Studien der Woche: Autofahrer und Technik-Angst

Marktforschung und Wirtschaft veröffentlichen täglich neue Studien, die für Unternehmen und Marketer wichtig sein können. Die absatzwirtschaft liefert eine Zusammenschau der wichtigsten Ergebnisse der vergangenen Woche.
SUV-Fahrer fühlen sich am stärksten diskriminiert. (© Robert Garcia / Unsplash)

Top 1: Viele Autofahrer fühlen sich diskriminiert

Nicht nur Kreuzfahrten und Innlandsflüge geraten im Zuge der aktuellen Klimadebatte in die Kritik. Auch das Image des Automobils – zumindest mit Verbrennungsmotor – ist angeschlagen. Das bestätigt auch eine Untersuchung des Marktforschungsinstituts Puls. Demnach fühlt sich mittlerweile jeder zweite Autofahrer von der Politik oder den Medien diskriminiert.

„Offensichtlich zeigt die im Zuge des Klimawandels nochmal verschärfte Treibjagd auf das Auto seine Wirkung“, kommentiert Puls-Geschäftsführer Konrad Weßner die Ergebnisse.

Das schlechte Empfinden steigt mit zunehmender Fahrzeuggröße – also auch mit steigenden Verbrauchs- und Schadstoffausstoß-Werten. So fühlen sich 58 Prozent der SUV-Fahrer diskriminiert. Auch in der oberen Mittelklasse (56 Prozent) und der Mittelklasse (51 Prozent) war der Anteil überdurchschnittlich hoch. Unter den Kleinwagenfahrern traf dies dagegen nur auf 41 Prozent der Befragten zu.

Unterschiede ergeben sich beim Blick auf die Altersstruktur und beim Geschlecht: Während die Altersgruppe der 31- bis 50-Jährigen mit 50 Prozent genau im Schnitt liegt, fühlen sich Unter-30-Jährige weniger (43 Prozent) und über 50-Jährige stärker (57 Prozent) diskriminiert. Bei den Frauen lag der Anteil mit 44 Prozent deutlich unter dem der Männer mit 53 Prozent.

Methodik: Für die Untersuchung hat Puls im Juli 2019 insgesamt 1022 Autofahrer/innen online befragt.

Top 2: Klonen und Gentechnik besorgen die Deutschen

Die Bundesbürger stehen Wissenschaft und Forschung mit gemischten Gefühlen gegenüber. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Multitechnologiekonzerns 3M.

Erstaunlich ist dabei zum einen die kritische Selbsteinschätzung der überwiegenden Mehrheit (85 Prozent), die von sich selbst sagen, wenig bis gar nichts über Wissenschaft zu wissen. Fast genauso viele – 83 Prozent – sagen, dass sie gern mehr über Wissenschaft wissen wollen. Und sogar 91 Prozent glaubt, dass die Wissenschaft nötig ist, um die Probleme der Welt zu lösen. Allerdings, dass ist das zweite bemerkenswerte Resultat der Studie, herrschen sehr große Vorbehalte und auch Ängste gegenüber dem technischen Fortschritt: So sind mehr als die Hälfte der Deutschen der Überzeugung, dass die Wissenschaft genauso viele Probleme verursacht wie sie löst (54 Prozent).

Beim Blick auf einzelne Zukunftstechnologien löst das Klonen von Menschen bei den meisten der Befragten (93 Prozent) Ängste aus. Danach folgen Gen-Technik (87 Prozent) und Gen-Lebensmittel (85 Prozent). Auch dem Themen Roboter am Arbeitsplatz und fliegende Autos (jeweils 68 Prozent) stehen die Mehrzahl der Befragten skeptisch gegenüber. Auf der anderen Seite setzen viele der Studienteilnehmer große Hoffnungen in die Wissenschaft: So erhoffen sich 88 Prozent einen Impfstoff gegen chronische Krankheiten oder Diabetes.

Methodik: Die Umfrage in Deutschland ist Teil einer jährlich stattfindenden Befragung von insgesamt 14.000 Menschen in 14 Ländern rund um den Globus. Sie bildet die Grundlage für den State of Science Index (SOSI), der die Veränderung in der Einstellung der Menschen weltweit zur Wissenschaft abbilden soll. In Deutschland nahmen insgesamt 1.002 Personen über 18 Jahren an der Umfrage teil.

Top 3: Im Netz zieht die Frau den Mann an

Mehr als jedes dritte Kleidungsstück für Herren wird im Internet von einer Frau gekauft. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des E-Commerce-Unternehmens Heyconnect.

