Green Tech? Geht doch! 

Marketing Tech und Nachhaltigkeit – passt das wirklich zusammen? Ja, das passt. Immer mehr Beispiele zeigen: Man muss es nur wollen.
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Am Berliner Rathenauplatz ist die Cadillac-Skulptur durch einen großen Werbewürfel verhüllt. (© Björn-Arne-Eisermann, Blowup-Media)

Kann eine Beschichtung Marketing-Technologie sein? Ja, und zwar genau dann, wenn sie elementarer Bestandteil einer Werbekampagne ist. Hier ein Beispiel: Die Ströer-Tochter BlowUP Media verhüllte in Berlin die Cadillac-Skulptur am Rathenauplatz mit einem riesigen, 600 m² großen würfelförmigen Werbeposter. Das eingesetzte Material war PVC-frei und bestand zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial. Und es war zusätzlich mit einer luftreinigenden Beschichtung versehen – einer ultradünnen, transparenten Schicht aus aktivem Titandioxid, die durch photokatalytische Eigenschaften Schadstoffe zersetzt. Die spezielle Beschichtung ist laut Anbieter unter anderem gegen flüchtige organische Verbindungen, Formaldehyd, Benzole und viele andere giftige chemische Verbindungen wirksam. Die luftreinigende Wirkung soll mehr als 35 großen Laubbäumen entsprochen haben. Solarpanels auf dem Gerüstdach lieferten Strom für die energiesparenden LED-Strahler, die das Plakat abends beleuchteten. Aufmerksamkeitsstarke Werbung, autarke Stromversorgung und gereinigte Luft. Geht doch. 

Nachhaltiger mit Moos und Messlösungen 

Im brandenburgischen Bestensee steht an einer vielbefahrenen Kreuzung eine digitale Werbetafel mit einem integrierten Moosfilter und sorgt rein pflanzlich für mehr Frischluft. Das Moos ist echt und lebendig. Die „CityBreeze“ saugt Luft an und führt sie durch die Moos-Matten an der Rückwand. Laut Anbieter filtern die Moose bis zu 82 Prozent des Feinstaubs aus der Luft und kühlen sie um vier Grad Celsius, an heißen Tagen sogar bis zu acht Grad. Auch der besonders klimaschädliche Ruß soll auf diese Weise herausgefiltert werden. 

Im digitalen Marketing wird Nachhaltigkeit mittlerweile sogar zu einem Wettbewerbsfaktor. Und auch hier kann Marketing Tech dabei helfen, grüner zu werben. Erst gestern hat der Werbelösungsanbieter Showheroes sein neues Green Media Product für Connected TV (CTV) angekündigt, das von Scope3 – einem Anbieter von CO2-Messlösungen – unterstützt wird. Künftig können in CTV-Kampagnen von Showheroes nicht nur die CO2-Emissionen berechnet und kompensiert werden, das Gesamtpaket ist laut Anbieter von vornherein emissionsarm und entspricht den Green-Media-Standards von Scope3.  

Bei den ersten CTV-Green-Media-Kampagnen wurden laut Showheroes im ersten Halbjahr 2023 durchschnittlich 0,3 Gramm CO2 pro Impression produziert. Zum Vergleich: Normalerweise entspricht eine programmatische Ad Impression etwa 1g CO2-Äquivalent. Nicht nur KPIs und Conversion-Rates werden Marketer künftig aufhorchen lassen, die Emissionen einer Kampagne dürften künftig bei der Bewertung ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Auch auf der Dmexco – die wahrscheinlich die meisten von uns ab morgen für zwei Tage fest im Griff haben wird – dürfte Nachhaltigkeit weit oben auf der Agenda stehen. Wir dürfen gespannt sein.  

Schon gehört? 

Auf Basis der Nutzungsdaten seiner mehr als 8.100 weltweiten Kunden hat das Data-Cloud-Unternehmen Snowflake auch in diesem Jahr analysiert, welche Tools rund um Datenanalysen im Marketing am beliebtesten sind. Am stärksten sind folgende drei Kategorien gewachsen: Messung und Attribution (+29,2 Prozent), Aktivierung von Kundendaten (+27,6 Prozent) und Analyse und Datenerfassung (+27,4 Prozent). Interessant ist auch, dass auf der Snowflake-Plattform die Anzahl der Beziehungen zu Data-Clean-Rooms um das Siebenfache gestiegen ist. Das zeigt: Der Datenschutz rückt stärker in den Fokus der Marketer.  Die Nutzung von KI und Machine Learning ist bei den Snowflake-Kunden im Marketing um mehr als 15 Prozent gewachsen. 

Auch in der deutschen Wirtschaft erlebt KI einen deutlichen Schub – nicht nur im Marketing. Dem Digitalverband Bitkom zufolge nutzen bereits 15 Prozent der Unternehmen KI, vor einem Jahr waren es erst neun Prozent. ChatGPT und Co. werden überraschenderweise aber bisher kaum genutzt: Der Studie zufolge setzen aktuell nur zwei Prozent generative KI zentral im Unternehmen ein, weitere 13 Prozent planen dies. Rund ein Viertel (23 Prozent) ist noch planlos, kann sich dies aber grundsätzlich vorstellen. Hier ist also noch viel Luft nach oben. 

Übrigens: Falls auch Ihnen noch die Fantasie fehlt, wofür KI eingesetzt werden kann, sollten Sie sich dieses Video anschauen. Was dem „Babelfisch“ aus dem Kultroman „Per Anhalter durch die Galaxis“ schon ziemlich nahekommt, könnte die Kommunikation mit weltweiten Geschäftspartner*innen deutlich vereinfachen.   

In diesem Sinne. Bleiben Sie inspiriert! 

(kaz) ist Fachjournalist für digitales Marketing. Seit Mitte der Nullerjahre begleitet er mit seinen Artikeln die rasanten Entwicklungen der Online-Werbebranche. Der Maschinenraum der Marketing-Technologien fasziniert ihn dabei ebenso wie kreativ umgesetzte Kampagnen. Der freie Autor lebt und arbeitet in Berlin.