Chinas E-Commerce-Giganten wollen grüner werden

Der Online-Einkauf bietet Verbrauchern und Einzelhändlern enormen Komfort. Dem gegenüber steht die wachsende Herausforderung im Bereich der Nachhaltigkeit. Nicht nur die Bewegung „Friday for Future“ zeigt: Gerade die junge, internetaffine Generation verlangt nach neuen Lösungen in Bezug auf CO2-Emissionen und Verpackungsmüll. Chinas E-Commerce-Giganten zeigen bereits, wie nachhaltiger E-Commerce funktioniert.
JD.com setzt auf Nachhaltigkeit: Der chinesische Online-Versandriese will Emissionen und Verpackungsmüll reduzieren (© ©JD.com/Montage: absatzwirtschaft)

Ausgerechnet China, das Land, das als Negativbeispiel für CO2-Emissionen gilt, will beim Thema umweltfreundlicher Online-Handel Trends setzen. Das liegt wohl auch daran, dass der Wohlstand verhältnismäßig jung ist. Noch vor 25 Jahren war es in der Volksrepublik undenkbar etwas wegzuwerfen, was wiederverwendet werden könnte. Heute ist das Land weltweit führend im E-Commerce und damit auch führend in der Produktion von Verpackungsmüll. Derzeit werden mehr als 40 Prozent der weltweiten E-Commerce-Transaktionen in China abgewickelt. Vor einem Jahrzehnt war es gerade einmal ein Prozent. Lokale Tech-Champions wie die Alibaba Group, Tencent und JD dominieren das schnell wachsende Ökosystem. China dient zudem als Testfeld für neue Ideen, die die Zukunft des globalen E-Commerce-Marktes vorantreiben. Das gilt auch für Nachhaltigkeitsansätze.

JD.com positioniert sich als Vorreiter bei Umweltthemen. Der Online-Riese hat mit der JD Foundation ein Tochterunternehmen mit Fokus auf Nachhaltigkeit gegründet. Die Umweltstrategie gilt für alle Abteilungen des Unternehmens und fördert gezielt die Einbindung von Partnern und Kunden. An oberster Stelle will JD Abfall reduzieren und überschüssige Verpackungen im Lieferprozess vermeiden. JD bietet Kunden beispielsweise die Möglichkeit, Kartons zurückzugeben. Partner-Einzelhändler und Lieferfirmen unterstützen das Engagement.

Mehr als 100 Millionen Meter Verpackungsband eingespart

Konkret hat das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren mehr als 100 Millionen Meter Klebeband eingespart. Das sei, laut JD, genug Material, um den Globus mehr als zweimal zu umrunden. Die Einführung wiederverwendbarer Kartons aus biologisch abbaubaren Materialien spielt ebenfalls eine große Rolle. Ebenso fördert das Unternehmen die Digitalisierung von Rechnungen und Quittungen.

Daneben solldie Umstellung der Flotte auf E-Mobile die Emissionen erheblich reduzieren. JD beschäftigt chinaweit in der Zustellung mehr als 80 000 Mitarbeiter. Stand heute werden rund 5000 Zustellfahrzeuge durch erneuerbare Energien angetrieben. Wenn die gesamte Flotte grün ist, erwartet JD eine Reduzierung der jährlichen CO2-Emissionen um mehrere Millionen Tonnen. Zu dieser Einsparung trägt die effizientere Nutzung des bestehenden Logistiknetzes bei. Kuriere, die Waren ausliefern, sollen gebrauchte Sachen gleichzeitig abholen.

Ein weiteres Element in der Nachhaltigkeitsstrategie ist die Zusammenarbeit mit Einzelhändlern und Herstellern. JD arbeitet mit Partnern zusammen, um sicherzustellen, dass Produkte wie Kabeljau aus Alaska, chilenischer Lachs und schwarze Tigergarnelen aus Vietnam aus nachhaltigen Quellen stammen.

Kunden können gebrauchte Kleidung und Spielwaren spenden

Auch seine Kunden bindet JD ein. Zudem arbeitet das Unternehmen mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen zusammen, um Abfall und Umweltverschmutzung während des gesamten Konsumprozesses zu bekämpfen. So können die Kunden beispielsweise gebrauchte Kleidung, Spielzeug und Bücher an Wohltätigkeitsorganisationen und gemeinnützige Organisationen spenden.

Gerade dieses Engagement weiß JD zu vermarkten. „Wir sind der Meinung, dass die Kampagne zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit einen großen Beitrag dazu leisten kann, die Art und Weise zu ändern, wie Menschen konsumieren“, sagt das Unternehmen. „Wenn wir die gegenwärtige Einstellung der öffentlichen Konsumkultur ändern können, ist bereits die halbe Schlacht gewonnen.“ Chinesische E-Commerce-Unternehmen sind mit ihren Nachhaltigkeitsansätzen der Bevölkerung voraus. Im Gegensatz zu Deutschland ist die Nachfrage nach umweltfreundlichen Konzepten in China deutlich geringer. Nicht zuletzt weil die Umsetzung in den europäischen Zeitgeist passt, tun deutsche Unternehmen gut daran, die chinesischen Ansätze zu prüfen, aufzugreifen und das eigene Engagement zu kommunizieren.