Wie die Corona-Krise die Fastfood-Branche verändert

Burger King, KFC und McDonald’s wurden von der Corona-Krise anfangs hart getroffen. Die Pandemie könnte zugleich Treiber für einen Wandel der Fastfood-Branche sein. Wie verändert die Krise das Geschäft der Marken?
McDonald’s
McDonald’s & Co. während der Pandemie: "Das Drive-in erlebt eine Renaissance, die auch nach Corona weitergehen wird." (© Imago)

Nach herben Rückschlägen in der Corona-Krise will Deutschlands Fastfood-Branche ihre Auto-Abholschalter ausbauen, um Kunden bei der Stange zu halten. Während das klassische Restaurantgeschäft mit Wartezeiten an der Theke einbrach, zog der Verkauf über „Drive-ins“ oder „Drive-Thrus“ an:

  • Bei Burger King lag der Autoanteil am Gesamtumsatz vor Corona bei einem Drittel, im Sommer stieg er auf mehr als 45 Prozent.
  • Bei Marktführer McDonald’s kletterte der Auto-Anteil im Frühjahr von 30 auf 50 Prozent bezogen auf den Umsatz der Drive-in-Filialen.

Drive-in-Filialen ebnen Weg durch die Krise

Immer mehr Kunden wollten eine Essensübergabe, ohne ins Lokal zu gehen, sagt Burger-King-Deutschlandchef Cornelius Everke. „Die Drive-in-Filialen haben uns sehr geholfen, einen Weg durch die Krise zu finden.“ Im November wurden sogar gut zwei Drittel der Speisen am Pkw-Schalter mitgenommen, der Rest entfiel auf Abholung im Lokal und auf Lieferdienste. Der hohe November-Anteil liegt aber auch daran, dass der Verzehr im Lokal wegen Corona-Maßnahmen derzeit wegfällt.

KFC: Drive-In-Umsatz steigt von 27 auf 65 Prozent

Wettbewerber Kentucky Fried Chicken (KFC) vermeldete ebenfalls einen Anstieg des Drive-in-Umsatzanteils von 27 Prozent vor der Pandemie auf etwa 65 Prozent im Sommer, im November sind es 85 Prozent. „Die Krise hat uns erwischt, und die Umsätze sind zunächst runtergegangen in Corona-Zeiten, aber Drive-in hat uns gepusht“, sagt KFC-Deutschlandchef Marco Schepers.

Von 174 Restaurants haben 110 einen Autoschalter. „Wir konnten schnell umsteuern auf andere Vertriebswege abseits des klassischen Thekengeschäfts, das hat uns geholfen.“ KFC baute seinen Lieferdienst aus: Anfang des Jahres waren hauseigene Boten für 20 KFC-Lokale unterwegs, nun sind es mehr als 60. In 40 weiteren Restaurants übernimmt Lieferando den Bring-Service.

KFC plant Expansion in kleinere Städte – trotz Umsatzeinbruch

Kentucky Fried Chicken legte am Donnerstag eine Expansionsstrategie vor, nach der in kleineren Städten, wo es bisher kein KFC gibt, bis 2025 pro Jahr 25 neue Lokale aufmachen sollen. Es geht zum Beispiel um Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg), Dülmen (NRW), Coburg (Bayern) und Meppen (Niedersachsen). Dort sei das Potenzial groß, so Schepers. „KFC ist für die Leute dort noch etwas Neues.“ Bei seiner Expansion setzt KFC fast ausschließlich auf Lokale mit Autoschalter.

Die Firma hat ein durchwachsenes Jahr hinter sich. So brachen die 20 Standorte an Flughäfen und Bahnhöfen beim Umsatz ein. Auch die knapp 30 Restaurants in Einkaufszentren schnitten schlecht ab. Glänzen konnten hingegen die Lokale mit Drive-in, ihre Erlöse zogen im Jahresverlauf zweistellig an. „In den Sommermonaten haben wir sogar ein Gesamtplus von zwei bis drei Prozent verbucht“, sagt KFC-Manager Schepers.

