Warum Unternehmen nicht nur einen ökologischen-, sondern auch ökonomischen Beitrag zum Gemeinwohl leisten sollten

„Wir wollen den Kunden ein nachhaltiges Leben erleichtern". Ikea und andere Marken, wie H&M oder Rewe setzen auf Nachhaltigkeit. Doch ist das wirklich immer eine gute Tat oder kalkulierte PR?
Ikea setzt seit Jahren auf Nachhaltigkeit. Doch ist das bei Großkonzernen nur eine Worthülse?

Im sogenannten „More sustainable Store“ in Kaarst dreht sich bald alles um nachhaltiges Leben und einen hohen Wohlfühl-Faktor. „Wir wollen den Kunden ein nachhaltiges Leben erleichtern und ihnen mit unseren Produkten zeigen, wie das gehen kann“, erklärt Store-Manager Stephan Laufenberg der Express.

Ikea bietet schon seit Jahren einige Produkte und Lösungen an um Energie, Wasser und somit auch Geld zu sparen. Dazu wird ein Großteil des Angebots aus Holz hergestellt. „Holz ist das Paradebeispiel für ein regeneratives System und damit für einen ressourcentechnisch geschlossenen Kreislauf“, weiß Markenexperte Kilian. Ikea selbst arbeitet daran, “ zu 100 Prozent ressourcen- und energieunabhängig zu werden, das heißt wir produzieren so viel Energie, wie wir durch unsere Tätigkeiten verbrauchen, und beziehen bis 2020 unser gesamtes Holz aus nachhaltigeren Quellen“. Ikea ist durch die schwedische Herkunft generell ein sehr sozialer Arbeitgeber und schon seit Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Doch nun machen sie das Thema zu ihrer Markenpräsenz. Ist das nun eine Nachhaltigkeits-Strategie, gute PR oder beides?

Den Standort pushen

„Da das neue Store-Konzept aktuell nur an einem neu geschaffenen Standort zum Tragen kommt, dürfte das aktuelle Vorgehen eher PR-Charakter haben, um den neuen Standort bekannt zu machen“, sagt uns Markenexperte Karsten Kilian. „Zugleich aber passt der Nachhaltigkeitsansatz sehr gut zur Marke. Ikea bringt sich auf geschickte Art und Weise ins Gespräch, adressiert ein gesellschaftlich hochrelevantes Thema, spricht neue Zielgruppen an und macht im Ergebnis deutlich, wofür Ikea steht“. So wird durch wiederverwertbare Thermobecher, Frischhaltedosen und Tragetaschen zum einen der Nachhaltigkeitsgedanke unterstützt, zum anderen das Do-it-yourself-Prinzip von Ikea verdeutlicht.

Kilian ist sich sicher, dass eine langfristige Strategie erst umgesetzt werden kann, wenn Ikea die bei den Kunden gut ankommenden Elemente der neuen Filiale, die kostengünstig realisierbar sind, schrittweise auf alle IKEA-Outlets übertragen würde.

 Kritik an Großkonzernen

Unterwäsche und T-Shirts in Bangladesch nähen lassen, aber auf Nachhaltigkeit setzen? Diese Kritik musste sich H&M schon oft anhören und auch bei Ikea ist das nicht anders: „Einerseits steht Ikea für Nachhaltigkeit, andererseits für Steuervermeidung, was aus gesellschaftlicher Sicht wenig nachhaltig ist, weshalb Ikea nicht nur einen ökologischen Beitrag zum Gemeinwohl leisten sollte, sondern auch einen ökonomischen – und Steuern auf Gewinne dort entrichten sollte, wo die Gewinne anfallen und nicht dort, wo so gut wie keine Steuern bezahlt werden müssen“, so Kilian.