen To-dos erledigen, kann Arbeit plötzlich noch viel öfter sinnstiftend werden. Denn Digitalisierung gibt uns unser höchstes Gut zurück – die Zeit. Jeder, der ein Haus mit Garten besitzt und einen Rasenmäher-Roboter sein Eigen nennt, wird nun bestätigend nicken. Denn es fehlt uns meist ja gar nicht die Lust, auch mal eintönige Dinge zu tun, sondern die Zeit. Vor allem aber fehlt uns Zeit, im Leben mehr Sinnstiftendes zu tun.

KI lernt durch die Masse der Informationen, die wir ihr zur Verfügung stellen. Deshalb wird KI uns zunächst viele monotone Aufgaben abnehmen. Was uns Menschen bislang von ihr unterscheidet, ist die Fähigkeit, Visionen, Kreativität und Ideen zu entwickeln, die neu sind. In allen Bereichen der Beschäftigung.

Es liegt in unserer Natur, Dinge zu schaffen

Die Arbeit, die mittlerweile den Großteil unseres Lebens bestimmt, ist allerdings auch nicht ausschließlich dafür erfunden worden, Menschen glücklich zu machen. Vor allem nicht der Teil, den uns in nächster Zukunft hoffentlich Automatismen abnehmen werden. Denn die wenigsten von uns arbeiten doch wirklich gerne täglich in einer Beschwerdehotline. Oder als Programmierer, der zum 200sten Mal die SQL-Abfragen in einer Datenbank anpassen muss. Oder als Anwalt, der ein weitestgehend standardisiertes Vertragswerk unzählige Male auf Rechtssicherheit prüfen muss.

Digitalisierung gibt uns die Zeit zurück

Nicht grundlos wird in der New-Work-Bewegung sehr viel über „Purpose“ und das „Why“ der Arbeit gesprochen. Da werden im wochenendlichen Off-Site Yoga-Retreat „Why, How und What“ gesucht. Die Menschen suchen verständlicherweise nach Erfüllung und Sinn in dem, was sie 40 Stunden oder mehr in der Woche beschäftigt.

Die digitale Transformation sorgt dafür, dass wir genau diesen „Purpose“ in der Arbeit zurückbekommen! Denn in Zukunft könnten wir unseren Geist, viel mehr als heute, dafür einsetzen, über größere Problemstellungen nachzudenken. Umweltverschmutzung minimieren, politische und gesellschaftliche Herausforderungen meistern, Energieprobleme lösen und Produkte und Services kreieren, die die Kunden gerne Teil ihres Alltags werden lassen – es warten große Herausforderungen auf uns. Man könnte sagen, dass uns die Digitalisierung die Zeit zurückgibt, die sie uns jahrelang durch ein immer schnelleres Arbeitsleben genommen hat. Visionäres und kreatives Arbeiten wird wieder stärkeren Fokus bekommen.

Veränderung ruft immer die Bedenkenträger auf den Plan

Zusätzliche Macht erhalten sie, wenn die Gesellschaft auf diese Veränderung nicht vorbereitet ist. Wenn wir uns die exponentielle Entwicklungsgeschwindigkeit ansehen, mit der der digitale Wandel voranschreitet, sind Bedenken durchaus berechtigt. Aber die Bedenken dürfen nicht bremsen, sondern müssen zu einem konsequenten und zukunftssichernden Voranschreiten führen. Nur ein positiver Umgang mit dem Unausweichlichen wird dazu führen, dass wir alle gewinnen. Und – Sie können kurz durchatmen – das heißt nicht, dass gleich morgen alle etwas anderes tun müssen, denn dieser Prozess wird sicher Jahre benötigen. Lassen Sie uns die Chancen der Digitalisierung nutzen! Wenigstens bis Skynet unser Ende besiegelt!  😉

Diese Kolumne entsteht in Zusammenarbeit mit dem Gesamtverband der Kommunikationsagenturen (GWA). Der GWA-Präsident Benjamin Minack (ressourcenmangel), Vizepräsidenten Nina Rieke (DDB Group) und Vorstandsmitglied Tobias Spörer (elbkind) schreiben hier regelmäßig für die absatzwirtschaft zum Thema Kunde-Agentur-Beziehung. Anlass ist eine große Kooperation zwischen der absatzwirtschaft, dem GWA und Agenturmatching: zur Agentursuche.