Die Geschichte hinter dem Markennamen Camel 

Meilenweit für ein Kamel? Die Geschichte der 1913 gegründeten Zigarettenmarke Camel ist eng mit der Entwicklung der modernen Tabakindustrie verbunden. Nicht nur, weil es sie als erste im Zwanzigerpack gab.
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Ab 1968 wurde die Camel erstmals auf dem deutschen Markt und dann europaweit angeboten. (© Camel, Montage: Olaf Heß)

Camel wurde erstmals im Jahr 1913 von der amerikanischen Firma R. J. Reynolds Tobacco Company auf den Markt gebracht und spielte eine bedeutende Rolle bei der Popularisierung von vorgefertigten Zigaretten in den Vereinigten Staaten und später weltweit. Camel war die erste Marke, die in Zwanzigerpackungen statt der damals üblichen Fünfer- oder Zehnerpackungen verkauft wurde. Dies wurde von den meisten anderen Marken innerhalb kurzer Zeit übernommen. 

Der Name und das Logo, ein Dromedar in einer Wüstenlandschaft, wurden gewählt, um Exotik und Abenteuerlust zu vermitteln, Werte, die zu dieser Zeit bei vielen Verbrauchern beliebt waren. Außerdem sollte dadurch auf einen Anteil an Orienttabak in der American-Blend-Mischung hingewiesen werden. Weitere Bestandteile waren Virginia- und Burleytabak. Das Dromedar, das bekannterweise zur Familie der Kamele zählt, war zudem ein grandioser Werbeträger. 

GIs sorgen in Deutschland für Markenbekanntheit 

Der besonders einprägsame Slogan von Camel lautete schon seit 1921 „I’d walk a mile for a Camel“. Auch in Deutschland hieß es später in den 1970er-Jahren: „Ich laufe meilenweit für eine Camel“, dabei schlug der sitzende Protagonist im Abenteuer-Outfit die hochgelegten Beine übereinander und man sah ein Loch in der Sohle seiner Stiefel. 

Camel wurde in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg hauptsächlich durch die amerikanischen GIs bekannt und war lange nur über den grauen Markt erhältlich. 

Ab dem 27. August 1968 wurde von der Kölner Zigarettenfabrik Haus Neuerburg KG die Camel erstmals auf dem deutschen Markt und dann europaweit angeboten. Hierdurch konnte der unrentabel hohe Tabakzoll vermieden werden. Die Produktion erfolgt bis heute in Trier. 

Die Erfindung der Camel Trophy Rallye 

Die Camel Trophy war eine imagebildende Rallye mit Expeditionscharakter, die 1980 eingeführt wurde. Sie basierte auf einem Konzept der Düsseldorfer Werbeagentur Team/BBDO und fand bis 1999 in unterschiedlichen exotischen Gegenden statt. Co-Sponsor der Rallye, für deren Teilnahme sich auch Amateure bewerben konnten, war Land Rover. Zu den Austragungsorten zählten unter anderem Borneo, Sumatra, das Amazonas-Gebiet, die Mongolei, Peru und Australien. 

Mit dieser Art des Event-Marketings war Camel Wegbereiter für spätere Marken und Vorbild für Livestyle-Brands wie etwa Red Bull. 

Seit Anfang der 1990er-Jahre ist Camel außerhalb der USA eine Marke von Japan Tobacco International (JTI). Die Tabakmischung der nicht-amerikanischen Camel enthält weniger Orienttabak und einen höheren Anteil Burley. 

Kritik am Tabakmarketing führt zu Werbebeschränkungen 

Mitte der 1990er-Jahre geriet Camel in die Schlagzeilen mit der Einführung der „Joe Camel“-Werbekampagne, die für ihre Darstellung eines Cartoon-artigen Kamels kritisiert wurde, das angeblich darauf abzielte, junge Menschen zum Rauchen zu ermutigen. Diese Kontroverse führte zu verstärkter öffentlicher Aufmerksamkeit und Kritik am Tabakmarketing, was letztendlich zu strengeren Werbebeschränkungen für Tabakprodukte in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern führte. 

Im Januar 2017 wurde bekannt gegeben, dass der britische Tabakkonzern British American Tobacco (BAT) seinen US-Konkurrenten Reynolds aufkaufen würde, inklusive der Marke Camel. Der Kaufpreis betrug rund 50 Milliarden US-Dollar. 

Camel Active: Markentransfer von Tabak zu Bekleidung 

Camel gelang im Rahmen von Lizenzvergaben auch ein inhaltlicher Markentransfer vom Tabak zu Bekleidung und Accessoires. Unter dem Modelabel Camel Active werden Bekleidung, Taschen und Brillen vermarktet. Von 2001 bis 2019 besaß Seidensticker die Master-Lizenz an der Marke und lizenzierte sie über die Tochtergesellschaft CMLC (Camel Active Master License Corporation) GmbH weiter. So werden Camel Shoes für Camel Active Footwear zum Beispiel von Gabor Shoes hergestellt und Uhren von Mondaine. 2020 ging die Master-Lizenz inklusive der CMLC an die Bültel Gruppe im niedersächsischen Salzbergen über. 

Zigaretten gibt es weiterhin von Camel, seit 2015 auch E-Zigaretten mit einem blauen Logo. Wie lange es überhaupt noch klassische Zigaretten offiziell am Markt geben wird, ist schwer zu prognostizieren – die Marke Camel hat in jedem Fall das Potenzial, auch mit anderen Inhalten zu überleben. 

Dr. Bernd M. Samland ist Gründungsgeschäftsführer von Endmark und verantwortet seit 30 Jahren die Entwicklung von mehr als 2000 Markennamen. Er ist Fachbuchautor sowie Lehrbeauftragter und Gastdozent an mehreren deutschen und österreichischen Hochschulen. Sein Buch zur Kolumne titelt „Warum heißt die Marke so“ und ist mit einhundert der besten Storys zu bekannten Markennamen bei Heel / dfv erschienen.