KI im Marketing bei Tchibo

In der Personalabteilung von Tchibo „arbeitet“ der ChatBot HRbert. Wie das Unternehmen KI sonst noch einsetzt und erprobt, erklärt Marketing Direktorin Kristina Büttner im Kurzinterview. Teil 13 der Serie Künstliche Intelligenz im Marketing.
Kristina-Büttner
Kristina Büttner ist Marketing Director bei Tchibo. (© Tchibo)

Frau Büttner, in welcher Weise setzt Tchibo KI bereits ein? 

Bei allen Möglichkeiten, die die KI bietet, entscheidend ist der clevere Einsatz. Wir testen die Möglichkeiten von KI in allen Bereichen. Bereits live gegangen ist zum Beispiel unser interner ChatBot HRbert: Er hilft Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, schnell eine Antwort auf Fragen zu Personalprozessen, Formularen und anderen Themen zu bekommen und schafft den Kolleginnen und Kollegen des Bereichs mehr Raum für die Lösung komplexerer Fragestellungen.  

Auch im Marketing haben wir schon früh den Einsatz von KI erprobt, zum Beispiel produzieren wir inzwischen die Fotos einzelner Vermarktungswochen komplett digital oder nutzen KI um unseren E-Mail-Aussand zu optimieren. Das sind großartige Entwicklungen, aber erst der Anfang. Wir sehen hier große und vielfältige Chancen.  
 

Haben Sie vor, Ihren Mitarbeitenden ethische Leitlinien zum Einsatz von generativer KI an die Hand zu gegeben oder gibt es schon welche? 

Im ersten Schritt war uns wichtig, rechtssicher zu arbeiten. Aber natürlich stellen sich auch ethische Fragen: Wie transparent wollen wir damit umgehen, wenn KI im Spiel war. Hier gibt es Trends, die wir durchaus kritisch sehen. Denken Sie an die Influencerin Apoki aus Korea, die fast vier Millionen Fans hat, aber nur virtuell existiert. Ist es ok, über eine komplett virtuelle Welt Konsumenten in ihren Wünschen und Träumen anzusprechen? Wie stellen wir sicher, dass wir Bias erkennen und unseren Kunden wirklich Lebensfreude vermitteln und nicht mehr Stress verursachen? Auch beim Thema Datensicherheit gibt es Fragen über den Datenschutz hinaus. Hierzu werden wir Antworten entwickeln müssen. 
 

Würden Sie eine persönliche Erfahrung, die Sie mit (generativer) KI gemacht haben, mit uns teilen? 

GPT nutze ich regelmäßig im Arbeitsalltag, zum Beispiel für Textentwürfe. Aber auch im privaten Bereich ist es doch zumindest interessant, welche Antworten das Modell parat hat. Was ich damit mache, liegt ja in meiner Hand. 
 

Aus heutiger Sicht: Welche Aufgaben im Marketing wird die KI zuerst übernehmen? 

KI ist heute insbesondere da stark, wo es um die Mustererkennung innerhalb großer Datenmengen oder um Sprachverarbeitung geht. Ich sehe hier großes Potential in der Automatisierung der Datenanalyse, um Kunden-Insights zu erlangen. Bei der generativen KI ist die Text- und Content-Erstellung naheliegend, insbesondere hinsichtlich des großen Bedarfs an personalisierten Inhalten. Generische Bildwelten können heute auf fantastische Weise erzeugt werden und die Bildbearbeitung sehr vereinfachen. Da generative KI sich noch schwer damit tut, ein Produkt unverändert in eine erzeugte Welt einzusetzen, wird bei Produktinszenierungen noch der weiteste Weg zu gehen sein. Aber in absehbarer Zeit wird das auch Standard sein und uns häufig im Alltag begegnen.  
 

In welchen Bereichen oder für welche Tätigkeiten wird es immer das menschliche Hirn brauchen? 

Wir haben schon viele Technologiesprünge erlebt und jeder stellte Bekanntes in Frage. So auch jetzt wieder. Und wir wissen: Jeder kann sich Pinsel und Farbe kaufen, aber nicht jeder vermag daraus ein Kunstwerk zu erschaffen. Insofern werden wir sicher sehr anders arbeiten, da wir mit den neuen Werkzeugen ganz neue Möglichkeiten haben. Aber auch in der Nutzung von KI und generativer KI brauchen wir Kreativität, Empathie, Vorstellungskraft und ein Gespür für den Zeitgeist. Da macht uns Menschen momentan keiner etwas vor.  

Das Interview wurde schriftlich geführt


Alle bisher erschienenen Folgen dieser Interviewserie mit Markenentscheider*innen zu KI lesen Sie hier:   
 

Folge 1: KI im Marketing bei SAP, Gespräch mit Kerstin Köder   

Folge 2: KI im Marketing bei Burger King, Gespräch mit Klaus Schmäing   

Folge 3: KI im Marketing bei Ritter Sport, Gespräch mit Franziska Kleinhans   

Folge 4: KI im Marketing bei Obi, Gespräch mit Christian von Hegel   

Folge 5: KI im Marketing bei Mercedes-Benz, Gespräch mit Bettina Fetzer   

Folge 6: KI im Marketing bei Tonies, Gespräch mit Claudia Lührs   

Folge 7: KI im Marketing bei Afri Cola, Gespräch mit Sven-Eric Frisch   

Folge 8: KI im Marketing bei Henkel, Gespräch mit Sarah Manseck   

Folge 9: KI im Marketing bei Nestlé, Gespräch mit Daniel Marschollek   

Folge 10: KI im Marketing bei Rossmann, Gespräch mit Petra Czora  

Folge 11: KI im Marketing bei Samsung, Gespräch mit Mike Henkelmann  

Folge 12: KI im Marketing bei Frosta, Gespräch mit Hinnerk Ehlers

(tht, Jahrgang 1980) ist seit 2019 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Davor war er zehn Jahre lang Politik- bzw. Wirtschaftsredakteur bei der Stuttgarter Zeitung. Der Familienvater hat eine Leidenschaft für Krimis aller Art, vom Tatort über den True-Crime-Podcast bis zum Pokalfinale.