Studien der Woche: Zeitungsleser sind offen für E-Paper

Marktforschung und Wirtschaft veröffentlichen täglich neue Studien, die für Unternehmen und Marketer wichtig sein können. Die absatzwirtschaft liefert eine Zusammenschau der wichtigsten Ergebnisse der vergangenen Woche.
Zukunftsvision des Zeitungslesens? (© Imago)

Top 1: E-Paper bei Tageszeitungen im Aufwind

Die meisten Zeitungshäuser der Republik beklagen sinkende Abo-Auflagen und Anzeigenerlöse. Gleichzeitig müssen Sie ihr Geschäftsmodell in die digitale Welt überführen. Das kostet eine Menge Geld, der Ertrag im Online-Bereich ist gering. Wieso nicht aus der Not eine Tugend machen und statt teures, bedrucktes Papier nur noch vergleichsweise günstig zu produzierende E-Paper-Version der Zeitung per Mail verschicken? Als die Essener Funke-Gruppe Anfang des Jahres bestätigte, diesen Weg für bestimmte ländliche Regionen in Thüringen zu prüfen – auch angesichts von fehlenden Zeitungszustellern – sorgte das für große Empörung.

Eine Studie von Score Media, eine nationale Vermarktungsallianz von 30 regionalen Tageszeitungsverlagen, zeigt nun, dass eine Vielzahl von Zeitungslesern durchaus aufgeschlossen gegenüber der digitale Version der „gedruckten“ Zeitung ist. Demnach kann sich mehr als jeder zweite Zeitungsleser (52 Prozent) vorstellen, seine regionale Tageszeitung künftig auch als E-Paper zu nutzen. 58 Prozent der Befragten, die bereits heute E-Paper nutzen, sind der Meinung, dieses Format hat das Potenzial zum Produkt der Zukunft. Die Hauptargumente pro E-Paper liegen für die Mehrzahl der Printleser im problemlosen Zugriff, etwa im Urlaub (77 Prozent) oder von unterwegs aus (72 Prozent), der Reduzierung von Altpapierstapeln zu Hause (73 Prozent) und darin, dass interessante Artikel einfach gespeichert (67 Prozent) oder geteilt (61 Prozent) werden können.

Stetig steigende E-Paper-Auflagen

Quelle: IVW; RTZ=Regionale Tageszeitungen; Score Media: zur crossmedialen Vermarktungsallianz gehören insgesamt 270 Tageszeitungen von 30 regionalen Zeitungsverlagen

In Punkto Glaubwürdigkeit schneidet das E-Paper nicht schlechter ab als die gedruckte Zeitung. Beide Formate weisen im Vergleich zu anderen Medien wie Radio, Internet oder TV deutlich höhere Glaubwürdigkeitsraten auf. Aus Vermarktungssicht interessant ist, dass die Betrachtungsdauer von Werbeanzeigen im E-Paper gegenüber der Printausgabe in der Untersuchung um 35 Prozent höher war. Das macht die E-Paper-Leser zur attraktiven Zielgruppe für Werbekunden. 63 Prozent der E-Paper-Leser sind heute zwischen 18 und 49 Jahre alt. Bei der älteren Leserschaft ist der Hang zum Papier immer noch stärker ausgeprägt.

Weitere Informationen zur Studie finden Sie hier.

Top 2: Höchste Kaufkraft in Bayern

Das Bundesland Bayern weist mit 26.112 Euro weiterhin die höchste Pro-Kopf-Kaufkraft auf. Hamburg folgt dicht dahinter mit 26.082 Euro, und Platz 3 der Bundesländer belegt mit 25.805 Euro Baden-Württemberg. Zu diesem Ergebnis kommt die Analyse der Kaufkraft durch den Datendienstleister Acxiom. Demnach hat jeder Deutsche in diesem Jahr im Schnitt 23.970 Euro und damit  935 Euro mehr zum Ausgeben als noch 2018. Insgesamt knackt das Volumen in diesem Jahr erstmals die Marke von zwei Billionen Euro.

Im Vergleich der Großstädte ab 500.000 Einwohner liegt München mit großem Abstand vorn. Die durchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft in der bayerischen Landeshauptstadt beträgt 31.978 Euro. Dahinter folgen Düsseldorf mit 27.458 Euro und Stuttgart mit 26.899 Euro. Schlusslicht unter den Großstädten ist Duisburg mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 19.691 Euro.

Auch beim Blick auf die kaufkraftstärksten Gemeinden Deutschlands liegt Bayern vorn: Die Bewohner von Grünwald verfügen mit einer Kaufkraft von 59.292 Euro über fast 2,5 Mal so viel Kaufkraft wie der durchschnittliche Einwohner in Deutschland. Das hessische Königstein im Taunus und – als weitere bayerische Gemeinde – Pullach im Isartal folgen auf den weiteren Spitzenplätzen mit 45.289 Euro und 44.609 Euro.

