5 Fragen an Johannes Kliesch

Johannes Kliesch, Geschäftsführer von Snocks, spricht im Interview über Anpassungsfähigkeit im E-Commerce, Nachhaltigkeit und die Zukunft des physischen Einzelhandels.
Johannes Kliesch von Snocks über E-Commerce und Omnichannel im Marketing
Johannes Kliesch ist Gründer und Geschäftsführer von Snocks. (© Snocks)

Herr Kliesch, Snocks hat sich schnell im E-Commerce etabliert. Wie gehen Sie mit den stetigen Veränderungen im Verbraucherverhalten um?

Unser großer Vorteil ist, dass wir extrem gut darin sind, neue Trends zu erkennen und uns anzupassen. Wir sind als Amazon Brand gestartet, dann haben wir einen eigenen Shop gelauncht, anschließend haben wir verschiedene Sales Channels wie Meta Ads gepusht. Als schnell wachsendes Start-up hatten wir in den ersten Jahren sehr viel Rückenwind. Doch auch wir mussten in den vergangenen 18 Monaten viele Kosten genauer unter die Lupe nehmen. Aber am grundlegenden Geschäftsmodell mussten wir auch in der Wirtschaftskrise nicht viel verändern.

Was war die größte Herausforderung, die Sie persönlich beim Aufbau eines Omnichannel-Geschäftsmodells erlebt haben?

Es ist vor allem eine emotionale Herausforderung, die einzelnen Teams im Sinne der gesamten Firma auszurichten und dabei bei allen unterschiedlichen Kanälen die richtige Priorisierung zu treffen. Beispiel: In diesem Jahr sind wir im Onlineshop stark gewachsen und bei Amazon hatten wir in den ersten sechs Monaten minus 5 Prozent. Warum? Zu wenig Fokus darauf, zu wenig neuer Content. An solchen Stellen muss ich als Geschäftsführer viel Aufklärungsarbeit leisten und die Teams unterstützen, damit sie nicht in die falsche Richtung loslaufen.

Nachhaltigkeit ist ein zunehmend wichtiges Thema, auch im E-Commerce. Wie integriert Snocks nachhaltige Praktiken in seine Geschäftsstrategie?

Wir haben uns im ersten Schritt darauf konzentriert, das Produkt nachhaltig zu machen. Dazu gehören Siegel wie GOTS, der Grüne Knopf und weitere. Danach haben wir angefangen, die Produktverpackungen und den Transport bis zum Endkunden zu optimieren. Nun versuchen wir, durch gezielte Maßnahmen auch in anderen Bereichen Veränderungen zu bewirken, etwa durch eine Reisepolicy, die Flüge auf ein Minimum beschränkt. Ich glaube, es ist für uns alle klar, dass nicht von heute auf morgen alles perfekt ist. Wir sind aber schon weit gekommen, wie auch unsere jährliche CO2-Bilanz belegt.

Wie gelingt Snocks die Kundenbindung in einer zunehmend digitalen Einkaufswelt?

Angefangen haben wir mit E-Mail-Marketing, gefolgt von WhatsApp-Marketing. Mittlerweile haben wir eine App, die Kunden mit Push-Benachrichtigungen immer wieder lockt, und einen Loyalty Club, in dem man Punkte sammeln kann, ähnlich wie bei Payback. Wir versuchen, die ganze Klaviatur von Kundenbindung zu spielen. Das ist gar nicht so einfach mit einem so unemotionalen Produkt wie Socken.

Wie sehen Sie die Zukunft physischer Einzelhandelsgeschäfte im Zeitalter des E-Commerce und was plant Snocks in diesem Bereich?

Gerade ist es im Handel überall schwer, Geld zu verdienen, egal ob online oder offline. Die richtigen Champions beherrschen beide Disziplinen. Wir denken das Thema Multichannel weiter und machen große und wichtige Schritte bei der Verzahnung aller Kanäle. 2024 wollen wir auf jeden Fall über eine Million Euro im stationären Einzelhandel umsetzen.

Das Interview wurde schriftlich geführt.

(amx, Jahrgang 1989) ist seit Juli 2022 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Er ist weder Native noch Immigrant, doch auf jeden Fall Digital. Der Wahlberliner mit einem Faible für Nischenthemen verfügt über ein breites Interessenspektrum, was sich bei ihm auch beruflich niederschlägt: So hat er bereits beim Playboy, in der Agentur C3 sowie beim Branchendienst Meedia gearbeitet.