AR, VR, Metaverse: Das Interesse an immersiven Technologien steigt

Dank der Entwicklung immersiver Technologien wie Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) werden digitale Umgebungen immer realistischer. Unternehmen sollten das für sich nutzen, denn das Interesser der Verbraucher*innen steigt.
Kommerzielle Anwendungen des Metaverse stecken noch in den Kinderschuhen, doch sie werden sich rasant entwickeln. (© iStockphoto)

Die Weiterentwicklung immersiver Technologien sollte bei Unternehmen beispielsweise aus dem Einzelhandel sowie aus dem Konsumgüter- und Reisebereich Investitionen in neue digitale Fähigkeiten und Kund*innenerfahrungen auf den Plan rufen. Denn: Die entsprechenden Technologien wie Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR), die die physische und die virtuelle Welt miteinander verschmelzen lassen, erfahren eine zunehmende Akzeptanz im Alltag von Verbraucher*innen.

79 Prozent interessieren sich für Einkäufe im Metaverse

Wie die aktuelle Studie Global Consumer Pulse Survey* des Beratungsunternehmens Accenture ergab, haben fast zwei Drittel der befragten 410 deutschen Verbraucher*innen (61 Prozent) im vergangenen Jahr bereits ein virtuelles Produkt oder eine Dienstleistung gekauft oder an einem virtuellen Event teilgenommen. Und diese Tendenz werde laut Accenture voraussichtlich weiter zunehmen, wie die folgenden Studienergebnisse andeuten:

Marken werden das Metaverse erobern

Neben diesen Ergebnissen ist laut der Accenture Technology Vision 2022** („Meet Me in the Metaverse: The Continuum of Technology and Experience Reshaping Business“) mehr als jede zweite konsumierende Person (55 Prozent) weltweit der Meinung, dass sich Alltag und Lebensweise immer mehr in die virtuelle Welt verlagern. Die überwiegende Mehrheit (90 Prozent) der Führungskräfte im Einzelhandel geht davon aus, dass führende Marken die virtuelle Welt erweitern werden, um sie realistischer zu gestalten. Damit steigt laut Accenture auch der Bedarf an einer kontinuierlichen und nahtlosen Navigation zwischen der digitalen und der realen Welt.

Weitere 72 Prozent der Führungskräfte weltweit sind der Meinung, dass sich das Metaverse positiv auf ihre Organisationen auswirken wird. Fast jede*r Zweite (45 Prozent) denkt sogar, dass das Metaverse eine bahnbrechende oder transformierende Wirkung haben wird.

„Die Metaverse-Ära hat begonnen. Für konsumentennahe Unternehmen geht es nicht länger um die Frage, ob sie in das Metaverse investieren wollen, sondern wie“, sagt David Holtmann, Geschäftsführer für Consumer Goods & Services bei Accenture in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Einzelhändler und Marken müssten nun „umdenken und testen, was die neuen immersiven Möglichkeiten für ihre Kund*innen und letztendlich für ihr Geschäft bedeuten könnten“. Holtmann sagt: „Neben neuen Verkaufsmöglichkeiten kann das Metaverse auch dabei unterstützen, die Kundenbindung zu stärken, zum Beispiel durch besondere Events und Erlebnisse, die über den reinen Kauf eines Produkts hinausgehen.“ Der Einzelhandel könnte beispielsweise personalisierte Erlebnisse schaffen, „indem er Livestream-Shopping-Events anbietet, bei denen Kund*innen nicht nur mit einem Markenbotschafter interagieren, sondern auch gleich in einer virtuellen Umkleidekabine etwas anprobieren, den Wunschartikel in den Warenkorb legen und zur Kasse gehen können“, sagt der Accenture-Experte.

Chancen für die Reisebranche

Accenture hat aus seinen Erhebungen auch Ableitungen für die Reisebranche getroffen. Laut der Studie ist fast jede*r zweite deutsche Verbraucher*in (40 Prozent) an virtuellen touristischen Angeboten interessiert, zum Beispiel an einer AR-unterstützten Sightseeing-Tour oder einer virtuellen Hotelbesichtigung. Bei Millennials liegt dieser Wert bei 55 Prozent, bei Babyboomern dagegen nur bei 29 Prozent. Für den Unterhaltungssektor gaben 44 Prozent der Verbraucher*innen an, dass sie bereits Eintrittskarten für ein Konzert, eine Show oder ein Sportereignis, das in einer virtuellen Welt stattfindet, gekauft haben oder planen dies in Zukunft zu tun.

„Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass das Metaverse das reale Reisen keinesfalls ersetzen soll. Es ist vielmehr dazu gedacht, ergänzende Erlebnisse zu vermitteln, die im Laufe der Zeit zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Reise-Ökosystems werden können“, sagt Jesko-Philipp Neuenburg. „Die Möglichkeit, virtuell die Erste Klasse oder die Lounge einer Fluggesellschaft zu erleben oder ein Hotel bzw. eine Ferienanlage zu erkunden, bietet die Chance, Menschen schon vor dem Antritt ihrer Reise zu begeistern und zu inspirieren“, glaubt der Leiter des Geschäftsbereichs Global Travel & Aviation Sustainability bei Accenture in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Durch diese Möglichkeit des „Hineinschnupperns“ vor der Reise, durch virtuelle Nachbildungen von Sehenswürdigkeiten und Museen oder die Gelegenheit, Teile der Natur zu erforschen, die man im realen Leben nicht ohne Weiteres erkunden kann, werde das Metaverse auch dazu beitragen, „ein intensiveres Reiseerlebnis zu schaffen“. „Das Metaverse kann helfen, die Erwartungen der Kund*innen nicht nur zu erfüllen, sondern zu übertreffen“, sagt Neuenburg.

Produkte für die reale und virtuelle Welt

„In einer Welt, in der das Digitale ebenso wichtig wird wie das Reale, stehen konsumentennahe Unternehmen vor der Herausforderung, Produkte, Dienstleistungen und Erlebnisse zu entwickeln, zu gestalten und zu vermarkten, die zwischen der realen und der virtuellen Welt umschalten können“, erläutert David Holtmann zusammenfassend.

Weiter betont der Accenture-Experte, dass die kommerziellen Anwendungen des Metaverse noch „in den Kinderschuhen“ stecken. „Doch sie werden sich rasant entwickeln, nicht zuletzt, weil Verbraucher*innen dies bereits heute erwarten. Erfolgreiche Marken arbeiten mit Verbraucher*innen und dem Metaverse-Ökosystem zusammen, um digitale Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die genau diese Erwartungen erfüllen“, sagt Holtmann


*Das Global Consumer Pulse Survey von Accenture liefert Einblicke in die Erwartungen, Stimmungen und das Verhalten von Verbraucher*innen zwei Jahre nach dem Beginn der Pandemie im März 2020. Die vom 7. bis 15. Februar 2022 durchgeführte Befragung umfasste eine repräsentative Stichprobe von 11.311 Verbraucher*innen aus 16 Ländern, die in den vergangenen sechs Monaten die Einkäufe für ihren Haushalt getätigt haben. Die Teilnehmer*innen waren gleichmäßig nach Geschlecht und Altersgruppen aufgeteilt.

**Für die Studie „Accenture Technology Vision 2022“ wurden weltweit 24.000 Verbraucher*innen zu ihrem Umgang mit Technologie im Alltag und zu ihren Einstellungen dazu befragt. Darüber hinaus führte Accenture eine Untersuchung unter 4650 Führungskräften und Geschäftsführer*innen aus 23 Branchen durch, um ihre Perspektiven und den Grad der Nutzung neuer Technologien in ihren Unternehmen zu ermitteln. Die Umfragen wurden von Dezember 2021 bis Januar 2022 in 35 Ländern durchgeführt.

AR, VR & Metaverse: In unserem crossmedialen Schwerpunkt #06/22 werfen wir einen kritischen Blick durch die Brille neuer Technologien.

(he, Jahrgang 1987) – Waschechter Insulaner, seit 2007 Wahl-Hamburger. Studierte Medien- und Kommunikationswissenschaften und pendelte zehn Jahre als Redakteur zwischen Formel-1-Rennstrecke und Vierschanzentournee. Passion: Sportbusiness. Mit nachhaltiger Leidenschaft rund um die Kreislaufwirtschaft und ohne Scheuklappen: Print, live, digital.