Deutschlandticket: Verkehrsverbünde trumpfen mit klugem Marketing auf

Beim Kauf des Deutschlandtickets müssen sich Reisende zwischen der Deutschen Bahn und den Verkehrsverbünden entscheiden. Letztere versuchen diesen Wettbewerb durch geschicktes Marketing zu gewinnen.
Die BVG wirbt mit gewohnt provokanten Sprüchen für das Deutschlandticket. (© BVG)

Ab dem 1. Mai gilt das Deutschlandticket im bundesweiten Nahverkehr. Das Angebot gilt als Nachfolger des 9-Euro-Tickets aus dem Sommer 2022 und kann ab kommendem Montag (3. April) an vielen Verkaufsstellen oder im Internet erworben werden. Wer das Deutschlandticket kauft, steht vor einer ganz praktischen Entscheidung: Denn das Angebot ist sowohl bei der Deutschen Bahn als auch bei den regionalen Verkehrsverbünden erhältlich. Letztere sind mit findigen Kampagnen frühzeitig in diesen Wettbewerb eingestiegen.

So bieten einige Verbünde ihren Kund*innen zusätzliche Vorteile. Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) werben mit sogenannten „Heimvorteilen“ für diejenigen, die ihr Deutschlandticket beim regionalen Verbund kaufen. Dazu gehören 30 Freiminuten je Fahrt mit dem KVB-Rad, 90 Freiminuten je Woche für das KVB-Lastenrad und Vorteile beim Carsharing-Anbieter Cambio.

Ihre Strategien begründen die Verbünde unterschiedlich: Offiziell wollen alle ihren Nutzer*innen weitere Vorteile und ein besseres Angebot bieten. Durch die kleinen Zusätze heben sich die Verbünde allerdings voneinander und vor allem von der Deutschen Bahn ab. Obwohl sie dasselbe Produkt anbieten, steigern sie ihre Attraktivität als Verkaufsstelle.

BVG lockt mit Gutscheinen, VVS mit einem Upgrade

Auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) möchten ihre Kund*innen überzeugen, sich für den Kauf des Deutschlandtickets in ihrer Mobilitäts-App zu entscheiden. In der sogenannten Jelbi-App werden ÖPNV- und Sharing-Angebote gebündelt. Wenn sich BVG-Kund*innen dazu entscheiden, das Deutschlandticket in der App zu erwerben, erhalten sie einen 25 Euro-Jelbi-Gutschein. „Wir haben die Berliner*innen mit einer großen Kommunikationskampagne mit YouTube-Spot, Plakaten, Online-Anzeigen usw. auf den Start des Deutschlandtickets aufmerksam gemacht”, erklärt BVG-Pressesprecher Jannes Schwentu. “Außerdem haben wir alle Abonnent*innen per Brief oder E-Mail direkt informiert.“

Der Stuttgarter Verbund VVS wiederum bietet seinen Kund*innen ein Upgrade an. Das bestehende TicketPlus für 9,90 Euro im Monat soll auch in Kombination mit dem Deutschlandticket erhältlich sein. Das Tarifangebot beinhaltet unter anderem die Übertragbarkeit des Tickets auf eine andere Person und erweiterte Mitnahmereglungen. In München und Hamburg hingegen wird noch an lokalen Angeboten gearbeitet, verraten die Verbünde MVV und HVV auf Anfrage.

Lokale Vorteile als Marketingstrategie

Mit diesen zusätzlichen Vorteilen könnten die Verbünde einige Nutzer*innen stärker als bisher an sich binden. Die Deutsche Bahn bleibt bei diesem Rennen auf der Strecke, denn ihr fehlt die Möglichkeit, lokale Vorteile anzubieten. Eine Bahnsprecherin betont, dass diese ausschließlich im jeweiligen Tarifgebiet gelten würden. Trotzdem haben BVG, KVB und VVS bereits vor Verkaufsstart die Weichen dafür gestellt, das Deutschlandticket für ihre eigenen Marken zu nutzen.

Ob Kund*innen ihrem lokalen Verbund treu bleiben oder das Deutschlandticket anderswo erwerben, wird sich zeigen. „Grundsätzlich sollten Kunden dort ihr Abo abschließen, wo sie es die meiste Zeit nutzen. So haben die Abonnenten einen direkten und kompetenten Ansprechpartner vor Ort“, so VVS-Pressesprecher Niklas Hetfleisch.

Allgemein birgt die Einführung des Deutschlandtickets für die Verbünde eine große Herausforderung. Laut BVG ist zum Beispiel der Bedarf an persönlicher Beratung gestiegen. Einige Verkehrsbetriebe beklagen den knappen zeitlichen Vorlauf. Das dürfte mit ein Grund sein, warum manche von ihnen noch mit Angeboten zögern.

Provokante Slogans

Die BVG, die immer wieder mit ungewöhnlichen Kampagnen aufällt, zieht ihre Vorteile währenddessen groß auf. Diesmal nehmen die Berliner vor allem schwäbische Touristen und Zugezogene auf die Schippe. In der Kampagne zum Deutschlandticket steht ein BVG-Bus auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Die Überschrift enthält den Hinweis an die Schwaben, nun könne man “günschtig” nach Hause fahren.

Solche Sticheleien wollte der Stuttgarter Verbund VVS nicht auf sich sitzen lassen: Er konterte im Dialekt, nun würde man den Berlinern mal so richtig auf die Nerven gehen, und schickte “Grüße aus dem Ländle”. Von diesem kleinen Clinch wie von ihren frühzeitigen Vorstößen beim Bewerben des Deutschlandtickets dürften beide Verbünde profitieren. Wer von ihnen mehr Deutschlandtickets an die Frau oder den Mann bringen wird, zeigt sich aber erst nach Verkaufsstart im April.

Quelle: VVS

(img, Jahrgang 2000) ist seit November 2022 Werkstudentin in der Redaktion der absatzwirtschaft. Sie ist in Bochum aufgewachsen und wohnt nun aufgrund ihres Sozialwissenschaftsstudiums in Düsseldorf. Neben ihrer Begeisterung für abstrakte Kunst besitzt sie ebenfalls eine Leidenschaft dafür, sich den unterschiedlichsten Themen zuzuwenden und darüber zu schreiben.