12 Stunden Big Mac TV live: „Ich erachte das als nette Eintagsfliege: Sum, sum, sum – und vorbei“

Um den Zuschauern und Besuchern zu zeigen wie der Big Mac von Mc Donald's hergestellt wird, veranstaltet die Fastfood-Kette ein Live-Event über die sozialen Kanäle. Das eigene TV-Format "Big Mac TV" soll für mehr Transparenz sorgen. Kann das der Marke neuen Aufwind bringen? Markenexperte Karsten Kilian glaubt, dass Live-Events einmalig funktionieren können. Mehr aber auch nicht

Livestreaming ist das neue große Ding in sozialen Netzwerken. Das hat nun auch Mc Donald’s für sich entdeckt und setzt als erste große Marke auf einen Video-Livestream. Und das 12 Stunden lang. Der Name des neuen „TV-Senders“ kommt vom berühmtesten Burger der Kette: „Big Mac TV“. Darüber sendet das Unternehmen von 9-21 Uhr live und vor Ort aus einem seiner Restaurants. „Der Live-Event könnte einmalig funktionieren, weil er (meines Wissens) der erste seiner Art ist. Das schaut man sich dann vielleicht schon mal online oder mobil an“, meint Karsten Kilian, Markenexperte und Inhaber des Markenlexikons. „Ob Leute dafür extra zur nächsten McDonalds’s-Filiale fahren, um sich die Küche und das Lager anzuschauen, bezweifle ich aber sehr. Da müssen dann schon Angebots-Specials flankierend angeboten werden.“ Über Facebook, YouTube und Twitter wird also live übertragen, wie die Türen für Bereiche, die normalerweise öffentlich nicht zugänglich sind, geöffnet werden. Gäste haben dann vor Ort die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von der Qualität und Produktsicherheit zu machen. User sind dazu aufgerufen, selbst an verschiedenen Aktionen mitzuwirken, Fragen zu stellen und zu kommentieren.

Flop oder Top?

Die Produktion der Live-Show beinhaltet Talkrunden, prominente Gäste und Zuschauer-Aktionen und wird von ProSiebenSat.1 Corporate Media realisiert. „ProSiebenSat1, Facebook und Twitter haben natürlich ein großes Interesse daran, dass der Social Media Live Event funktioniert, würde es ihnen doch ein neues Marktsegment eröffnen: Livestreaming für Markenunternehmen.“ Ein Markt, der neue Möglichkeiten schafft, so Kilian weiter. Doch klar ist auch, dass so ein Event auch floppen kann. „Ich erachte das eher als nette mediale Eintagsfliege: Sum, sum, sum – und vorbei.“

Kilian bezweifelt, dass solche Events sich langfristig etablieren. Und wenn sie es doch tun, wird es für den Konsumenten zum Problem: „Wenn zukünftig hunderte Marken anfangen würden täglich oder wöchentlich 10-12 Stunden Livestreams zu senden, dann muss man sich fragen, wer das alles anschauen soll – und wen das alles interessieren soll.“

Die Glaubwürdigkeit der Fast-Food-Ketten

Der Marktführer will mit der Veranstaltung die laufende Transparenz-Kampagne weiter pushen. Bei McDonald’s ist der Event in eine laufende Kampagne eingebettet und damit in sich schlüssig als neues Kampagnen-Highlight. „Das dürfte positiv auf die Kampagne abfärben, wenngleich es natürlich nur bedingt überzeugend ist, wenn eine Marke ihre Filialen für einen Tag herausputzt und aus einer Muster-Filiale live berichtet“, so Kilian.

Nach dem Skandal bei Burger King im letzten Jahr, müssen Fast-Food-Ketten immer mehr aufpassen, dass sich Konsumenten nicht abwenden. Die Social-Media-Strategie könnte der neue Weg von Deutschland-Chef Holger Beeck sein, der sich bis heute für keinen neuen Marketing-Nachfolger für Michael Th. Werner entschieden hat. Der alte Marketingchef musste im April diesen Jahres den Platz räumen. Im Interview mit Horizont zeigte Werner dann auf, wo die Probleme zwischen ihm und Holger Beeck lagen: Es habe zwischen ihm und dem Deutschland-Chef Differenzen in Sachen Markenstrategie gegeben. Beeck wollte stärker kurzfristige Promotion-Aktionen mit Erfolg umsetzen, während Werner die langfristige Positionierungsstrategie im Auge hatte. Scheint so, als habe sich Beeck mit „kurzfristigen Events“ durchgesetzt.

Nur ein kurzfristiger Erfolg

In England hat sich der Erfolg von Bewegtbild für Mc Donald’s nicht ausgezahlt. McDonald’s ist mit seinem YouTube-Kanal “Channel Us” glorreich gescheitert. Der Kanal wurde im September diesen Jahres aufgrund zu geringer Resonanz eingestellt. Die Videos wurden meist nur wenige tausend Mal abgerufen, nur eine Handvoll konnten rund 750.000 Views erreichen. Da haben Werbespots im TV immer noch eine höhere Reichweite.

Die Nummer 1. im sozialen Netzwerk

Auch wenn Live-Events keinen langfristigen Erfolg nachweisen können: Mc Donald’s ist, was die Social-Media-Präsenz angeht, auf Platz 1. Wie aus einer Analyse von Faktenkontor im Jahr 2014 hervorging, belegte Burger King im Image-Ranking der Gastronomie-Ketten den letzten Platz, den 1. Platz belegte McDonald’s.

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