Können Sie einen maschinell generierten Text von einem Text unterscheiden, den ein Mensch geschrieben hat? Meinen Sie wirklich? Seit ChatGPT dürfte das ohne Hilfsmittel nahezu unmöglich sein. Künstliche Intelligenz schließt rasend schnell – manche sagen auch, beängstigend schnell – zu menschlichen Kommunikationsfähigkeiten auf.
Der aktuelle Technologieschub dürfte auch einer bisher enttäuschend vor sich hin dümpelnden Entwicklung neues Leben einhauchen: dem so genannten Conversational Commerce. Gemeint ist damit, dass Kommunikationsmedien eingesetzt werden, um die Abverkäufe zu unterstützen oder sogar abzuwickeln. Nutzer*innen durch Konversation zum Kauf führen, kann via Chatbot und Messenger auf jedem Endgerät stattfinden. Auch Sprachassistenten wie Siri oder Alexa können für einen Conversational Commerce eingesetzt werden. Die Entwicklung nimmt Fahrt auf. Endlich.
Conversational Commerce braucht KI
Diverse Analysen offenbaren, dass insbesondere die WhatsApp-Interaktionen in E-Commerce-Umfeldern deutlich angestiegen sind. Doch der Weg ist weit: Ein Report des Tech-Anbieters Vonage zeigte kürzlich, dass nur 45 Prozent der Konsument*innen mit der Kommunikation der Firmen sehr zufrieden sind. Befragt wurden 5.000 Verbraucher*innen in elf Ländern. Zu oft hakt es noch: beispielsweise müssen Kund*innen häufig das gleiche Anliegen mehrmals vortragen, bis es verstanden und bearbeitet wird, von langen Wartezeiten ganz zu schweigen.
Dass digitale Dialog-Angebote die Kommunikation deutlich verbessern können, ist unbestritten. In einer mobilen Welt wären Unternehmen nun gut beraten, auch WhatsApp und andere Messenger-Dienste anzubinden. Mit Hilfe KI-basierter Chat-Bots könnte man den Dialog mit den Kund*innen endgültig auf ein neues Service-Level heben. KI-gestützte Dialogsysteme können Konsument*innen im Kaufentscheidungsprozess Hilfestellung geben, Problemlösungen anbieten und Fragen beantworten. Blitzschnell und effizient.
Bei der rasanten Evolutionsgeschwindigkeit Künstlicher Intelligenz bleibt allerdings zu hoffen, dass niemand über das Ziel hinausschießt: Dass eine völlig entfesselte KI gutgläubigen Kund*innen überteuerte Kochtopfsets, unnötige Lattenroste oder dutzende Zeitungs-Abos gleichzeitig aufschwatzt – das wäre nicht im Sinne selbst der größten Conversational-Commerce-Befürworter.
Schon gehört?
OpenAI – das Unternehmen hinter dem gehypten ChatGPT – hat ein neues Tool eingeführt, das unterscheiden kann, ob ein Text von einem Menschen geschrieben oder von einer Künstlichen Intelligenz generiert wurde. Auch KI-Texte anderer Anbieter sollen erkannt werden. Noch ist die Lösung dem Anbieter zufolge nicht zu 100 Prozent zuverlässig, doch die Trefferquote verbessere sich mit zunehmender Textlänge. Bisher wird das Tool nur für englischsprachige Texte empfohlen.
Neben geschriebenen Inhalten gibt es auch im Audio-Bereich neue Entwicklungen, in diesem Fall allerdings eine weniger erfreuliche: Ad Fraud. Die Mess- und Analyseplattform DoubleVerify (DV) hat einen erstmals groß angelegten Betrugsversuch mit Audio-Werbung aufgedeckt. Das Betrugsschema „BeatSting“ beruht auf Server-Side Ad Insertion (SSAI) und zielte 2019 ursprünglich auf Connected-TV-Inventar ab. Nun wurde von Betrüger*innen hochwertiges Audio-Inventar vorgetäuscht. Wenn ein Advertiser ein Gebot für fingierte Ad-Requests abgab und den Zuschlag erhielt, wurde seine Werbeausgabe für eine unechte Werbechance verschwendet. Seit das Fraud Lab von DV das Betrugssystem im Jahr 2019 erstmals identifizierte, sollen der Werbebranche geschätzt mehr als 20 Millionen US-Dollar entzogen worden sein.
Übrigens: Zu den drei größten Herausforderungen für digital werbende Unternehmen zählt mittlerweile die Nachhaltigkeit; sie rangiert direkt hinter dem cookielosen Targeting und der Messung. Das ist ein Ergebnis des aktuellen IAB-Reports zur Nachhaltigkeit in der digitalen Werbung. 55 Prozent der digitalen Werbeunternehmen haben demnach begonnen, ihre CO2-Emmissionen zu reduzieren oder sie haben bereits sogar erhebliche Fortschritte gemacht. Allerdings messen 51 Prozent der Unternehmen bisher nicht, wie viel Emissionen durch das Ausliefern digitaler Anzeigen entstehen. Das ist sicher noch ausbaufähig …
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