Hier die Aufstellung der einzelnen Bundesländer:

Bundesland Private Kaufkraft
pro Kopf (in €)
Index
Bayern 26.112 108,9
Hamburg 26.082 108,8
Baden-Württemberg 25.805 107,7
Hessen 25.288 105,5
Rheinland-Pfalz 24.285 101,3
Schleswig-Holstein 24.082 100,5
Niedersachsen 23.701 98,9
Saarland 23.578 98,4
Nordrhein-Westfalen 23.569 98,3
Bremen 21.702 90,5
Brandenburg 21.639 90,3
Berlin 21.444 89,5
Thüringen 20.682 86,3
Sachsen 20.645 86,1
Sachsen-Anhalt 20.286 84,6
Mecklenburg-Vorpommern 19.910 83,1

Berechnungsbasis der Kaufkraft: Mit dem Kaufkraftindex vergleicht Acxiom die Pro-Kopf-Einkommen einer Region mit dem durchschnittlichen Wert für ganz Deutschland. Die private Kaufkraft entspricht dem „verfügbaren Einkommen“, wie es das Statistische Bundesamt definiert. Sie bildet das steuerbereinigte Einkommen der Bevölkerung in Deutschland aus den unterschiedlichsten Einkommensquellen in Euro am Wohnort ab und spiegelt das zum Ausgeben oder Sparen zur Verfügung stehende Einkommen wider.

Weitere Informationen zur Untersuchung finden Sie hier.

Top 3: Handel investiert Millionen in Ladenbau

Die Einzelhändler investieren kräftig in das Erscheinungsbild und die technische Ausstattung ihrer Geschäft. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Ladenmonitor 2020“ vom EHI Retail Institute in Köln. Die Kosten für die Einrichtung eines neuen Lebensmittelmarkts sind im Vergleich zu 2016 um 14,7 Prozent auf 733 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche gestiegen. Bei Bekleidungsgeschäften betrug das Plus im gleichen Zeitraum immerhin 12,6 Prozent auf rund 500 Euro.

Der größte Kostenfaktor bei Investitionen ist über alle Handelsbranchen hinweg die Optimierung des Bestands. Für den Lebensmittelbereich bedeutet das: „Ein unverändert hoher Anspruch an die Ladenoptik, gerade in den Frischebereichen, mehr gastronomische Angebote und kühlpflichtige Convenience-Sortimente bestimmen das Investitionsverhalten des Lebensmittelhandels. Damit wird auch weiterhin in moderne, energieeffiziente Kältetechnik investiert“, erklärt Ladenbau-Expertin Claudia Horbert. So gehört die Kühltechnik aktuell für 90 Prozent der befragten Lebensmittelhändler zu den Investitionsschwerpunkten. 2016 lag der Anteil noch bei 73 Prozent. Weitere Investitionsfelder sind Haustechnik (36 Prozent), LED-Beleuchtung (27 Prozent) sowie (Visual)Merchandising und Ladenmöblierung (jeweils 18 Prozent).

„Obwohl das Handelssegment unter einem hohen Kostendruck steht, vielfach begleitet von einer deutlichen Portfoliobereinigung, bleibt das Bestreben der Unternehmen nach einer qualitativen Aufwertung der Verkaufsfläche unverändert bestehen“, resümieren die Studienmacher.

Mehr zur Studie finden Sie hier.

Top 4: Kinder verbringen täglich 2,4 Stunden im Netz

Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 17 Jahren sind im Schnitt 2,4 Stunden am Tag online. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Leibniz-Instituts für Medienforschung. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Altersgruppen: So sind Kinder im Alter von 9 bis 11 Jahren im Schnitt täglich 1,4 Stunden im Netz unterwegs, 12- bis 14-Jährige durchschnittlich 2,4 Stunden und Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren 3,4 Stunden.

In der ältesten Gruppe haben 90 Prozent der Jugendlichen regelmäßig Zugang zum Internet über Smartphones, im mittleren Alterssegment sind es 72 Prozent und bei den Jüngsten immerhin 38 Prozent. Über Computer, Laptop oder Tablet sind 32 Prozent der 15- bis 17-Jährigen regelmäßig im Netz, 23 Prozent der 12- bis 14-Jährigen und nur 8 Prozent der Kinder im Alter von 9 bis 11 Jahren.

Für die repräsentative Studie wurden 1.044 Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 17 Jahren sowie Eltern nach ihren Online-Erfahrungen befragt.

Deutliche Unterschiede zwischen Kindern und ihren Eltern zeigten sich bei der Bewertung von Risiken. „Kinder haben in manchen Punkten ein anderes Risikoverständnis als Erwachsene. Während Eltern sich beispielsweise sorgen, dass ihr Kind mit sexuellen Inhalten in Berührung kommt, zeigen die Ergebnisse, dass diese Inhalte nicht per se negativ sein müssen, sondern mitunter für Heranwachsende im Rahmen ihrer sexuellen Entwicklung auch eine Informations- bzw. Orientierungsfunktion erfüllen können“, sagt Prof. Dr. Uwe Hasebrink, Direktor des Leibniz-Instituts für Medienforschung.

Den vollständigen Report finden Sie hier.

absatzwirtschaft Archiv: Studien der Woche

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(tht, Jahrgang 1980) ist seit 2019 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Davor war er zehn Jahre lang Politik- bzw. Wirtschaftsredakteur bei der Stuttgarter Zeitung. Der Familienvater hat eine Leidenschaft für Krimis aller Art, vom Tatort über den True-Crime-Podcast bis zum Pokalfinale.