Wie das Start-up About You zum ersten „Unicorn“ aus Hamburg wurde, und was solch ein Einhorn auszeichnet

Im Zuge einer Kapitalerhöhung wurde das Bekleidungs-Start-up About You mit mehr als einer Milliarde Euro bewertet. Die Otto Group bleibt größter Anteilseigner des Unternehmens. Damit ist das Start-up, das hinter Zalando die Nummer zwei im deutschen Online-Bekleidungsgeschäft ist, ein echtes deutsches Einhorn. Doch was zeichnet so ein „Unicorn“ eigentlich aus?
Die Geschäftsführung von About You (© obs/About You GmbH/Johannes Arlt)

Es ist ein erfolgreicher Coup: Die Beteiligungsholding Heartland A/S steigt als neuer Investor bei About You ein. Die Beteiligung erfolgt im Rahmen einer Kapitalerhöhung von rund 300 Millionen US-Dollar und auf Basis einer Unternehmensbewertung von About You in Höhe von über einer Milliarde US-Dollar. Damit ist das schnell wachsende Fashion-Tech-Start-Up der Otto Group das erste sogenannte „Unicorn“ aus Hamburg.

Benjamin Otto, gestaltender Gesellschafter und Mitglied des Aufsichtsrats der Otto Group, und seine Schwester bleiben mit ihrer Gesellschaft für Handelsbeteiligungen mbH (GfH) Minderheitsgesellschafter. Die Otto Group bleibt zwar größter Anteilseigner, führt das Fashion-Tech-Unternehmen jedoch künftig als Beteiligungsgesellschaft. About You will das zusätzliche Kapital nun für die weitere Expansion des Unternehmens einsetzen. Tarek Müller, Mitgründer und Co-Geschäftsführer bei About you, will den Markt umkrempeln: „Wir freuen uns sehr über den Einstieg von Heartland A/S und das uns entgegen gebrachte Vertrauen. Die Zusammenarbeit ermöglicht es uns, unsere Kundenbasis noch weiter auszubauen, größere Marktanteile hinzuzugewinnen und neue Märkte sehr schnell zu erschließen. Gleichzeitig werden wir die Zahl unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier in Hamburg von aktuell 450 in den kommenden drei Jahren verdoppeln.“

Was ein Unicorn ausmacht

About You digitalisierte in den vergangenen Jahren den klassischen Einkaufsbummel und schaffte ein personalisiertes Einkaufserlebnis auf dem Smartphone. In dem Online-Shop bekommt jeder Kunde seinen eigenen Shop angepasst, der nur relevante Produkte und Outfitvorschläge anzeigt. Das Unternehmen gilt in der Branche als das am schnellsten wachsende Fashion-Tech-Start-Up in Europa. Für das Geschäftsjahr 2018/2019 erwartet die Firma eine Umsatzsteigerung von 283 Millionen Euro auf 450 bis 480 Millionen Euro. Mit diesem Sprung schafft es das Unternehmen das erste „Unicorn“ aus Hamburg zu sein, also ein nicht börsennotiertes Digital-Start-Up, dessen Wert mit über einer Milliarde US-Dollar bewertet wird.

Was sind weitere Kriterien für ein „Unicorn“?

Das hat die HTW Berlin, die Beratungsagentur Argo Brainworks und der Bundesverband Deutsche Startups in einer Studie analysiert. Diese zeigt, was die Gründer von Unicorns ausmacht. Für die Untersuchung wurden die Biografien der Gründer der Top-100-Unicorns weltweit analysiert. Es ist eine Auswertung von 180 Lebensläufen: Mehr als 95 Prozent der Unicorn-Gründer verfügen über mindestens einen Hochschulabschluss. Fast ein Drittel hat dazu noch einen Masterabschluss, 13 Prozent besitzen sogar einen Doktortitel. Die meisten Unicorn-Gründer bringt den Zahlen zufolge die Universität Harvard, Stanford und das MIT hervor. Der Großteil der Unicorn-Gründer weltweit kommt daher nach wie vor aus den USA. Mit einem Anteil von 42 Prozent liegen sie deutlich vor China (16 Prozent) und Indien (8). Deutschland liegt gleichauf mit Großbritannien auf Rang vier (je 6).

Das Fazit dieser Untersuchung: Die Wahrscheinlichkeit ein Milliardenunternehmen zu gründen, steigt, indem die Gründer über eine entsprechende Branchen- und Arbeitserfahrung verfügen. Auch der akademische Bildungsgrad scheint eine Rolle für Gründungserfolg und Kapitalaufnahme zu spielen.