Konsumverhalten in der Krise – Folge 4: Generationenunterschiede 

In der Krise hat sich das Konsumverhalten gewandelt – oder? Wir haben bei fünf Marktforschungsinstituten nachgefragt, was sich wirklich verändert hat. Heute: Appinio.
Konsumverhalten in der Krise: Von der Inflation fühlen sich nicht alle Deutschen gleichermaßen betroffen. (© Imago Westend61)

Im vergangenen Jahr hat sich bei Konsument*innen ein befremdlicher Eindruck festgesetzt. Das Gefühl, das Geld werde immer weniger wert, ist weit verbreitet. Dabei steckt dahinter mehr als „nur“ ein Gefühl. So ist die Inflationsrate 2022 stark gestiegen. Im Jahresdurchschnitt liegt sie zwar bei 7,9 Prozent, doch für so manche Produktkategorie ergaben sich wesentlich höhere Werte. Das Gefühl bei Konsument*innen, sich weniger leisten zu können, hat das Marktforschungsinstitut Appinio ab Januar 2022 genauer unter die Lupe genommen. In einer Erhebung vom Februar 2023 gaben 78 Prozent von ihnen an, dass sie das Gefühl haben, sich weniger leisten zu können als sechs Monaten zuvor. 

Konsumverhalten Grafik

Den Appinio-Daten zufolge sind allerdings nicht alle Altersgruppen gleichermaßen betroffen. So berichtete besonders die Altersgruppe 55 bis 65 Jahre von dem Gefühl, sich nun weniger leisten zu können. Im Oktober 2022 gaben das 82 Prozent von ihnen an. Je älter, desto eher sprechen Befragte von dem Gefühl.  

Umgekehrt scheint die jüngere Generation davon weniger betroffen zu sein. Von den 18- bis 24-Jährigen stimmten im August 66 Prozent der Aussage zu. Das ist der Höchstwert für diese Altersgruppe. Diese Kluft wirkt überraschend, haben doch die älteren Generationen tendenziell ein höheres Einkommen als der Nachwuchs.  

Darüber hinaus scheinen Frauen eher von dem Gefühl betroffen zu sein als Männer. Im Dezember sprachen 81 Prozent der weiblichen Befragten davon. Für männliche Befragte lag der Wert hingegen bei 66 Prozent.  

Konsument*innen wechseln zu günstigeren Marken 

Wegen der gestiegenen Preise müssen viele Konsument*innen neue Wege gehen. So wechselten viele im vergangenen Jahr zu günstigeren Marken oder anderen Produkten. Im Februar gaben das 70 Prozent der Befragten an. Weil die Preise nicht überall im selben Maße gestiegen sind, zeigen die Appinio-Daten für einzelne Produktkategorien wesentlich höhere Werte. Im Februar lag der Wert für Lebensmittel bei 89 Prozent. 45 Prozent der Befragten haben im Bereich Drogerie, Hygiene und Kosmetik die Marke gewechselt. 37 Prozent wiederum haben sich bei Kleidung für günstigere Produkte entschieden als vorher. 

(js, Jahrgang 2001) ist seit Juli 2023 freier Autor der absatzwirtschaft. Er ist fasziniert von neuen Technologien und der Frage, warum Konsumenten das tun, was sie tun. Außerdem ist er ein wahrer Espresso-Enthusiast.