Werberat rügt fünf Unternehmen

Trotz rückläufiger Beschwerdezahlen spricht der Deutsche Werberat auch dieses Jahr wieder Rügen für sexistische Werbung aus.
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Mit öffentlichen Rügen will der Werberat den Werbetreibenden Einhalt gebieten, die gegen den Werbekodex verstoßen. (© Unsplash/Andersen Jensen)

Der Deutsche Werberat hat fünf öffentliche Rügen ausgesprochen. Das ist das erste Mal in diesem Jahr, wie aus einer entsprechenden Mitteilung hervorgeht. Mit Blick auf die hohe Durchsetzungsquote befänden sich die Firmen mit ihrer Uneinsichtigkeit klar in der Minderheit, schreibt das Gremium.

So rügt der Werberat den Spieleentwickler Nexters Global für einen Spot auf Social Media. Darin ist eine knapp bekleidete Frau zu sehen, die an einen Turm gefesselt ist. Der Held wiederum soll die Frau retten. Dies diene dem Zweck, den Protagonisten in einem heroischen Kontext abbilden zu können, beanstandet der Werberat in der Pressemitteilung. Er bezeichnet das Motiv als Verherrlichung und Verharmlosung von Gewalt gegenüber Personen.

Sexistische Werbung kassiert Rüge

Ähnliches verurteilt der Werberat beim chinesischen Spieleentwickler Betta Games. Der zeigt in einer In-App-Werbung, wie eine Frau ihren vermeintlichen Partner beim Kuss mit einer anderen Person erwischt. Daraufhin tritt er ihr in den Bauch, sodass sie aus dem Zimmer geschleudert wird. Dem Werberat zufolge vermittelt der Spot, dass Gewalt und Dominanzgebaren akzeptabel sind.

Sexistische Werbung ist der häufigste Grund für Beschwerden beim Werberat. Das gilt auch für die übrigen drei Unternehmen, gegen die das Gremium eine Rüge ausgesprochen hat: Laminat-Schmidt, ein Unternehmen für Bodenbeläge aus Nordrhein-Westfalen, wirbt mit einer auf dem Boden liegenden Frau, deren Bluse weit aufgeknöpft ist. Die Darstellung degradiere die abgebildete Frau zu einem reinen Sexobjekt, schreibt der Werberat in der Mitteilung.

Bei der Auto-Service Busse GmbH aus Köln beanstandet der Werberat die Folierung der Fahrzeuge. Darauf ist eine nackte liegende Frau zu sehen, darunter der Slogan: „Bei uns liegen Sie richtig!“. Die Fahrzeugwerbung der Rostocker Staalfabrik GmbH zeigt eine auf dem Bauch liegende Frau. „Wir lieben geile Kurven“, wirbt der Vertragspartner von Harley-Davidson. Auch diese beiden Unternehmen hat der Werberat wegen sexistischer Werbung gerügt.

Beschwerdezahlen beim Werberat rückläufig

Im März diesen Jahres veröffentlichte das Gremium eine Bilanz für das Jahr 2022. Laut einer Pressemitteilung verzeichnete der Werberat rückläufige Beschwerdezahlen. Die Gesellschaft sei für die Belange und Gefühle anderer Personengruppen noch aufmerksamer geworden, kommentierte Geschäftsführerin Katja Heintschel von Heinegg die Bilanz. Unternehmen agierten bei der Konzeption und Umsetzung ihrer Werbemaßnahmen entsprechend sensibler.

Insgesamt bearbeitete er im letzten Jahr 398 Fälle. Das sind 24 Prozent weniger als im Vorjahr. Dabei stellte er in 85 dieser Fälle einen Verstoß gegen den Kodex fest. Nach einer Kontaktaufnahme zogen 91 Prozent der jeweiligen Unternehmen daraufhin ihre Werbung zurück. Nur wenn Werbetreibende auf der beanstandeten Werbung beharren, greift der Werberat zur öffentlichen Rüge. Grundlage der Beurteilung durch das Gremium ist der eigens erstellte Werbekodex.

(js, Jahrgang 2001) ist seit Juli 2023 freier Autor der absatzwirtschaft. Er ist fasziniert von neuen Technologien und der Frage, warum Konsumenten das tun, was sie tun. Außerdem ist er ein wahrer Espresso-Enthusiast.