„Medienmarke und Produkte müssen zusammenpassen“

In Zeiten sinkender Auflagen haben sich Medien neue Geschäftsfelder erschlossen. Ein Beispiel ist der Onlineshop des Magazins „Landlust“. Verlagsgeschäftsführer Malte Schwerdtfeger spricht über die Hürden im Online-Handel und die Freude am Ausprobieren.
Malte Schwerdtfeger ist Sprecher der Geschäftsführung der Deutsche Medien-Manufaktur (DMM), die unter anderem das Magazin „Landlust“ herausgibt. (© DMM)

Herr Schwerdtfeger, was ist das Besondere am Onlineshop von „Landlust“?

Der Landlust-Shop bietet handverlesene Produkte, die möglichst individuell und in dieser Form nur dort erhältlich sind. Es ist ein Manufaktur-getriebener Shop, die Produkte werden in kleinen Stückzahlen bei Werkstätten und Handwerksbetrieben eingekauft und brauchen eine gewisse Uniqueness.

Wie groß ist der Landlust-Shop aktuell und was verkauft sich am besten?

Die Anzahl der Produkte liegt bei etwa 550. Erfolgreich laufen Holzprodukte mit starker Nähe zur Natur und mit praktischem Nutzen, zum Beispiel Vogelhäuser. Wichtig ist, dass sie wertig und beständig sind. Auch der redaktionelle Fit spielt eine Rolle, die Produkte im Shop sollten authentisch sein.

Wie setzen Sie das konkret um?

Indem wir Produkte anbieten, die zur Medienmarke und zu den redaktionellen Themen passen. Zum Beispiel einen Frühbeet-Kasten, wenn im Gartenteil über die Anzucht von Gemüse berichtet wird. Oder Holzsterne und Holzweihnachtsbaum, die im Sonderheft „Weihnachten“ als Selbstbaulösung angeboten werden. Auch das Ausmalbuch „Vögel in unseren Gärten“ und das Vogelposter mit Holzleisten haben sehr gut funktioniert. Das hat mit dem Booklet-Thema „Vögel bestimmen“ zu tun.

Welche Produkte tun sich eher schwer?

Momentan gibt es bei Konsumenten eine Preissensibilität, die im letzten Jahr noch nicht in der Form zu beobachten war. Daher ist es gerade mit sehr hochpreisigen Produkten schwierig, zum Beispiel dem angebotenen Beistelltischen „Grünes Haus“ oder „Wiedehopf“. Auch einige neue Segmente, die wir ausprobiert haben, sind nicht gut gelaufen, etwa das Thema Bekleidung mit Poncho, Capes, Mützen. Oft versucht man einen Erfolgstrend auszuweiten, mit unerwartetem Ergebnis: Das 3er-Spatzenhaus läuft super, das 2er Spatzenhaus eher schlecht. Die kleine Pfanne mit Griffen geht gut, die mittlere Pfanne schlecht. Die Analyse ist dann nicht immer ganz leicht.

Medien und der Online-Handel sind ganz unterschiedliche Business-Cases. Welche Hürden muss man als Verlag bei der Einführung eines Shops überspringen?

Oft fehlt es an Erfahrungen, was die neuen Prozesse und Tools angeht. Das bezieht sich besonders auf die Expertise bei Technik, Ticketing und Bezahlsystemen. Schnell werden Projekte und Versuche sehr komplex, der individuelle Aufwand ist dann häufig enorm groß. Die Ressourcen des Teams werden stark beansprucht. Um erfolgreich zu sein, braucht es ein möglichst hohes Maß an Skalierbarkeit und Automatisierung.

Worauf kommt es beim Ausbau einer Medienmarke und der Erschließung neuer Geschäftsfelder an?

Unsere Erfahrung ist, dass sich das Geschäft einer Marke dann erweitern lässt, wenn es eine starke Nähe zu deren Kern hat und die Produkte authentisch sind. Das gilt für den Landlust-Shop ebenso wie für die Kreativzeit-Workshops unserer Magazine „Flow“ und „Hygge“. Eine enge Verbindung und Zusammenarbeit zwischen Redaktion, Produktentwicklung und Marketing sind dafür Grundvoraussetzung. Außerdem muss man Freude am Ausprobieren haben und ein hohes Maß an Kreativität mitbringen. Und: Es braucht ein motiviertes Team, das Lust hat, neue Wege zu gehen – und das haben wir.

Roland Karle (rk, Jahrgang 1966) schreibt über Marken & Medien, Beruf & Sport. Hat BWL/Marketing an der Uni Mannheim studiert, bei einer Tageszeitung volontiert und arbeitet seit 1995 freiberuflich. Er porträtiert gerne Menschen in Zeilen und Märkte durch Zahlen. Hang zum Naschkater und Volltischler. Im früheren Leben ein fröhlicher Libero.