Gründerin Sophie Schade: „Ich habe das Gefühl, dass Frauen an dem klassischen Hausfrauenbild rütteln“

Sophie Schade, ist Mitgründerin von Agenturmatching. Als Wirtschaftsingenieurin eine Quereinsteigerin in den Beruf. Mit uns spricht sie über harte Entscheidungen, taffe Frauen und die Schwierigkeit zu gründen.
Sophie Schade

Hallo Sophie, was war der wichtigste Impuls, weswegen du etwas eigenes gründen wolltest?

Es gab mehrere Gleichrangige, auf verschiedenen Ebenen:

Team: ein Projekt mit Axel, meinem langjährigsten Freund, zu starten hat Teamseitig keine Zweifel zugelassen.

Zweck: das Verbrennen kreativer Energie der Agenturteams zu verhindern und vertrauensvollere Beziehungen zwischen Werbetreibenden & Agenturen durch einen Start auf Augenhöhe zu fördern, das war und ist mein Herzensziel.

Perspektive: nirgends dachte ich, könnte ich so eine steile Lernkurve erleben (persönlich wie beruflich) wie bei dem Aufbau eines eigenen Unternehmens.

Wie kamt ihr auf die Idee zu Agenturmatching?

Axel kennt die frustrierenden Ineffizienzen der Geschäftsanbahnung aus eigener Erfahrung – er war u.a. für die New Business Strategie bei fischerAppelt in München mitverantwortlich. Agenturmatching wie es jetzt ist, haben wir in Lean Startup Manier durch konsequentes Customer Development, also vielen vielen Kundeninterviews und Testschleifen, entwickelt.

Wenn man eine B2B-Matchingplattform gründet steckt dahinter ja auch sehr viel Technik. Musstest du dich da richtig reinarbeiten oder ist IT kein Fremdwort für dich?

Ganz am Anfang stand tatsächlich die Idee, dass ich einen ersten Prototypen der Plattform entwickeln würde – als Wirtschaftsingenieurin habe ich mich vor der Herausforderung auch nicht gescheut. Wir sind dann allerdings sehr schnell dem genannten Lean Startup Weg gefolgt und haben ein knappes Jahr lang nicht eine Codezeile geschrieben, sondern haben mit Papier-, Excel-Prototypen und Klick Dummies mit unseren Pilotkund*innen gemeinsam die Grundlage für unsere Beta-Version entwickelt. Dafür haben wir uns dann Profis gesucht (ein Hoch auf Agenturen 🙂 ) – mittlerweile machen wir alles inhouse.

Ich hab gelesen du stehst um 5 Uhr auf? Warum?

Die goldenen Stunden, wenn die Welt gefühlt noch schläft, sind unbezahlbar. Ich habe eine relativ fixe Morgenroutine – dazu gehören Meditation, Sport und erste, wichtigste Tagesaufgaben zu denen ich im Wirbel des Tagesgeschäfts kaum Ruhe finde.

Was unterscheidet Männer von Frauen in der Start-up-Branche?

Die zahlenmäßige Präsenz. Auffällig unterrepräsentiert sind Frauen, wie so häufig, in den C-Level- & Founder-Positionen.

Gibt es Arbeitsweisen die bei Frauen strukturierter laufen? Die Erfahrung mache ich manchmal im Redaktionsalltag.

Arbeitsweisen sind meiner Erfahrung nach nicht geschlechtsgebunden sondern charaktereigen. Lediglich einen Unterschied in der Entwicklung abhängig des Alters konnte ich feststellen – da scheinen Frauen jedes Jahrgangs ihren Altersgenossen ein paar Jahre voraus zu sein.

Claudia Michalski, Ex-Geschäftsführerin der Verlagsgruppe Handelsblatt sagte mal in einem Interview mit uns „Männer brauchen ein neues Frauenbild“. Würdest du das unterschreiben?

Rollenbilder, die sich auf das Geschlecht reduzieren, dienen der Vereinfachung, sind aber eben nicht mehr als das. Ich habe das Gefühl, dass Frauen mittlerweile eine schlagkräftige Lobby haben und ganz gut an dem klassischen Hausfrauenbild rütteln. Da sieht es bei den Männern fürchte ich schlimmer aus. Es bedarf einer Generalüberholung, und zwar des ganzen Rollenverständnisses. In meiner Idealwelt sind schon frühkindliche Einflüsse geschlechtsneutral – d.h. bspw. gleiche Art der Ansprache und des Umgangs mit Kindern, gleiche Auswahl des Spielzeugs, gleiche Förderung, gleiches Vertrauen in die Fähigkeiten. Dann kann die Kluft, die ich momentan zwischen Männern und Frauen merke, vielleicht gar nicht erst entstehen.

Müssen sich Frauen oder Unternehmen ändern, im Bezug auf das Thema „Frauen und Familie und Karriere“?

Prinzipiell bin ich für Gleichheit in jedem Bereich, unabhängig des Geschlechts. Der biologische Vorgang des Kinderkriegens ist natürlicherweise den Frauen vorbehalten. Und damit einher geht eine gewisse Nichtverfügbarkeit der Frauen für den Arbeitsmarkt. Die Auswirkungen sind unfassbar vielschichtig: auf die Psyche und Unabhängigkeit der Frau, die Besorgnis von Arbeitgebern, Rollenbilder, die gesellschaftlichen Druck erzeugen… Eine einfache Antwort oder Lösung zu formulieren, fällt mir schwer.

Du scheinst in deinem Business sehr ernst genommen zu werden. Hast du auch mal die Erfahrung gemacht, dass es nicht so war?

Im direkten Kontakt in meinem Umfeld tatsächlich nicht in dramatischem Umfang. Es kam hingegen vor, dass mir befreundete Männer erzählten, dass über mich als Objekt gesprochen wurde. Häufig spüre ich das auch und ärgere mich darüber zugegebenermaßen. Allerdings sehe ich auch, dass die Ursache nichts mit mir oder Frauen per se zu tun haben muss, sondern bspw. an dem sozialen Gefüge von Männergruppen liegen kann.

Und zum Schluss noch einmal was zu, Business: Hast du drei kurze Tipps für Neugründer?

Neugründer*innen kann ich nur sagen, was ich für mich erkannt habe & immer wieder bewusst mache: 1) Vertraue deiner Intuition. Vor allem wenn es um die Akquise von Teammitgliedern geht, denn: 2) Team ist alles. 3) Sprich regelmäßig mit Sparrings-Partner*innen mit einem hohen Erfahrungsschatz, alles alleine durchzuziehen ist keine Stärke.

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