Internes Know-how oder externe Expertise? 

Trotz eigener Marketingabteilung greifen viele Unternehmen für die Entwicklung von Werbemaßnahmen auf die Hilfe externer Agenturen zurück. Warum ist das so?
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Interne und externe Spezialisten erarbeiten Kampagnen häufig Hand in Hand. (© Adobe Stock)

In der Regel verfügen die meisten größeren Unternehmen über eine eigene Marketingabteilung. Hier werden unter anderem Werbestrategien entwickelt, Kampagnen entworfen, Online-Marketing-Maßnahmen geplant und vieles mehr. Das bedeutet allerdings nicht, dass Marketingaktivitäten hauptsächlich intern abgewickelt werden. Trotz eigenen Marketingverantwortlichen und Inhouse-Agenturen können Kommunikationsmaßnahmen auch von externen Agenturen entwickelt werden. 

Agenturen schaffen neue Perspektiven

Die Zusammenarbeit mit externen Kreativagenturen kann für Unternehmen branchenunabhängig von großem Nutzen sein. Julica Hauke, Chief Executive Officer bei Grabarz & Partner, ist der Auffassung, dass externe Agenturen vor allem das unterschiedliche Know-how ihrer Teams flexibel einsetzen können. „Als externe Kreativagentur bringen wir ein hohes Maß an Innovationen, neue Perspektiven und vor allem offene und unabhängige Meinungen in den Diskurs mit unseren Auftraggeber*innen“, sagt die Geschäftsführerin, die bereits seit über 15 Jahren in der Werbeagentur arbeitet. Auch mal über den Tellerrand hinauszuschauen, sei hier essenziell.  


Garbarz & Partner ist eine inhabergeführte Werbeagentur mit Sitz in Hamburg. Zu ihren Kunden zählen unter anderem Porsche, Burger King, Indeed und Volkswagen


Besonders im Hinblick auf Veränderungen und neue Trends könnten externe Agenturen einen entscheidenden Unterschied machen, so Hauke: „In einer sich exponentiell verändernden Welt mit sich rasant entwickelnden Technologien, neuer Nutzung von Medien und Kanälen und steigender Wichtigkeit von popkulturellen Strömungen muss man immer und überall am Ball bleiben.“ 

Die Ausarbeitung von Projekten laufe bei Grabarz & Partner immer in Kooperation mit den jeweiligen Marketingabteilungen oder Inhouse-Agenturen ihrer Partner ab. „Participative Creativity und Collaboration sind ein entscheidender Teil unserer Agentur-DNA“, betont Hauke. Die Größe des Unternehmens spiele laut der CEO keine Rolle bei der Entscheidung, ob Kommunikationsmaßnahmen inhouse oder extern entwickelt werden.  

Effektive Teamarbeit 

Die Planung von Marketingmaßnahmen kann allerdings auch ohne Hilfe von außerhalb erfolgen. Interne Marketingverantwortliche verfügen meist über eine fundierte Expertise in der entsprechenden Branche und sind mit den Abläufen des jeweiligen Unternehmens vertraut. Außerdem können Entscheidungsprozesse durch eine direkte interne Kommunikation schneller erfolgen.  

So erstellen die Berliner Verkehrsbetriebe (kurz: BVG) unter anderem eigene Konzeptionen, Werbemittel, Logos und Animationen selbst. Für größere Kampagnen greift das Verkehrsunternehmen allerdings auf die Zusammenarbeit mit Kreativagenturen zurück.  „Um jederzeit bestmögliche Kreativität für die BVG sicherzustellen, sogar mit mehreren Agenturen, welche im Rahmen einer Ausschreibung einen Rahmenvertrag mit der BVG geschlossen haben“, sagt Henriette Kohn, Abteilungsleiterin Marketing bei der BVG. Diese würden anschließend gebrieft und gebeten, Vorschläge für Kampagnen und Werbeaktionen zu entwickeln. Anschließend entscheidet sich die Marketingabteilung der BVG für eine Idee und arbeitet sie gemeinsam mit der jeweiligen Agentur aus. 

Für Kohn habe die Zusammenarbeit mit Agenturen von der Ideenentwicklung bis zur Umsetzung nur Vorteile „da man von den gemachten Erfahrungen, der Expertise des anderen und den gemeinsamen erreichten Erfolgen profitieren kann“. 

Gegenseitiges Herausfordern

Auch Fielmann profitiert von der Zusammenarbeit mit Agenturen. Im letzten Jahr veröffentlicht der Augenoptiker mit Sitz in Hamburg seine erste Kampagne in Kooperation mit der Berliner Kreativagentur Mother. Die Zusammenarbeit sei laut Benjamin Ludigs, Chief Marketing Officer der Fielmann Group, ein gegenseitiges Herausfordern, um gemeinsam die beste Lösung zu finden. „Wir holen uns also primär Kreativität, aber auch Kundenverständnis und strategische Expertise, um sie mit unserem eigenen Know-how zu bündeln“, so der CMO. 

Gemeinsam entwickelten sie eine Markenkampagne, die die Kund*innen des Unternehmens in den Vordergrund rücken sollte. Mother sei hier als Erweiterung des Marketingteams der Fielmann Group zu verstehen. „Damit das funktioniert und dieses Zusammenspiel fruchtbar ist, müssen sich beide Seiten kennenlernen und sich gegenseitig vertrauen”, sagt Ludigs. 

(img, Jahrgang 2000) ist seit November 2022 Werkstudentin in der Redaktion der absatzwirtschaft. Sie ist in Bochum aufgewachsen und wohnt nun aufgrund ihres Sozialwissenschaftsstudiums in Düsseldorf. Neben ihrer Begeisterung für abstrakte Kunst besitzt sie ebenfalls eine Leidenschaft dafür, sich den unterschiedlichsten Themen zuzuwenden und darüber zu schreiben.