China first: Die Stars Tencent und Alibaba stehlen Amazon und Facebook die Show

2017 war ein absolut bemerkenswertes Jahr für die Digitalwirtschaft. Allerdings wurden die fünf großen US-Stars in der Performance von zwei Vorzeigekonzernen aus China in den Schatten gestellt. Ein Blick auf die erfolgreichsten Aktien hochkapitalisierter Internet-Unternehmen 2017.
So sehen Sieger aus: Tencent-Chef Pony Ma Huateng

5. Facebook: + 53 Prozent

2017 war kein einfaches Jahr für Mark Zuckerberg, der fast die ganzen zwölf Monate über für Facebooks Rolle bei der US-Wahl, der Verbreitung von Fake News und der möglichen Spaltung der Gesellschaft kräftigen Gegenwind erhielt. Rein wirtschaftlich läuft es beim weltgrößten Social Network indes blendend.

Auch im jüngsten Quartal  konnte Facebook die Erwartungen der Wall Street scheinbar spielend leicht übertreffen. Bei Umsätzen von über 10 Milliarden Dollar konnte der Social Media-Gigant bereits einen Rekordgewinn von knapp 5 Milliarden Dollar einfahren. Auch nach knapp 14 Jahren wächst der US-Internetpionier weiter rasant: Die Umsätze legten zuletzt immer noch um 47 Prozent, die Gewinne sogar um fast 80 Prozent zu.

4. Amazon: + 57 Prozent

Ebenfalls ein Jahr in Überschallgeschwindigkeit hat der reichste Mann der Welt hinter sich. Jeff Bezos durchbrach wegen der rasanten Kurszuwächse des von ihm 1994 gegründeten E-Commerce-Giganten Amazon vor wenigen Wochen bereits die historische Vermögensschwelle von 100 Milliarden Dollar – aktuell liegt der 53-Jährige minimal darunter.

Amazons spektakuläre Erfolgsstory gewann in den vergangenen zwölf Monaten weiter an Dynamik: Von Quartal zu Quartal kann der Internetpionier die Wall Street mit besser als erwarteten Quartalsergebnissen überraschen – so auch zuletzt Ende Oktober. Konzernchef Jeff Bezos konnte sich zuletzt immer noch über ein Umsatzplus von 34 Prozent freuen – den größten Zuwachs seit fünf Jahren. Die Cloudsparte AWS bleibt wie in den vergangenen Jahren Wachstumstreiber, aber auch das Werbegeschäft entwickelt sich für Amazon immer mehr zur Wachstumshoffnung.

3. PayPal: + 89 Prozent

Die einstige eBay-Tochter PayPal legte weitgehend unbeachtet eine der spektakulärsten Erfolgsstorys des Internetjahres hin. Dank eines beachtlichen Kursplus‘ von knapp 90 Prozent konnte der boomende Bezahldienst  seine Marktkapitalisierung fast verdoppeln und mit einem Börsenwert von knapp 90 Milliarden Dollar gestandene Internetpioniere wie Netflix und Priceline überflügeln.

Dagegen fallen die Zuwächse im Geschäftsverlauf eher solide aus: Die Umsätze im jüngsten Quartal zogen lediglich um 21 Prozent an, während das Gewinnwachstum im September-Quartal um 31 Prozent zulegte, dabei aber die Analystenschätzungen erneut übertraf. Vor allem die Bezahl-App Venmo gilt als PayPals Wachstumstreiber. Lohn der Geschäftsentwicklung: PayPal ist an der Wall Street inzwischen mehr als doppelt so viel wert der frühere Mutterkonzern eBay.

2. Alibaba: + 96 Prozent

Die Fixierung auf die führenden US-Digital-Champions, die zuletzt auch im neuen Buch „The Four“ von Marketing-Professor Scott Galloway ihren Ausdruck fand, greift unterdessen zu kurz. Im Reich der Mitte schwangen sich in den vergangenen zwölf Monaten die beiden wertvollsten Internetkonzerne auf,  die Phalanx des Silcon Valley zu brechen.

Wie bei Tencent entwickeln sich die Geschäfte auch bei Alibaba weiter prächtig. Der Online-Marktplatz-Betreiber übertraf mit seinen Quartalszahlen im Jahresverlauf immer wieder die Analystenschätzungen und stellte für das Gesamtjahr 2017 zuletzt ein Umsatzwachstum von 49 bis 53 Prozent in Aussicht. Anleger belohnten die starken Zahlenwerke des von Jack Ma vor 18 Jahren gegründeten E-Commerce-Giganten an der Wall Street mit weiteren Kursausschlägen von in der Spitze über 100 Prozent.

1. Tencent: + 114 Prozent

Mit einem Kursplus von sogar 114 Prozent seit Januar ist Tencent ohne jede Frage der große Aufsteiger des Internet-Jahres 2017. Dabei stand die WeChat-Konzernmutter lange im Schatten des einheimischen E-Commerce-Riesen Alibaba, dem vor drei Jahren noch der größte Börsengang aller Zeiten gelang und seinen Börsenwert seit Januar ebenfalls fast verdoppeln konnte.

Das 1999 gegründete Start-up, das zunächst mit dem Instant Messenger OICQ von sich reden machte, ist nicht irgendein Nachahmer neuer Web-Trends aus dem Silicon Valley, sondern die eigentliche Essenz des chinesischen Internets in einem Unternehmen. Tatsächlich besitzt Tencent mit WeChat (980 Millionen Nutzer) den meistverwendeten Messenger Asiens, mit Wallet das in China am meisten verbreitete mobile Bezahlsystem und verfügt über einige der erfolgreichsten Gaming-Angebote der Welt.

Warum sich die Aktie des Anbieters der beliebten Messenger-App seit Januar mehr als verdoppelt hat, unterstrich die  jüngst vorgelegte Geschäftsbilanz für das abgelaufene dritte Quartal. Um enorme 61  Prozent konnte Tencent seine Umsätze zwischen Anfang Juli und Ende September erneut steigern und damit die Analystenschätzungen, die noch bei einem Plus von 50 Prozent gelegen hatten, deutlich überbieten.

Angetrieben durch die rasanten Kursgewinne konnte sich Tencent im Jahresverlauf nicht nur unter den zehn wertvollsten Konzernen der Welt etablieren – Ende November folgte gar erstmals der symbolische Einfall in die Top Fünf, als der WeChat-Mutterkonzern Facebook kurzfristig überholte. Bis Jahresende lieferte sich Tencent mit Facebook einen packendern Zweikampf um den fünften Platz der Börsenwelt: Mit einem Börsenwert von inzwischen 520 Milliarden Dollar lag der chinesische Internet-Pionier gestern hauchdünn vor dem weltgrößten Social Network.

Twitter mit Comeback, Snap mit Absturz des Jahres

Ebenfalls ein starkes Jahr verbuchten die Tech- und Internetpioniere Apple (+ 47 Prozent), Microsoft (+ 37 Prozent) sowie Alphabet (+ 34 Prozent) und Netflix(+51 Prozent).

Dem Dauer-Internet-Prügelknaben Twitter gelang unterdessen 2017 vor allem wegen Turnaround-Signalen im letzten Quartal ein beachtliches Comeback mit einem Kursplus von inzwischen 49 Prozent, während Snapchat-Mutter Snap das Börsendebüt vermasselte und seit dem IPO im März 12 Prozent unter dem Ausgabekurs und 39 Prozent unter der Erstnotiz notiert.