… hat Barack Obama einen neuen Facebook-Auftritt?

Einmal die Woche hinterfragt die Redaktion eine Meldung aus der Welt der Marken, des Marketings oder aus den Sozialen Netzwerken. In dieser Woche nehmen wir den neuen Facebook-Auftritt von US-Präsident Barack Obama unter die Lupe

Barack Obama ist so etwas wie der Hipster unter den US-Präsidenten: Seine erste Präsidentschaftskampagne ließ Typo- und Designliebhaber Tränen in die Augen treten, den Helikopter betritt er gerne mal mit einem Take-Away-Kaffee und für seine Gesundheitsreform warb Obama auf Buzzfeed – mit Selfiestick.

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Es ist also kein Wunder, dass der US-Präsident auch die sozialen Netzwerke für sich entdeckt hat. Wo sonst können Politiker so zeitgemäß mit den Wählern kommunizieren? Auf Twitter versendet sein Team Kurzbotschaften, auf Facebook betreibt es eine Politiker-Seite. Mit selbst verfassten Botschaften hält sich der US-Präsident bislang eher zurück. Auf Twitter veröffentlicht er gelegentlich eigene Tweets unter dem Kürzel -bo. Auf Facebook überließ Obama das aber seinem Team. Zumindest bislang. Seit Montag ist nun die Facebook-Seite President Obama online. Darauf soll die menschliche Seite des Präsidenten dargestellt werden. In seiner ersten Videobotschaft gibt sich der Chef des Weißen Hauses dann auch betont locker. Doch warum veröffentlicht Obama gerade jetzt seine neue Seite? Zu Wahlkampf-Zwecken kann es nicht sein, schließlich darf der Präsident nicht noch einmal kandidieren. 4 Thesen warum er dennoch Social Media für seine Zwecke nutzt:

1. Habt mich lieb!

Obwohl Barack Obama zu Beginn seiner Amtszeit viele US-Amerikaner von sich überzeugen konnte, sieht es einem Jahr vor Ende seiner Präsidentschaft nicht so rosig aus. Wie „Spiegel Online“ berichtete, ist der US-Präsident sogar noch unbeliebter bei seinem Volk, als sein Vorgänger George W. Bush jr. Und das will etwas heißen. Schließlich fiel die Finanz- und Wirtschaftskrise in die Bush-Zeit. Der von ihm befehligte Irak-Krieg war auch in den USA umstritten und sein Krisenmanagement nach dem Hurrikan Katrina in der Kritik. Trotzdem liegt Obama hinter Bush. Die Facebook-Seite könnte ein Versuch sein, mit der „Mann-von-Nebenan“-Marketingmethode wieder bei der Beliebtheit zu punkten.

2. Hört mir zu!

Die Gesundheitsreform hat er durchgesetzt, das Atom-Abkommen mit dem Iran ausgehandelt und sogar schon einen Friedensnobelpreis erhalten. Andere Ziele hat er nicht erreicht: Guantanamo, der Schandfleck in der Karibik, ist immer noch da und eine Einwanderungsreform konnte er auch nicht durchsetzen. Sicherlich ist das auch Schuld der blockierenden Republikaner. Manch ein US-Amerikaner ist dennoch von ihm enttäuscht. Der „Tagesspiegel“ bescheinigt Obama eine gemischte Bilanz und zitiert Yale-Professor David Bromwich: „Eines der am wenigsten kontroversen Dinge, die man über Barack Obama sagen kann, ist, dass er besser Wahlkampf geführt, als regiert hat“. Es ist also kein Wunder, dass Obama seine erste Videobotschaft zu einem Aufruf zum Klimaschutz nutzt. So als wolle er via Facebook noch einmal hervorheben, was er alles geleistet und noch auf dem Plan hat – für sein letztes Jahr.

3. Ich bin auch noch da!

Hillary Clintons Wahlkampfteam hat erkannt, was soziale Netzwerke für den Wahlkampf bedeuten. Auf Facebook schreibt sie unter dem Kürzel -H immer mal wieder persönliche Botschaften, genauso wie auf Twitter und Instagram. Zwar berichtet die „Frankfurter Allgemeine“, dass Clinton genauso unbeliebt ist wie der Präsidentschaftsbewerber-Troll Donald Trump, aber vielleicht ärgert es Obama dennoch, dass Hillary so viel Aufmerksamkeit bekommt.

4. Ich brauche einen Job!

Zwar dürfte sich Obama nach seinem Ausscheiden aus dem Amt keine Sorgen um seine finanzielle Zukunft zu machen. Dennoch besteht natürlich die Gefahr, als Politik-Rentner, Redner oder x-beliebiger Berater sein Dasein zu fristen. Für den dann ehemals mächtigsten Mann der Welt eine ziemlich geringfügige Beschäftigung. Mit der Facebook-Seite kann Obama Themen ansprechen, die sein Profil wieder schärfer würden (s. Hört mir zu!). Dann klappt’s bestimmt auch mit einer angemessenen Anschlussanstellung.

Über mangelndes Publikum muss sich der Noch-Präsident jedenfalls nicht beklagen. Seit Montag klickten fast 980.000 Menschen „Gefällt mir“. Zu den ersten Gratulanten gehörte auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg: „Welcome, President Obama! I’m excited that you’ve joined our community, and I look forward to seeing how you engage with people here on Facebook.“ Man darf also gespannt sein, wie Obama den Kanal schlussendlich nutzen wird.