New Work, Gen Z: Positive Kaltschnäuzigkeit 

Für die Gen Z steht New Work für eine andere Haltung zur Arbeit. Sie stellt Fragen, die sich andere Generationen vor ihr nicht gestellt haben. Zum Beispiel: Was tut meine Arbeit für mich? Davon profitieren wir alle.
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Klea Simon ist Geschäftsführerin People & Culture der Liganova Group. (© privat, Montage Olaf Heß)

Für die Boomer-Generation war klar: Arbeit dient dazu, Geld zu verdienen, um sich mit diesem Geld Wohlstand aufzubauen. Die Gen Z geht einen anderen Weg. Sie fragt als erstes nach dem Purpose der Arbeit. Nun kann man den Begriff Purpose zum Unwort des Jahres – vielleicht sogar des Jahrzehnts – küren – so häufig wird er in der Geschäftswelt momentan verwendet wird. Der Gedanke dahinter ist aber wichtig: Welchen Zweck erfüllt Arbeit?  

Viele Personalverantwortliche haben schon die Erfahrung gemacht, dass Studienabgänger*innen bereits im ersten Interview nach Sabbaticals fragen. Zunächst hat mich das schockiert: Wie kann jemand, der noch keinen Beitrag geleistet hat, direkt Forderungen stellen?

Als ich mich tiefer mit den Erwartungen der Gen Z beschäftigt habe, bin ich zu einem anderen Verständnis gekommen. Viele Repräsentant*innen dieser Generation haben den legitimen Anspruch, ihre Arbeitskraft sinnvoll einzusetzen. Es ist die Aufgabe von Unternehmen, ihnen genau das zu ermöglichen.  

Mit Selbstbewusstsein und Vehemenz 

Unternehmen sind also gefordert, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken. Wir müssen uns fragen, welchen Beitrag wir für die Ökonomie (darin sind wir geübt), aber auch für die Ökologie und für unsere Gesellschaft leisten. Und wenn wir diese Fragen beantwortet haben, dann müssen wir unseren Mitarbeiter*innen aus jeder Generation erklären, welchen Beitrag sie mit ihrer täglichen Arbeit in diesen drei Dimensionen leisten. 

Das Selbstbewusstsein und die Vehemenz, mit der die Gen Z sowohl für ihre individuellen als auch für gesellschaftliche Bedürfnisse eintritt, ist beeindruckend. Sie hat uns damit allen geholfen, in Hinblick auf Arbeitsort und Arbeitszeit selbstbestimmter zu agieren. Oder wer hätte sich vor fünf Jahren vorstellen können, in Spanien am Meer zu sitzen und seinen Job zu machen? Oder gemeinsam mit den Kindern die Mittagspause zu verbringen und sich danach wieder an den Schreibtisch zu setzen?  

Selbstverständlich haben dazu auch Corona und die Digitalisierung beigetragen. Ich bin aber überzeugt, dass uns darüber hinaus die Kaltschnäuzigkeit, mit der die Gen Z Bestehendes hinterfragt, positiv beeinflusst hat. Im besten Fall gehen auch wir der Sinnfrage auf den Grund. 

Wie die Gen Z Unternehmen zukunftsfähig machen kann  

Wie können wir diesen neuen Impuls im Arbeitsmarkt nutzen, um Unternehmen resilient und zukunftsfähig zu machen? Zuallererst muss trotz des großen medialen Fokus auf die Gen Z klar sein, dass sich Menschen natürlich nicht nur über die Zugehörigkeit zu einer Generation kategorisieren lassen. Jeder Mensch ist mehr als sein Geburtsjahrgang.

Der Begriff von New Work ist und bleibt dehnbar. Jede*r versteht etwas anderes darunter – unabhängig von der Generation. Für uns Personaler*innen geht es darum, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem möglichst viele Menschen einen produktiven Beitrag leisten können für sich selbst, die Ökonomie, die Ökologie und die Gesellschaft – mit einem Job, der sie erfüllt und der ihnen Spaß macht.  

Unternehmen können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Generationen miteinander in den Dialog zu bringen. Bei aller Bewunderung für den Mut und die Entschlossenheit, mit der die Gen Z ihre und unser aller Interessen vertritt, sollte sie auch verstehen, was die Generationen vor ihr angetrieben hat: Für sie war das primäre Ziel von Arbeit, Geld zu verdienen. Mit dieser Arbeitsauffassung haben Generationen von Menschen den Wohlstand, das Unternehmertum und den Fortschritt in unserem Land ermöglicht. Das ist nichts, was man leugnen oder gar verachten sollte.  

Jetzt geht es darum, eine offene Dialogkultur zu etablieren. Dafür müssen alle allen zuhören und Fragen stellen. Wenn Unternehmen mit ihren Mitarbeitenden und die Mitarbeitenden untereinander ins Gespräch kommen, entstehen Verständnis und Vertrauen. Das stärkt Unternehmenskultur und Mitarbeiterbindung, begünstigt den Aufbau neuer Strukturen – und schafft im Idealfall eine gemeinsame Auffassung von New Work