Innovations-Manko im Konzern: Wird Apple zum neuen Blackberry?

Der Abwärtstrend ist beunruhigend: Apple brechen die Umsätze in allen großen Konzernsparten weg. Doch das könnte erst der Anfang vom Ende des Apple-Imperiums sein, mutmaßt der intime Apple-Kenner Marco Arment. In einem viel diskutierten Blog-Post ergründet der Tech-Unternehmer, ob Apple dabei sein könnte, den nächsten großen Trend zu verpassen – wie Blackberry seinerzeit beim iPhone
Apple-Chef Tim Cook

Von Nils Jacobsen

Die Techbranche gilt als die brutalste Industrie der Wirtschaftswelt: Alles oder nichts – ein „Dazwischen“ gibt es fast nie, wie die Schicksale vieler einstiger Marktführer dokumentieren. Sony, Nokia oder Blackberry – der Aufprall war hart, nachdem der Zenit überschritten war.

Für Tumblr-Mitbegründer Macro Arment ist besonders der letztere Fall des früheren Smartphone-Platzhirsches wegweisend, wie der vielzitierte iOS-Entwickler in einem Blogbeitrag mit dem Titel „Blackberrys Schicksal vermeiden“ diskutiert.

Ist Apple auf dem Weg zum neuen Blackberry? 

Allein der Vergleich dürfte bei Apple-Fanboys reflexartig den Blutdruck ansteigen lassen: Den gefallenen Smartphone-Hersteller, der gerade noch 3,5 Milliarden Dollar wert ist, und Apple, inzwischen wieder der wertvollste Konzern mit einem Börsenwert von 520 Milliarden Dollar, in einem Atemzug zu nennen, klingt zunächst nach einem schlechten Scherz.

Vielleicht ist der Vergleich auf lange Sicht indes nicht so abwegig wie er heute erscheint: Als Apple das iPhone im Januar 2007 vorstellte, dominierte das damals noch als Research in Motion firmierende kanadische Vorzeige-Unternehmen den Smartphone-Markt mit seiner Email-Maschine Blackberry nach Belieben – Allzeithochs zu einem Börsenwert von 100 Milliarden Dollar waren die Folge.

Das iPhone pulverisierte die gesamte Mobilfunk-Industrie

Dann kam das iPhone – und veränderte buchstäblich alles. Es war nicht nur das futuristische Design eines berührungssensitiven Displays, auf dem sich schreiben ließ – es war vor allem das User Interface, bestehend aus Apps, die die Mobilfunk- und Tech-Industrie in der Folge komplett umkrempelten und sowohl Blackberry als auch Handy-Pionier Nokia zu Fall brachten.

Schnellvorlauf in die Gegenwart und nahe Zukunft: Was Apple nach Arments Einschätzung zum neuen Blackberry machen könnte, ist das nächste große Ding in der Techwelt, das Apple zu verpassen droht.

Wetten auf das nächste große Ding

„Heute schließen Amazon, Facebook und Google große Wetten auf Künstliche Intelligenz (AI), allumfassende persönliche Assistenten und Sprach-Interfaces ab, in der Hoffnung, dass sie die nächsten großen Anwendungen für unseren Geräte werden“, schreibt Arment. Amazons Echo, Googles sprechender Assistent Home und Facebooks Chatrobot-Initiativen unterstreichen die großen Ambitionen der drei wertvollsten Internetkonzerne der Welt.

Apple wettet dagegen weiter auf das nächste und übernächste iPhone – und vielleicht in einem halben Jahrzehnt auf ein Elektroauto, das sich gegen Tesla und Googles selbstfahrendes Auto beweisen muss.

 „Wenn Google mit seiner Wette Recht bekommt, hat Apple ein großes Problem“

Die Internet-Dienste stechen dagegen weiter kaum hervor – und wenn, dann nur als Ärgernis. „Apple ist im Bereich von Big Data-Diensten, AI und der Suche schwach aufgestellt und zeigt beunruhigenderweise wenig Ambitionen, das zu ändern “, resümiert Arment.

Google ist dagegen extrem gut darin zu antizipieren, wohin der Puck als nächstes kommt“, greift Arment das von Steve Jobs gern verwendete Wayne Gretzky-Zitat auf. „Wenn Google mit seiner Wette Recht bekommt, hat Apple ein großes Problem“, folgert der renommierte Tech-Entwickler.