Extrem dynamisch 

Von Automatisierung über Personalisierung bis hin Targeting oder Analytics: Marketing Tech öffnet Werbetreibenden viele Türen. Seit einem Jahr begleitet der Tech Tuesday diese rasante Entwicklung. In dieser Jubiläums-Ausgabe geht es um hartnäckige Cookies, neue Geschäftsfelder – und natürlich KI.
Die Welt des Marketing Tech verändert sich schneller als je zuvor. (© Unsplash)

Innovativ, inspirierend, intensiv: Rund um Marketing Tech ist eine Branche entstanden, die niemals schläft. Damit Sie liebe Leser*innen im Wettstreit der Tech-Innovationen nicht den Überblick verlieren, haben wir vor einem Jahr den ersten Tech Tuesday veröffentlicht. Mittlerweile sind fast 50 Ausgaben erschienen. In dieser Zeit ist rasend viel passiert. Nicht nur politisch und gesellschaftlich, auch und insbesondere im Bereich der Marketing-Technologien. Zählte man damals noch 8000 Marketing Tech-Tools, wurde mittlerweile die 10.000er Marke geknackt und der Megatrend der Branche lautet „No Code“. Zumindest war dies bis Ende vergangenen Jahres der Fall. Mittlerweile hat die Künstliche Intelligenz – und hier insbesondere ChatGPT – allen anderen Trends deutlich den Rang abgelaufen. 

Ja, auch wenn es niemand mehr hören kann und manche bereits androhen, schreiend im Kreis zu rennen, sobald jemand das Buzzword „ChatGPT“ auch nur erwähnt – aber: Künstliche Intelligenz, und speziell ChatGPT, ist keinesfalls nur eine Sau, die wie viele andere durchs Marketing-Dorf getrieben wird. Im Gegensatz zu RSS-Feeds, Push-Ups auf Websites, Second Life oder dem Metaverse ist dies ein Trend, der gekommen ist, um zu bleiben. KI wird das gesamte Marketing und die Content-Erstellung auf Links drehen. Das ist sicher. 

Neue Optionen, aber auch alte Probleme 

Wird KI damit auch den Fachkräftemangel in Marketing und PR lösen? Und das womöglich auf eine radikale Art und Weise? Welche Möglichkeiten ergeben sich für Werbung, Kundenbetreuung und Umsatzskalierung? Man rätselt noch und staunt über die rasante Entwicklung. Deepfake Videos und Deepfake Audios bringen neue Brisanz in die Sache, selbst Verhaltensweisen kann KI mittlerweile beobachten und digital „klonen“. Nicht auszudenken, wenn KI und Robotik verschmelzen. Steht uns dann eine neue Generation an nimmermüden und zielgruppenspezifischen Testimonials ins Haus – solche, die man auch im echten Leben treffen kann? Vieles ist denkbar, aber einiges möchte man sich lieber nicht vorstellen.  

Zum Glück hat das Marketing auch noch mit sehr realen und altbekannten Problemen zu kämpfen: Laut einer aktuellen Studie von Adobe setzen 71 Prozent(!) der Marketing- und CX-Verantwortlichen noch immer primär auf Drittanbieter-Cookies. Obwohl das Aus dieser Cookies besiegelt ist, geben 38 Prozent der Führungskräfte mindestens die Hälfte ihrer Marketingbudgets für Cookie-basierte Aktivitäten aus; 59 Prozent planen sogar, diese Ausgaben in diesem Jahr zu erhöhen. Fährt man hier sehenden Auges gegen die Wand? Hoffentlich nicht. Eines scheint allerdings sicher: Die seit Jahren bekannte Cookie-Problematik wird auch in den kommenden Tech-Tuesday-Ausgaben für Gesprächsstoff sorgen.

Schon gehört?

RTL Deutschland möchte in Consumer-Tech-Unternehmen investieren und hat dafür die neue Einheit RTL Ventures gegründet. Ziel des Konzerns ist es, sich so ein Portfolio aus innovativen Unternehmen aufzubauen, für die der DACH-Markt ein relevantes Wachstumspotential bietet. Die Start-ups werden mit Kapital und Medienpräsenz unterstützt.  

Nicht in Consumer-Tech, eher in klassische Marketing Tech hat hingegen Criteo investiert. Das durch seine Re-Targeting-Technologie groß gewordene Commerce-Media-Unternehmen hat die australische Firma Brandcrush übernommen. Dessen Plattform ermöglicht den Ein- und Verkauf von Retail Media, einschließlich Offline-Media. Mit diesem Zukauf will Criteo sein wachsendes Retail-Media-Geschäft stärken. 

Übrigens: Auch Customer Relationship Management (CRM) gilt wieder als Wachstumsfeld. Mit dem Auslaufen der Drittanbieter-Cookies rückt es stärker in den Fokus. Und wie könnte es anders sein: auch hier hält die KI Einzug: CRM-Primus Salesforce hat jetzt Einstein GPT auf den Markt gebracht. Die KI-CRM-Technologie kann mithilfe von CRM-Daten individuelle Inhalte erstellen – von der E-Mail bis zur Leadgenerierungsseite. Mitarbeiter*innen sollen so produktiver und Kundenerlebnisse besser werden.  

In diesem Sinne. Bleiben Sie inspiriert! 

(kaz) ist Fachjournalist für digitales Marketing. Seit Mitte der Nullerjahre begleitet er mit seinen Artikeln die rasanten Entwicklungen der Online-Werbebranche. Der Maschinenraum der Marketing-Technologien fasziniert ihn dabei ebenso wie kreativ umgesetzte Kampagnen. Der freie Autor lebt und arbeitet in Berlin.