Für die Studie wurden rund 21.000 Bestellvorgänge untersucht – darunter T-Shirts, Hemden, Pullover und Hosen – auf vier der größten deutschen Online-Plattformen: Amazon, Zalando, Otto und About You. Am höchsten ist der Anteil weiblicher Käufer von Herrenmode beim Hamburger Versandhändler Otto (47 Prozent), am geringsten beim Online-Riesen Amazon (21 Prozent).

Interessant sind auch die geografischen Unterschied: Während in Sachsen-Anhalt fast jedes zweite online gekaufte Herrenkleidungsstück von einer Frau bestellt wurde, shoppen immerhin 70 Prozent der Hamburger und 69 Prozent der Berliner Männer ihre Hosen und Hemden selbst im Netz.

„Die Online-Modewelt bleibt eine Frauen-Domäne“, so Florian Curdt, Gründer und Geschäftsführer von Heyconnect. „Männer überlassen die Kleiderwahl immer noch sehr häufig ihrer Partnerin. Jedoch sehen wir einen gegenteiligen Trend bei der neuen Generation von modebewussten Männern. Besonders Fashion-Plattformen wie About You und Zalando haben das erkannt und in der Ansprache ihrer männlichen Zielgruppe in den letzten Jahren deutlich aufgeholt.“

Methodik: Untersucht wurden 21.000 Kaufvorgänge von Marken, die über Heyconnect auf den deutschen Plattformen About You, Amazon, Otto und Zalando angebunden sind, im Zeitraum vom 1. Januar bis 31. Dezember 2018. Bei den untersuchten Kaufartikeln handelte es sich um Textilien, darunter T-Shirts, Pullover, Hemden und Hosen. Zur Analyse wurden unter anderem die Vornamen der Käufer/innen sowie die Lieferadressen herangezogen.

Top 4: Buchhaltung kommt bei Digitalisierung voran

Deutsche Unternehmen machen bei der Digitalisierung ihres Finanz- und Rechnungswesens deutliche Fortschritte. Dies ist eines der Kernergebnisse der Studie „Digitalisierung im Finanz- und Rechnungswesen 2019 – und was sie für die Abschlussprüfung bedeutet“, die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) erstellt hat.

Hier die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • 29 Prozent der befragten Unternehmen halten den Technologieeinsatz in ihrem Finanz- und Rechnungswesen für „progressiv“ oder „sehr progressiv“. Das sind deutlich mehr als in der Vorgängerstudie von Ende 2017. Dort hatten sich nur 21 Prozent der Befragten so geäußert. Demgegenüber bezeichnen 26 Prozent ihren Technologieeinsatz als „konservativ“.
  • Unternehmen planen mittlerweile viel häufiger, neue Technologien in ihrem Finanz- und Rechnungswesen einzusetzen. Dabei nannten sie als konkrete Anwendungen vor allem die Belegerkennung (83 Prozent gegenüber 22 Prozent Ende 2017), den direkten Datenaustausch beziehungsweise die direkte Datenverarbeitung (74 Prozent statt 20 Prozent) sowie den Zahlungsverkehr (70 Prozent gegenüber 19 Prozent).
  • Zu den neuen Technologien, die Unternehmen besonders in den Blick nehmen, gehören Data Analytics, Cloud-Lösungen, Robotics und künstliche Intelligenz (KI). KI-Anwendungen spielen für die Mehrheit der befragten Unternehmen zwar noch keine große Rolle – 56 Prozent von ihnen setzen KI noch nicht ein, und gerade einmal jedes fünfte Unternehmen nutzt die Technologie bereits.
  • Aber: Die Unternehmen, die KI bereits einsetzen, tun dies inzwischen deutlicher intensiver als Ende 2017. Während damals erst 39 Prozent der Befragten KI für das automatisierte Auslesen von Rechnungen und Belegen nutzten, sind es inzwischen mit 74 Prozent fast doppelt so viele.
  • Für die befragten Entscheider sind limitierende Faktoren für den Technologieeinsatz deutlich relevanter geworden. Als größte Hürde gelten der Mehrheit von ihnen die hohen Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit – 79 Prozent äußerten sich so (gegenüber 18 Prozent Ende 2017).

Methodik: PwC hat dafür 100 Groß- und mittelständische Unternehmen unterschiedlicher Branchen befragt. Die diesjährige Analyse aktualisiert die Ergebnisse aus den Jahren 2016 und 2017, die jeweils im darauffolgenden Jahr veröffentlicht wurden.

absatzwirtschaft Archiv: Studien der Woche

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(tht, Jahrgang 1980) ist seit 2019 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Davor war er zehn Jahre lang Politik- bzw. Wirtschaftsredakteur bei der Stuttgarter Zeitung. Er hat eine Leidenschaft für Krimis aller Art, vom Tatort über den True-Crime-Podcast bis zum Pokalfinale.