Wie VW mit neuer Software mehr Umsatz generieren will

VW will in Neuwagen verstärkt modulare Software-Systeme einsetzen. Dabei sind Funktionen vorinstalliert, einzelne Zusatzdienste können dann dazu gebucht und gegen Gebühr freigeschaltet werden.
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VW will in Neuwagen künftig verstärkt modulare Software-Systeme einsetzen und damit Mehrumsätze erzielen. (© Volkswagen)

Bei Volkswagen sollen Kunden in Autos der neuen Software-Generation ihren Account mit allen persönlichen Einstellungen auch zwischen verschiedenen Wagen übertragen können. So könnte etwa die Nutzung von Carsharing-Diensten stärker als bisher in die Breite kommen, hofft das Unternehmen. Für das Angebot We Share stelle die VW-Kernmarke künftig weitere Modelle der elektrischen ID-Reihe bereit, kündigte Vertriebschef Klaus Zellmer am Dienstag an.

VW will generell in Neuwagen verstärkt modulare Software-Systeme einsetzen. Dabei sind sämtliche Funktionen im Prinzip schon vorinstalliert, einzelne Zusatzdienste können dann später dazu gebucht und gegen Gebühr freigeschaltet werden. Mit einer Art Software-Baukasten soll – ähnlich wie bei den Antriebs-Baukästen – die teure Vielfalt zahlreicher Basisvarianten abnehmen. Außerdem sind dabei zunehmend drahtlose Updates („over the air“) vorgesehen. Deren Anlauf war zuletzt für diesen Sommer geplant.

VW erwartet zusätzliche Umsätze

Die Wolfsburger erwarten ergänzende Umsätze durch kombinierte, je nach Kundenprofil ausgerichtete Programmpakete. Zellmer bekräftigte das zunächst noch relativ allgemeine Ziel, auf diese Weise einen „dreistelligen Millionenbetrag“ erreichen zu wollen. Der Konkurrent BMW peilt einen ehrgeizigen Wert für das entsprechende Erlöspotenzial an: Bis 2030 wollen die Münchner mit individualisierten, digitalen Upgrades im Auto bis zu fünf Milliarden Euro jährlich erzielen.

Der Entwicklungschef der VW-Kernmarke, Thomas Ulbrich, sieht in solchen passgenauen Funktionen einen wichtigen Wettbewerbsfaktor: „Es wird in Zukunft mehr und mehr so sein, dass der Kunde mehr auswählt nach dem, was die Software bietet – und nicht unbedingt danach, ob das Auto noch ein Zehntel schneller fährt.“

VW musste bei Einführung Lehrgeld zahlen

Bei der Einführung neuer Systeme und Steuergeräte im Golf 8 und im vollelektrischen ID.3 musste VW aufgrund der Komplexität allerdings auch Lehrgeld zahlen. „Es gab Softwarefehler, das ist unbestritten“, meinte Ulbrich. „Aber wir haben entsprechend nachgebessert.“ Inzwischen sei das Feedback der Kunden, die teils mit abgespeckten Versionen starten mussten, „deutlich positiver“. Ab dem Jahr 2026 ist mit dem Projekt „Trinity“ dann eine gänzlich neue Plattform geplant.

Ab dem kommenden Jahr will Volkswagen Fahrern der ID-Reihe digitale Zusatzdienste verkaufen. „Wir planen Angebote bis hin zu Reichweiten- oder Leistungserhöhungen bei Elektroautos, die man zuschalten kann“, sagte Ulbrich der Zeitung „Welt“. „Da sind wir bereits in der Abstimmung mit den Regulierungsbehörden.“

VW sieht autonomes Fahren als Zusatzdienst

Auch autonomes Fahren will man bei VW künftig als Zusatzdienst anbieten. „Beim autonomen Fahren können wir uns vorstellen, dass wir es stundenweise zuschalten. Wir gehen von einem Preis von rund sieben Euro pro Stunde aus. Wer also drei Stunden lang nicht selbst fahren möchte, kann das dann für 21 Euro tun“, sagte Zellmer dem Blatt. „Das macht Autonomes Fahren für alle zugänglich – und nicht nur für diejenigen, die sich ein Auto mit einem fünfstelligen Aufpreis leisten können.“

Grundsätzlich will VW die Hoheit über die Funktionen im Auto in der Hand behalten. „Wobei wir schon heute Leistungen von Fremdanbietern im Auto haben, etwa Alexa im Golf. Funktionen aus dem Unterhaltungsbereich, beispielsweise Spiele, werden wir nicht selbst machen. Die werden aber zuschaltbar sein“, sagte Ulbrich.

Wandel vom Autokauf zur Autonutzung

Auch beim Wandel vom Autokauf zur Autonutzung auf Zeit sieht Zellmer große Umsatzchancen. Bereits heute erziele Volkswagen in Deutschland mehr als 50 Prozent seines Absatzes mit Leasing-Fahrzeuge. „Ich kann mir vorstellen, dass es künftig mehr Anwendungsfälle geben wird, in denen Kunden nur kurzfristig stunden- oder tageweise auf Autos zugreifen wollen. Das könnte bis 2030 schon 20 bis 30 Prozent unseres Geschäfts ausmachen“, sagte Zellmer der „Welt“.

he/dpa