Smart TV: Ein Bildschirm, viele Möglichkeiten

Das TV-Nutzungsverhalten hat sich komplett geändert. Streaming liegt im Trend, vor allem wenn es kostenfrei ist. Immer öfter wird im Gegenzug Werbung akzeptiert.
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Beim Thema Smart TV eröffnen sich für Werbungtreibende vielfältige Möglichkeiten. (© Unsplash)

Erinnern Sie sich noch an die Zeiten, als man den Fernseher einschaltete und sofort im laufenden Programm landete? Lang ist es her. Heute muss das Gerät hochfahren, sich einloggen, unter Umständen ein Update laden und schließlich noch die Programm-Informationen aktualisieren. Dann kann es meist losgehen. Aber nicht mit dem linearen TV-Programm, sondern mit der Qual der Wahl.

40 Prozent der Nutzer*innen sehen beim Einschalten des Smart-TV-Geräts ein Startmenü auf dem gesamten Bildschirm, 31 Prozent auf einem Teilbereich des Bildschirms, mit dem sie den gewünschten Content auswählen können. Etwa die Hälfte der Zuschauenden (54 Prozent) weiß zu diesem Zeitpunkt bereits, was sie sehen möchten. Der Rest stöbert oder lässt sich von Empfehlungen inspirieren. Sechs Minuten brauchen die Smart-TV-Nutzer*innen mit Vollbildmenü durchschnittlich zur Programmauswahl. Diese Zahlen stammen aus einer aktuellen Studie von GroupM und Samsung Ads, die zeigt, wie sehr sich die Mediennutzung verändert hat.

Smart TV: Stöbern, interagieren, TV-Apps nutzen

Für Werbungtreibende eröffnen sich daraus vielfältige Möglichkeiten. Sie können ihre Zielgruppen bereits auf dem Startbildschirm des Smart TV erreichen, beispielsweise indem sie dort Marken-Apps oder Content-Integrationen platzieren. Auch Interaktionsmöglichkeiten werden der Studie zufolge gern genutzt. 37 Prozent der befragten Nutzer*innen würden für einen Rabattcoupon den QR-Code scannen und 32 Prozent für ein besonderes Angebot, zum Beispiel eine Testfahrt.

Außerdem spielt Advertisern in die Hände, dass kostenlose Streaming-Dienste im Trend liegen – diese Angebote werden in der Regel über Werbung refinanziert. Den Smart-TV-Zuschauenden sind die gestiegenen Kosten für Streaming-Abonnements schon lange ein Dorn in den Augen. Alle relevanten Anbieter haben ihre Preise in den vergangenen Monaten erhöht. So wundert es nicht, dass Werbung zunehmend nicht als störend, sondern eher als hilfreich angesehen wird, um die Abo-Kosten zu senken. Rund jede*r Fünfte (21 Prozent) hat im vergangenen Jahr aktiv die Ausgaben für Streaming-Abonnements reduziert.

Im Gegenzug für kostenfreien Streaming-Inhalte ist eine große Mehrheit der Zuschauenden mit Werbeeinblendungen einverstanden. Lediglich acht Prozent akzeptieren in Gratisumgebungen keine Werbung, so die Studie. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei zwölf Prozent. Das ist eine für Werbetreibende durchaus positive Entwicklung, die weiter anhalten dürfte.

Schon gehört?

Wie das Wall Street Journal berichtet, steigt der Zahlungsdienstleister Paypal ins Werbegeschäft ein. Basis der Werbeaktivitäten sollen Daten über die Einkäufe sowie das allgemeine Ausgabeverhalten der Paypal-User*innen sein. Der Datenschatz ist riesig: Im ersten Quartal dieses Jahres verfügte Paypal über 427 Millionen aktive Accounts, die in den vergangenen zwölf Monaten Transaktionen über den Dienstleister abgewickelt haben.

Auch bei einer jetzt verkündeten Kooperation der AGF mit Utiq geht es um Daten: Hier wird ein Forschungspanel mit Adtech kombiniert. Die Verknüpfung des panelbasierten Messansatzes der AGF, der dem Markt seit 1988 als Standard dient, und der zustimmungsbasierten Identifier-Lösung von Utiq soll Smart und Big Data zusammenführen. Ziel des gemeinsamen Pilotprojektes ist es, Zielgruppenstrukturen für digitale Angebote und Kampagnen zu liefern.

In Sachen „Daten-Messung“ gibt es dieser Tage ebenfalls eine interessante Kooperation: Der Adtech-Spezialist der RTL Group, Smartclip, stellt seine bewährte Monitoring-Technologie dem ZDF zur Verfügung. Der öffentlich-rechtliche Sender wird die Mess-Infrastruktur für die digitale Messung und Zuschaueranalyse des ZDF-Hauptprogramms sowie der Spartenkanäle ZDFneo und ZDFinfo nutzen. Die Messung erfolgt in Echtzeit, auch regionale Sehunterschiede sollen ausgewiesen werden.

Übrigens: Netflix ist nicht nur in der Werbevermarktung seiner Inhalte vorn dabei, sondern auch in der Ansprache junger Zielgruppen – und somit von potenziell künftigen Abonnenten. Wie das Portal kidscreen.com berichtet, hat der Streaming-Anbieter auf Roblox einen digitalen Themenpark gelauncht, dessen Charaktere und Quests auf beliebten Netflix-Serien basieren. Die Spieleplattform Roblox ist besonders bei Kindern und Teenagern beliebt, die laut Statista rund 58 Prozent der Nutzerbasis ausmachen.

In diesem Sinne. Bleiben Sie inspiriert!

(kaz) ist Fachjournalist für digitales Marketing. Seit Mitte der Nullerjahre begleitet er mit seinen Artikeln die rasanten Entwicklungen der Online-Werbebranche. Der Maschinenraum der Marketing-Technologien fasziniert ihn dabei ebenso wie kreativ umgesetzte Kampagnen. Der freie Autor lebt und arbeitet in Berlin.