Für das ganze Jahr rechnet aber auch KFC mit Einbußen: Nach 267 Millionen Euro 2019 sinkt der Deutschlandumsatz 2020 einer Firmenprognose zufolge auf etwas mehr als 250 Millionen Euro.

Auch Burger King rechnet mit Rückgängen durch Corona

Eine Nummer größer als KFC ist Burger King. Die Kette betreibt in Deutschland 750 Restaurants und kam 2019 auf einen Jahresumsatz von etwa einer Milliarde Euro.

Dieses Jahr rechnet auch Burger King mit einem Rückgang. Vor allem durch:

  • verwaiste Büros in Innenstädten
  • den Homeoffice-Boom
  • und die staatlich angeordneten Ausgeh-Einschränkungen

Wer zu Hause arbeite, holt sich auf dem Weg zur Arbeit keinen Kaffee und kein Frühstück, sagt Deutschlandchef Everke: „Und die jungen Leute machen abends vor oder nach der Disco nicht bei Burger King halt.“

Trotzdem ist Burger-King-Manager Everke in Anbetracht der widrigen Corona-Umstände zufrieden. Denn: Standorte an Autobahn-Raststätten, Bahnhöfen und Flughäfen waren zwar Ausfälle, Restaurants mit Autoschaltern in Städten hingegen gefragt. „Die Menschen wollen in Corona-Zeiten Bewährtes essen, zugleich aber Distanz wahren“, sagt Everke. Das werde mit den Drive-ins und der Lieferdienst-Funktion ermöglicht. Zudem zahlten sich Investitionen in den Web-Auftritt und die App aus. Dadurch bleibe die Marke Burger King beim Kunden trotz Einschränkungen in Pandemie-Zeiten präsent, so der Manager.

Neue Restaurants sollen Drive-in haben

Everke geht davon aus, dass Corona die Branche nachhaltig ändern wird. „Die Kundenfrequenz in Innenstädten hat durch den Online-Handel ohnehin schon abgenommen, sie könnte noch weiter sinken.“ Verkehrstechnisch günstige Standorte am Stadtrand oder auf der grünen Wiese würden attraktiver, dort sei auch genug Platz für Zufahrten zum Autoschalter. Auch für Burger King ist klar: Neue Restaurants sollen in Zukunft einen Drive-in haben.

Experten sehen die Branche im Umbruch. Die Nachfrage der Verbraucher habe sich radikal geändert, sagt Boris Tomic vom Branchenmagazin „Foodservice“. „Die verpackten, gut mitnehmbaren oder lieferbaren Speisen sind ein großer Vorteil gegenüber Bedienrestaurants“, sagt er. „Und die Drive-ins sind eine weitere Trumpfkarte im Werben um die Kundengunst.“

Renaissance des Drive-in?

Nach Zahlen des Marktforschungsunternehmens „Npdgroup“ sind die Fastfood-Ketten in Corona-Zeiten mit einem blauen Auge davongekommen.

„Im September nahm die gesamte Gastronomie in Deutschland ein Viertel weniger ein als im Vorjahr, beim „Quick Service“ waren es hingegen nur minus elf Prozent“, sagt Marktforscher Jochen Pinsker. Mit „Quick Service“ sind alle Lokale und Verkaufspunkte gemeint, bei denen Essen zum Mitnehmen ein wesentlicher Faktor ist, also auch Dönerbuden.

Jahrelang waren die Autoschalter für die US-Ketten in Deutschland eher eine Pflichtaufgabe. „Die junge Generation hat heutzutage häufig gar kein Auto mehr, daher war die Nachfrage mitunter eher mäßig“, sagt Pinsker. Die Corona-Krise habe das geändert, nun wollten viele Verbraucher gar nicht mehr ins Restaurant und seien daher dankbar für die Abholmöglichkeit am Autofenster: „Die Menschen fühlen sich nun besser, wenn sie mit dem Pkw unterwegs sind – das Drive-in erlebt eine Renaissance, die auch nach Corona weitergehen wird.“

he/dpa