Brief an mein jüngeres Ich, Folge 18: Saskia Diehl 

Im Brief an sich selbst blicken bekannte Köpfe aus dem Marketing zurück. Heute: Saskia Diehl. Die Geschäftsführerin der GMK Markenberatung schreibt über Angst als Ratgeber, Rollen und richtige Fehler.
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Die junge Saskia Diehl soll sich auf keine Rolle festlegen lassen - so der Rat ihres heutigen Ichs. (© GMK Markenberatung, Montage: Katharina Höhner)

Liebe Saskia, 

ich schreibe dir aus der Zukunft. Und freue mich, dir sagen zu können: Es geht dir gut, du bist erfolgreich und sehr glücklich mit dem, was du tust. Dennoch glaube ich, dass dir dieser Brief auf deinem Weg vielleicht manches erleichtern wird. 

Vielleicht erreicht dich mein Brief, als dir gerade jemand sagt, dass du „die Strategin“ bist. Und deshalb das Kreativsein besser anderen überlassen solltest. Vielleicht erreicht dich mein Brief, als dir gerade jemand sagt, dass du „die Frau“ bist. Und deshalb in einer männerdominierten Businesswelt nicht zu auffällig sein solltest, nicht anecken solltest, nicht zu laut sein solltest. 

Vielleicht erreicht dich mein Brief, als du dir selbst gerade sagst, dass du bestimmt niemals Unternehmerin sein wirst, weil das eher etwas für Menschen aus Unternehmerfamilien ist. Und warum solltest du das auch können? 

Ich verrate dir jetzt mal was: Lass dich nicht auf irgendwelche vorgegebenen Rollen festlegen. Nicht auf Rollen, die die Gesellschaft für dich vorgesehen hat, nicht auf Rollen, in denen dich vielleicht deine Familie oder Freunde gerne sehen würden. Nicht auf Rollen, auf die dich Geschäftspartner oder Kunden festschreiben wollen. Denn diese Rollen limitieren deinen Spielraum, deine Möglichkeiten und dein Wachstum.

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Saskia Diehl ist Geschäftsführerin der GMK Markenberatung.

Angst ist kein guter Ratgeber. Wieso glaubst du eigentlich, dass du die Einzige bist, die unsicher ist? Unsicherheit verbindet uns alle. Jeder kämpft einen Kampf, von dem du nichts weißt. Und schau doch einfach mal zurück, wie viele gute Entscheidungen du getroffen hast. Und die schlechten? Haben mitunter verdammt viel Spaß gemacht.  
 
Du wirst häufig erstaunt hören, dass es für alle anderen so aussieht, als gingest du furchtlos durch die Welt. Du probierst Dinge aus, machst Erfahrungen und bewertest hinterher, ob es etwas ist für dich. Du fühlst dich sicher, wenn du dich auf deinen Verstand verlassen kannst. Aber du wirst sehen: Auch der Bauch ist ein richtig guter Ratgeber. Trau dich: Hör hin und hör auf ihn! 

Was ist das für ein verrückter Anspruch, alles richtig machen zu wollen. Eines ist sicher: Du wirst Fehler machen. Herzlichen Glückwunsch, du bist ein Mensch! Und du wirst etwas daraus lernen. Du kannst also getrost aufhören, selbst deine strengste Jury zu sein. 

Sei laut, wenn du laut sein willst – das heißt nicht, dass du nicht auch leise sein und zuhören kannst. Sei weiblich, wenn du weiblich sein willst – das heißt nicht, dass du nicht auch die härteste Verhandlerin am Tisch sein kannst. Sei witzig und unkonventionell – es schließt ganz und gar nicht aus, dass du strategisch einfach top sein kannst. 

Akzeptiere dich einfach so, wie du bist. Frei von irgendwelchen Rollen, die irgendjemand da draußen sich ausgedacht hat. 

Weißt du was? Alles wird gut. 

Liebe Grüße, Saskia