Die DSGVO ist Schuld: Messenger-Dienst WhatsApp teilt jetzt Nutzungsinformation mit Facebook

Sind die Daten der WhatsApp-Nutzer nun nicht mehr sicher? Der Messenger-Dienst wird ab sofort seine Daten auch in Deutschland mit dem Mutterkonzern Facebook teilen, und das anscheinend ganz legal. Angeblich werde die Datenweitergabe nicht zur Produktverbesserung oder Personalisieren von Anzeigen genutzt. Möglich wird das durch die sich mit der DSGVO veränderte Zuständigkeit innerhalb der EU.
Wie handeln Whatsapp und Facebook die Sache mit den Daten?

Auf der Unternehmenswebseite ist nachzulesen, dass WhatsApp Informationen wie Telefonnummer, Geräteinformationen (z.B. Betriebssystemversion oder Mobilfunknetzkennzahl) und Nutzungsinformation (z.B. Dauer, Regelmäßigkeit und Häufigkeit der Feature-Nutzung) an Facebook und “vertrauenswürdige Drittanbieter“ weitergibt.

Aktuell setzt Facebook die Daten nach eigenen Angaben aber nicht ein, um Produkte auf Facebook zu verbessern oder Anzeigen zu personalisieren. Sollten Daten zu diesem Zweck genutzt werden, müsste erst die irische Datenschutzbehörde zustimmen, schreibt das Unternehmen. Die Daten werden momentan dafür genutzt, um die zu Nutzung analysieren.

Unzulässige Datensammlung?

Vor einigen Jahren verlor Facebook einen Rechtsstreit, der dem Unternehmen untersagte, Telefonnummern und andere Informationen mit WhatsApp zu teilen. Das Verbot ist aufgrund der DSGVO aber nicht mehr gültig, da nun die Datenschutzbehörde in Irland zuständig ist.

Die Datenweitergabe ist laut dem bundesweit für Facebook zuständigen Hamburger Datenschutzbeauftragten Johannes Casper unzulässig, wie er dem Portal Golem.de mitteilt. Grund sei, dass WhatsApp in seinen aktualisierten Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien auf diese nicht eingehe. Dort steht lediglich:

Nichts von dem, was du über WhatsApp teilst, einschließlich deiner Nachrichten, Fotos und Account-Infos, wird über Facebook oder irgendeine andere Anwendung aus unserer App-Familie sichtbar für andere geteilt, und nichts von dem, was du in diesen Apps veröffentlichst, wird sichtbar für andere über WhatsApp geteilt, es sei denn, du selbst wählst die Option, dies zu tun.

Casper kritisiert gegenüber Golem.de, dass nicht einmal klar sei, ob es sich bei den Informationen überhaupt um personenbezogene Daten von Nutzern handle und gegebenenfalls welche dies dann sein sollen. “Hier bleibt alles im Ungefähren.”

Keine Antworten von Facebook-Chef Zuckerberg

Der Datenschutzbeauftragte empfiehlt WhatsApp-Nutzern, der Datenweitergabe zu widersprechen. Der Messenger-Dienst bietet dafür auch eine Anleitung an. Der Widerspruch muss jedoch begründet sein, da WhatsApp ihn bewertet, bevor ihm stattgegeben wird. In dem Leitfaden sind allerdings absurde Begründungen anzugeben. So müsse erläutert werden, “welche Rechte und Freiheiten deiner Meinung nach durch die Verarbeitung beeinträchtigt [werden] und warum”. Außerdem werden zum Beispiel die “Nutzen und Risiken für dich, uns, andere Benutzer oder Dritte” abgewogen. Angaben, die Nutzer wahrscheinlich eher abschrecken sollen, diese Möglichkeit zu nutzen.

Bei der Anhörung vor dem Europäischen Parlament am Dienstag wurde Facebook-Chef Mark Zuckerberg konkret nach der Datenweitergabe gefragt. “Wollen Sie mir und den europäischen WhatsApp- und Facebook-Nutzern versprechen, dass es vom kommenden Freitag an keinerlei Austausch oder gegenseitige Nutzung von Daten zwischen beiden Diensten gibt?”, fragte der Grünen Datenschutzexperte Jan Philipp Albrecht. Er bekam keine Antwort auf seine Frage. Auf die schriftlich nachgereichte Frage antwortet Facebook nun: „Nein, weil wir Daten zwischen WhatsApp und Facebook tauschen werden, damit Facebook Dienste wie Tools oder Analysen für WhatsApp bereitstellen und dabei helfen kann, einen Missbrauch der Dienste zu bekämpfen.“

(lk)